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Marktleugaster Künstler
Skulptur von Hans Rucker steht nun in Mannsflur
Maria Rucker hilft bei der Suche nach dem idealen Platz für die Figur in der Kirche.
Maria Rucker hilft bei der Suche nach dem idealen Platz für die Figur in der Kirche. // Wolfgang Schoberth
Signet des Fränkischen Tags von Wolfgang Schoberth
Mannsflur – Durch das Entgegenkommen der Tochter des in Marktleugast geborenen Bildhauers Hans Rucker konnte eines seiner Werke günstig erworben werden.

Wie auf einem Thron sitzt die Gottesmutter. Ihren Sohn, der rechts auf ihrem Oberschenkel sitzt, hält sie mit beiden Händen umfasst. Ihr von einem engen Schleier umhülltes Gesicht ist von klassischer Schönheit. Es ist keine Maria, die ihren Sohn umkuschelt und sich im Augenspiel mit ihm verfängt, sondern ihre Muttergefühle sind schon leidgeprägt. Ihr gesenkter Blick zeugt von der Vorahnung seiner Passion.

Reizvolles Nebeneinander:  Hans Ruckers Bronzeskulptur „Maria mit Kind“ vor dem wuchtigen, aus Muschelkalk gehauenem Altar der Bethlehemkirche.
Reizvolles Nebeneinander: Hans Ruckers Bronzeskulptur „Maria mit Kind“ vor dem wuchtigen, aus Muschelkalk gehauenem Altar der Bethlehemkirche. // Wolfgang Schoberth

Ohne dass sie wie in anderen Mariendarstellungen mit ihrer Rechten auf ihn deuten müsste, zieht das kleine Kind die Blicke magisch an: Es erhebt seine Händchen zum Segen für alle, die um es herum sind. Damit sie Anteil haben an der göttlichen Kraft und Gnade. Der in Marktleugast geborene Bildhauer Hans Rucker hat eine faszinierende Marienskulptur geschaffen. Deutlich ist, dass er bei der Bronzearbeit von der orthodoxen Ikonografie inspiriert worden ist.

Als Kirchenausstatter begehrt

Entworfen hat er die Madonna um 1958 als 27-Jähriger. Er hat damals nach einer Holzbildhauerlehre in Berchtesgaden ein sechsjähriges Kunststudium an der Münchner Akademie abgeschlossen. Sein Lebensmittelpunkt sollte zukünftig im Münchner Raum liegen, doch ist er auch im Umfeld seiner alten Heimat zu einem begehrten Ausgestalter sakraler Räume geworden.

Dies vor allem, weil die avantgardistische Kirchenbau-Architektur der späten 1950er Jahre, die die katholische und evangelische Kirche in gleicher Weise bestimmte, in Ruckers Entwürfen einen idealen Künstler fand: In Bayreuth stattete er die Christuskirche und die Hedwigskirche aus, für die kühne Dreieinigkeits-Kirche in Bad Staffelstein entwarf er das Portal mit der Taufe Jesu durch Johannes.

Mannsflur ist „Rucker-Kirche“

Es versteht sich fast von selbst, dass der Stadtsteinacher Architekt Emil Schomberg, der die Heimatvertriebenensiedlung Mannsflur plante, sowie Pfarrer Klaus Diegritz aus Stammbach bei der Projektierung der heutigen Bethlehemkirche sein künstlerisches Talent nutzen wollten. Für das doppelflügelige Eingangsportal der Kirche modellierte Rucker ein eindrucksvolles Bronzerelief – links die Paradiesszene mit Adam und Eva und der Schlange („Entfernung von Gott“), rechts der Kreuzestod Jesu mit Maria und Johannes an seiner Seite („Versöhnung“).

Das zweite Werk des Künstlers umfasste den Kircheninnenraum. Aus fränkischem Muschelkalk arbeitete Rucker die drei Prinzipalstücke: einen blockförmigen Altar mit wuchtiger Mensaplatte und dem Auge Gottes an der Vorderseite, einen zylindrischen Taufstein und einen Ambo mit den Evangelistensymbole Mensch (Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes) an den Abrundungen.

Madonna findet in Mannsflur ein neues Zuhause

Hier nun findet die bronzene Madonna mit Kind ein Zuhause. Es ist eine verdienstvolle Entscheidung der Kirchengemeinde Stammbach-Mannsflur, die die Chance nutzte, die sich mit dem Kauf beziehungsweise der Schenkung von Rucker-Kunstwerken durch die Marktgemeinde Marktleugast für das neue Begegnungszentrum ergeben hat. Sie erwarb die faszinierende Skulptur und fügte sie in das Ensemble der anderen zeitgleich entstandenen Arbeiten im Altarraum ein.

Spontane Zusammenkunft: Einige Frauen aus der Nachbarschaft begrüßen Maria Rucker und Maria, die Gottesmutter.
Spontane Zusammenkunft: Einige Frauen aus der Nachbarschaft begrüßen Maria Rucker und Maria, die Gottesmutter. // Wolfgang Schoberth

Durch das Entgegenkommen der Tochter des Bildhauers, Maria Rucker, die mit ihrer Mutter den Nachlass verwaltet, konnte sie zu einem äußerst günstigen Preis erworben werden. Als Maria Rucker überraschend vor ein paar Tagen die Gottesmutter in die Bethlehemkirche brachte, fanden sich spontan einige Nachbarinnen ein, um die Madonna zu begrüßen. Man sah strahlende Gesichter und hörte die einhellige Meinung: „So schön haben wir uns die Figur nicht vorgestellt“.

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