Am Schweinfurter Baggersee ist es an diesem Vormittag ruhig, nur wenige Menschen liegen auf den Wiesen. Eine Mutter ist mit ihrem Sohn am Wasser, der Dreijährige spielt. „Ist hier immer so wenig los unter der Woche?“, fragt die Frau, die aus München kommt und gerade zu Besuch bei der Verwandtschaft ist. Vielleicht liege es an dem, was genau hier vor wenigen Tagen passiert ist: Zwei Mädchen, sechs und sieben Jahre alt, verunglückten bei einem Badeunfall. Trotz der schnellen Rettungsmaßnahmen starben beide später im Krankenhaus.

Ein komisches Gefühl sei es schon, jetzt hier zu sein, sagt die Münchnerin am Montag am Baggersee. „Eben, weil man noch nicht weiß, was passiert ist.“ Aber solange man die Ursache nicht kenne, „weiß ich nicht, wovor ich Angst haben sollte“. Sie selbst sei am Sonntag das erste Mal hier gewesen. Das Unglück habe sie „ehrlich gesagt ein bisschen verdrängt“.

Ein paar Meter weiter sind ein Vater und sein vierjähriger Sohn im flachen Wasser. „Nach so einem Vorfall schaut man noch mal mehr hin“, sagt der Mann. „Besser auf das Kind aufpassen, es nicht aus den Augen lassen.“

Keine Badeaufsicht, als das Unglück passierte

Eine ständige Badeaufsicht gibt es am Schweinfurter Baggersee nicht. Die Stadt Schweinfurt weist explizit an den Einstiegsstellen darauf hin, dass das „Baden und Schwimmen auf eigene Gefahr“ erfolgt. Die Wasserwacht, die ihren Posten etwa 300 Meter entfernt von der Unglücksstelle hat, ist durch die Ehrenamtlichen an Wochenenden und Feiertagen besetzt. Zum Zeitpunkt des Unfalls gab es keine Badeaufsicht.

Die beiden Mädchen waren mit ihren Eltern am Donnerstag am Schweinfurter Baggersee gewesen. Badegäste hatten gegen 20.15 Uhr zunächst Schwimmflügel und dann ein im Wasser treibendes Mädchen gesehen. Das Kind war sofort an Land gebracht worden. Erste-Hilfe-Maßnahmen wurden eingeleitet. Die Mutter des Mädchens hatte laut Polizei währenddessen im Wasser gestanden und nach ihrer zweiten Tochter gerufen. Ein Ersthelfer hatte schnell auch die kleine Schwester unter Wasser entdeckt und sie an Land gebracht.

Die beiden Mädchen waren noch vor Ort von Rettungsdienst und Notarzt versorgt und im Anschluss in Krankenhäuser gebracht worden. Die Siebenjährige starb am Freitag in der Klinik, ihre sechs Jahre alte Schwester am Samstag.

Polizei ermittelt wegen der Unglücksursache

Die Eltern der Mädchen sollen nun vernommen werden, sagt Philipp Hümmer vom Polizeipräsidium Unterfranken. „Sie waren bis Samstagabend bei ihrem Kind.“ Deshalb lasse man ihnen „erst einmal die Zeit, die sie brauchen“, so der Polizeisprecher. Wie genau das Unglück passieren konnte, werde aktuell ermittelt. Zur Frage, ob die Kinder schwimmen konnten, könne man noch nichts sagen. „Grundsätzlich, wenn wir noch keine Vernehmungen gemacht haben, ermitteln wir in alle Richtungen.“

In den sozialen Medien machte die Nachricht über den Badeunfall schnell die Runde. Nicht nur unzählige Beileidsbekunden sind in den Kommentarspalten zu lesen, auch viele Vorwürfe gegenüber den Eltern, wilde Spekulationen - bis hin zu Beleidigungen. Am Wochenende stellte das Polizeipräsidium Unterfranken unter seinem Post zum Unglück die Kommentarfunktion aus und schrieb dazu: „Die Spekulationen und teilweise Anschuldigungen in den Kommentaren helfen nach diesem tragischen Unfall niemandem weiter.“

Für diese Vorgehensweise „muss schon viel passieren“, sagt Polizeisprecher Philipp Hümmer. „Die haben sich nur noch untereinander angefeindet und auch ohne den Sachverhalt zu kennen, gegen die Eltern geschossen, die zu dem Zeitpunkt noch um das Leben ihrer Kinder gekämpft haben im Krankenhaus.“

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