Aufsehenerregend war der Aufmarsch der Oldtimer beim 47. Internationalen Borgwardtreffen am vergangenen Wochenende in Haßfurt. 125 Fahrzeuge aus dem letzten Jahrhundert drehten ihre Runden durch den Landkreis Haßberge. Stolze zehn Prozent der Raritäten auf vier oder sogar nur drei Rädern, nämlich 13 Borgwards & Co., kamen direkt aus der Kreisstadt. Damit aber noch nicht genug. Der stolze Besitzer Stephan Schnaus kann insgesamt sogar 20 historische Modelle sein Eigen nennen, darunter auch einige aus der Vorkriegszeit.
Es begann alles schon in der Kindheit
Die Liebe zu Autos des einstigen Borgward-Konzerns aus Bremen entdeckte Stephan Schnaus schon im Kindesalter. Seine Eltern Walter und Roswitha Schnaus hatten seinerzeit eine Lloyd-Vertretung mit Werkstatt und Tankstelle im Haßfurter Siedlungsgebiet. Die Modelle von Lloyd, Hansa und Goliath gehörten mit zu Borgward, die allesamt sehr beliebt waren. Auch Mutter Roswitha ließ es sich trotz ihres stolzen Alters von 92 Jahren nicht nehmen, beim jetzigen Borgwardtreffen dabei zu sein und in Erinnerungen zu schwelgen.
Mit einer Isabella ging es los
Mit einer silbernen Borgward-Isabella-Limousine TS Deluxe mit Schiebedach begründete Stephan Schnaus 1992 seine Sammlung.
Ein Jahr zuvor hatte der gelernte Kraftfahrzeug-Elektroniker seine Autowerkstatt in Haßfurt eröffnet und sich so auch die Möglichkeit geschaffen, die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge mit professionellem Equipment zu restaurieren.
Vier von 100 Modellen stehen in Haßfurt
100 Modelle der Borgward-Arabella gibt es noch in Deutschland, schätzt Stephan Schnaus, von denen er alleine vier Stück hat. Ebenso eine Isabella in der Kombivariante, von der nur 4700 Autos gebaut wurden. Der 60 PS starke Oldtimer mit seinem 1,5 Liter Motor steht heute optisch da, als ob er frisch vom Fließband käme. Unzählige Stunden hat Stephan Schnaus an Arbeit hineingesteckt, bis es so weit war. Motor und Getriebe, alles musste raus. Die Karosserie wurde sandgestrahlt und anschließend mit dem original blauen Farbton lackiert.
Kimberly ist begeistert von der Borgward-Technik
Stephan Schnaus’ Enthusiasmus hat auch seine sechs Mitarbeiter angesteckt. Allen voran die Auszubildende Kimberly Gardner, die mit ihren erst 16 Jahren ein Vielfaches jünger ist als die Sammelobjekte. „An den Borgwards kann ich sehr gut lernen, wie die Technik eines Autos funktioniert“, sagt die angehende Kfz-Mechatronikerin im zweiten Ausbildungsjahr. Begeistert zeigte sich Kimberly, als sie ihren Chef beim Borgwardtreffen bei der Organisation unterstützen durfte: „So viel schöne Autos auf einmal habe ich vorher noch nie gesehen.“
Und noch eine Frau hat Stephan Schnaus mit seinem Borgward-Fieber angesteckt.
Lissy Hohenhaus, seine Lebensgefährtin, nimmt gerne mal einen der Autoklassiker für eine Ausfahrt. Neben dem Wohnhaus des Paars erstrecken sich auf über 1000 Quadratmetern zwei Hallen, die gut beheizt die weiteren Schätze beherbergen.
Ein Ungetüm als Unikum
Zwar kein Borgward, aber ein Oldtimer und von den Außenmaßen das allergrößte Fahrzeug ist ein 50 Jahre alter MAN-Bus vom Typ 535. Im zerlegten Zustand, halb geschweißt und unten ohne Boden, hat ihn Stephan Schnaus erwerben können und in kurzer Zeit zu seiner Basis bei Oldtimertreffen umgebaut. Mit einem Anhänger und einem Borgward darauf ist das große Prachtstück immer der Hingucker schlechthin. Den 7,5 Liter Saugdiesel mit seinen 200 PS holt Stephan Schnaus rund zehn Mal im Jahr aus der Halle und verbringt darin jeweils einige Tage bei den Treffen mit seinen Oldtimerfreunden.
Mit einer Markise als Vordach, einem gemütlichen Holzofen mit ansteckbarem Außenkamin sowie einer modernen Innenausstattung lässt es sich gut aushalten. In zwei Wochen ist es erneut so weit. Dann werden wieder Erfahrungen, Tipps und Tricks ausgetauscht mit den Sammlerkollegen bei einem Wohnbustreffen in Blaustein bei Ulm.