Die Bayerische Rundschau präsentierte diesen abwechslungsreichen historischen Abend des Vereins „Freunde der Plassenburg“, zu dem mehr als 200 Gäste kamen.
Zunächst gab es ein wenig Geschichtsunterricht mit Daniel Burger, Historiker und Archivar am Staatsarchiv in Nürnberg. Er hatte seine Dissertation über die „Landesfestungen der Hohenzollern“ verfasst und ist ein absoluter Kenner der Materie. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch.
Historiker in einer Rüstung aus dem 15. Jahrhundert
Da ging es um Waffen und Rüstungen, wie sie vor fast einem halben Jahrtausend wohl auch auf der Plassenburg im Einsatz waren. Eine originalgetreue Nachbildung einer Rüstung aus dem 15. Jahrhundert hatte der Experte, der in seiner Freizeit selbst historische Kampfkünste trainiert, mitgebracht. Wie wird ein Harnisch angelegt? Wie hat er in der Praxis funktioniert? Wo waren die Schwachstellen? Auf das alles hatte Daniel Burger eine Antwort.
Da gab es Schaufechtkämpfe mit Fechtlehrer Bernd Matusche aus Nürnberg, da wurde klar, dass Fechten nicht nur körperlich Schwerstarbeit bedeutet, sondern auch mit viel Kopfarbeit verbunden ist. Daniel Burger zeigte am eigenen Leib, wie eine Rüstung richtig angelegt wird („da rächt sich jedes Schäufele“) – und Peter aus dem Publikum durfte selbst einmal kräftig zuschlagen.
Szenen aus den 1970er Jahren
Nicht gleich um Jahrhunderte, sondern nur um einige Jahrzehnte zurück ging es mit Erich Olbrich. Er entführte alle Interessierten in das Kulmbach der 1970er Jahre. Also in eine Zeit, die vielen noch ganz lebhaft vor Augen sein dürfte und die doch schon wieder so lange zurückliegt. Der Heimatforscher und frühere Stadtarchivar hatte eine Videokassette mit einem Film von Arndt Schaffer im Müll entdeckt, sie digitalisieren lassen und führte das Ergebnis nun dem staunenden Publikum vor.
Da konnte man Oberbürgermeister Erich Stammberger beim Enthüllen des Waafn-Brunnens sehen, beim Anstich zur Bierwoche, Thomas Gottschalk als junger Discjockey, eine florierende Spinnerei, die in die ganze Welt exportiert – und das Gregori-Fest als Riesenereignis. Vieles hat sich verändert, vieles ist aber auch geblieben. Autos fahren freilich nicht mehr durch die Langgasse, doch die Kulmbacher Bratwürste schmecken den Besuchern der Stadt wie eh und je.
Blick auf die Burg von oben gewährt
Einen weiteren Film präsentierten die „Freunde der Plassenburg“ über das Wahrzeichen von Kulmbach. Der Kurzfilm soll auch ein Anreiz sein, die Burg und ihre attraktiven Museumsbestände wieder einmal zu besuchen. Völlig neue Perspektiven machte der Einsatz einer Drohne über der Burg möglich. Die Türme, die Hohe Bastei oder auch sonst nicht zugängliche Höfe und Bollwerke, das alles hatte man so noch nie gesehen. Kleines Schmankerl am Rande, der Kurzfilm über die Plassenburg hatte einen prominenten Sprecher: der frühere Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg war zumindest aus dem Off dabei.
Da ging es um kriegslüsterne Burgherren wie dem Markgrafen Albrecht Alcibiades, um den schrecklichen Konradi-Tag 1553, auch die Moritat über die Weiße Frau, Kunigunde von Orlamünde, durfte nicht fehlen. „Wir wollten einen werbewirksamen zugleich dokumentarisch korrekten Film produzieren, der die Betrachter auch emotional anspricht und berührt“, beschrieb Vereinsvorsitzender Peter Weith den Streifen. Mitgearbeitet an dem Projekt haben zahlreiche Vereinsmitglieder, unter anderem Kreisheimatpfleger Harald Stark und Holger Peilnsteiner. Als DVD wird der Film künftig zum Preis von 7,50 Euro zum Kauf angeboten.
Ausschnitte aus dem Fredl-Fesl-Programm geboten
Auch die Unterhaltung sollte an diesem Abend nicht zu kurz kommen. Dafür sorgte der Entertainer Gerry Gerspitzer. Der Musiker, Liedermacher, Kabarettist und Radio-Moderator aus Rehau ließ Ausschnitte aus seinem Fredl-Fesl-Programm erklingen. Obwohl keiner der Gags wirklich neu ist, funktioniert der Witz, der in den Fesl-Liedern steckt, noch immer. Zum einen, weil sie wirklich genial sind, zum anderen, weil man sich keinen besseren Interpreten dafür wünschen könnte als Gerry Gerspitzer. Natürlich gab es – passend zum Thema – den „Ritter Haduprant“, aber auch eigene Texte, die nicht weniger komisch sind.
„Wir wollten einfach einmal eine neue Veranstaltungsform testen“, sagte Peter Weith im Vorfeld. „Wenn es ankommt, werden wir es in den nächsten Jahren wiederholen“, versprach er. Nach über drei Stunden buntem Programm steht einer solchen Wiederholung wohl nichts mehr im Weg.
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