Premiere begeistert Open-Air-Konzert mit Orgel-Lkw im Siebener Park Steffen Link und Marcus Wollman am Spieltisch der Orgel in Front des Orgel-Lkw, unterstützt beim Registerwechsel durch Margarethe Wollmann und kommentiert von Bernhard Hopf. // Thomas Dill von Thomas Dill TEILEN  15.05.2024 Bad Brückenau – 830 Pfeifen in 29 Registern verwandelten beim Orgelkonzert mit ihrem prächtigen Klang den blauen Himmel und das Grün des Parks in einen besonderen Orchesterraum oder ein Kirchenschiff. Eine gelungene Premiere unter freiem Himmel bei schönstem Wetter am Himmelfahrtstag konnte eine große Zahl von Zuhörern genießen: Auf dem Parkplatz des Siebener Parks war ein Siebentonner-Lkw geparkt, der in seinem Inneren eine komplette Kirchenorgel barg. Dekanatskantor Markus Wollmann hatte IdeeDie ungewöhnliche Idee hatte Dekanatskantor Markus Wollmann, der seine engen Verbindungen zum Ostheimer Orgelbauer Hoffmann und Schindler nutzte und die europaweit im Einsatz befindliche „Orgel auf vier Rädern“ erstmals nach Bad Brückenau holte.Mit seinen Organistenkollegen Dieter Blum, Matthias Braun und Steffen Link gestaltete er das auch für die Organisten außergewöhnliche dreistündige Freiluftkonzert. Durch das Programm führte launig und sehr sachkundig Pastoralreferent Bernhard Hopf, der sich selbst als „Hobbyorganisten“ bezeichnete, obwohl er seit Jahren zahlreiche Gottesdienste auch mit der Orgel musikalisch ausgestaltet.Orgelbaumeister Johannes Schindler erklärt Entstehung des InstrumentsOrgelbaumeister Johannes Schindler persönlich erklärte die Entstehung dieser Orgel auf Rädern der Orgelbauwerkstatt Hoffmann, und Schindler und beantwortete in den Pausen Fragen zu dem Instrument und seinen Einsatzmöglichkeiten. Rund 400.000 Euro kostet der „musikalische Lastkraftwagen“ und kann fast zu allen möglichen Gelegenheiten überall hinfahren. Selbst in einen Weinberg wurde er per Autokran bereits gehievt.Trotz stechender Sonne waren von Beginn des Konzerts an alle Sitzplätze belegt, viele Zuhörerinnen und Zuhörer machten es sich auf dem Rasen gemütlich. Jeder der Organisten hatte dann sein spezielles Repertoire zur Darbietung dabei.Neben typischen Kompositionen für die Orgel vom Barock bis in die Gegenwart standen auch besondere Klangerlebnisse auf dem Programm. So auch ein Dialog zwischen Orgel und Elektroklavier mit der bekannten d-Moll-Toccata von Johann Sebastian Bach, welcher von den Organisten Link und Wollmann kongenial gespielt wurde. Beide musizieren öfter miteinander, was man deutlich sehen und hören konnte, als sie auf der engen Orgelbank ein vierhändiges und vierfüßiges Stück mit der Nussknacker-Suite von Tschaikowski zum Besten gaben.Kirchenorgelspieler bei der „Arbeit“ zusehen Hier kam die Besonderheit des Konzerts besonders zur Geltung, denn wann kann man schon als normaler Zuhörer einem Kirchenorgelspieler bei der „Arbeit“ zusehen. Und es ist harte Arbeit, wenn die Füße über die Fußpedale huschen.Eröffnet wurde das Konzert von Dieter Blum, Stadtkantor in Hammelburg, mit typischer Orgelmusik aus der Bach-Ära und Eigenkomposition allerhöchster Qualität. Den Abschluss gestaltete Matthias Braun, Dekanatskantor aus Bad Neustadt. Er begeisterte vor allem mit modernerer Orgelmusik, die sogar mit brasilianischen Weisen an die Copa Cabana entführte. Bei der Zugabe musizierten Blum und Braun dann gemeinsam mit einer Transkription aus der Oper „La Traviata“.Und obwohl die Sonne bereits am Horizont versunken war und die Kühle des Parks bemerkbar wurde, lauschte eine erstaunliche Zahl von Gästen dem Kunstgenuss von Anfang bis Ende. Ein Vatertags-Event der besonderen Art als Experiment eines Freiluftorgelkonzertes kann also als sehr gelungen bezeichnet werden und ruft unbedingt nach einer Wiederholung.Technische Details zur OrgelEin paar Zahlen zu r Orgel (Quelle: Wikipedia): Erbaut in Ostheim vor der Rhön 1998; Trakturen: elektrische Ton- und Register-Traktur; Tonumfang: Manuale C – g3, Pedal C – f1; Spielhilfen: 4000 Speicherplätze, elektronisch; Pfeifen: 1830 Holz- und Metallpfeifen (Zinn, Kupfer, Feinzink).