Eine wirkliche Premiere war die Tatsache, dass die Naturbühne ab sofort mit den Theatern und Theatergruppen in der Region zusammenarbeitet. Erst einmal mit „Das Baumann“ (Rüdiger Baumann) und der Theatertruppe „Schauhaufen“ mit Silvia Canola-Haußner und Anja Weith.
Dabei erlebten die drei Kammer-Schauspieler noch eine persönliche Premiere: Sie erfuhren am eigenen Leib, was das Wetter bei Freilicht-Theatern bewirken kann − was der Vierte im Bunde, Sigurd Sundby, als Schauspieler und Manager der Naturbühne, schon kannte: Bei Open Air spielt das Wetter in Form von strömendem Regen nicht nur als Statist mit. Sich davon nicht das Geringste anmerken zu lassen, dafür gebührt allen Vieren nur ein Prädikat: Heldenhaft!
Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile
Das Stück ist trotz vielschichtiger Dialoge einfach beschrieben: Was als friedliche Unterhaltung über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem verbalen bis handgreiflichen Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile.
Anfangs wollen sich zwei Ehepaare wegen einer Tätlichkeit ihrer Söhne aussprechen. Ausgeschlagene Zähne kann man ersetzen, die geschwollenen Lippen verschwinden, so dass der verletzte Sohn nicht „entstellt“, sondern nur „vorübergehend beeinträchtigt“ wurde: eine Formulierung, mit der der Vater des Angreifers (Rüdiger Baumann), seines Zeichens Rechtsanwalt, zufrieden ist und die dessen Ehefrau (Anja Weith) wieder relatives Wohlbefinden beschert.
Auch die Eltern sind nicht nur sanftmütig
Die Eltern des beschädigten Jungen erwarten natürlich in Vertretung ihres Jungen Strafe.
Sie reduzieren die Maßregeln allerdings, als sie erfahren, dass ihr Filius den anderen Jungen vorher beleidigt hat. In der Konversation stellt sich zudem mit Hilfe alkoholischer Getränke heraus, dass dessen Eltern auch nicht nur sanftmütig sind: Der Vater (Sigurd Sundby) handelt mit allem möglichen Kram und sieht das Leben nur als mittelmäßigen Weg der Existenz. Die Mutter (Silvia Canola-Haußner) huldigt einem Mitgefühl für benachteiligte Völker.
Dass sie aber gerade Werke von Francis Bacon für die Kunsterziehung der Kinder empflieht, lässt in Abgründe blicken.
Die Scheinheiligkeiten hinter den Fassaden der Anderen
Schließlich entdecken beide Elternpaare die Scheinheiligkeiten und Abgründe hinter den Fassaden der anderen und auch hinter ihrem jeweiligen Ehepartner, was sie zu deutlichen verbalen Angriffen und fast auch noch zu Handgreiflichkeiten verführt.
Eine weitere Vorstellung findet am Freitag, 7. Juli, ab 20.30 Uhr statt. Karten sind erhältlich unter dienaturbuehne.de.
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