Sommerfestspiele Bissige Satire im Schloss Thurnau Dem herrischen Vereinsvorsitzenden (Martin Dudeck, rechts) ist die ganze Diskussion um Erol (Benjamin Hirt) zu viel. // Uschi Prawitz Das Ehepaar Melanie (Petra Wintersteller) und Thorsten (Julian Manuel) ist überkorrekt und reißt mit seinem Wunsch nach einem Extragrill tiefe Gräben auf. // Uschi Prawitz Thorsten (Julian Manuel, li) und Patriot Matthias (René Oltmanns, re) geraten sich über Erol (Benjamin Hirt) in die Haare. // Uschi Prawitz von Ursula Prawitz TEILEN  30.07.2023 Thurnau – Das Stück „Extrawurst“ spielt in einem Tennisverein − ist jedoch ein vorgehaltener Spiegel für die ganze Gesellschaft. Einen fulminanten Auftakt zu seinen Sommerfestspielen hat das Schlosstheater Thurnau geboten. Zwar hatte Petrus wettertechnisch einen Strich durch die Rechnung gemacht und das Ensemble musste in den Ahnensaal des Schlosses umziehen, aber das tat der Premiere der „Extrawurst“ keinen Abbruch. Sehr dicht, nie langweilig und leidenschaftlich gespielt kam die Satire unter der Regie von Petra Wintersteller auf die Thurnauer Bühne und sorgte für beste Unterhaltung im Saal. Alles fängt ganz harmlos an Das Stück bricht die Gesellschaft auf einen Tennisverein herunter − mit allen Facetten, die ein Vereins- (oder eben das gesellschaftliche) Leben so prägen: ungeschönt, humorvoll und bissig. Zur Handlung: Die Zuschauer, mitten drin in einer Hauptversammlung, werden Zeugen eines anfangs harmlosen Konflikts, ausgelöst durch den Vorschlag, für das einzige türkische Mitglied des Clubs einen eigenen Grill zu finanzieren. Was dann folgt, ist eine hervorragend gespielte Satire, die der Gesellschaft knallhart den Spiegel vorhält.Kein reines Frontaltheater„Dabei ist es gar nicht so leicht, dieses Stück theatralisch auf die Bühne zu bringen“, sagte Schauspieler Martin Dudeck, der den Vereinsvorsitzenden mimt. An sich bestünde das Stück der beiden Comedy-Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob aus aneinander gereihten Gags mit wenig Handlung, aber Regisseurin Petra Wintersteller hat daraus ein echtes Schmankerl gemacht. „Mir war es sehr wichtig, nicht nur ein reines Frontaltheater zu zeigen“, sagt die Regisseurin. „Es ist eine Vereinssitzung mit all der dazu gehörigen Vereinsmeierei.“ Bekannt aus Film und FernsehenAuch habe sie Wert darauf gelegt, dass nicht nur frontale Hassreden erfolgten, sondern der Mensch dahinter im Vordergrund stehe. Das Schauspielerteam René Oltmanns, Martin Dudeck, Julian Manuel und Benjamin Hirt − allesamt bekannt aus Film und Fernsehen − habe sie bewusst für diese Rollen ausgewählt. „Es ist nie einfach, Regie zu führen und gleichzeitig selbst zu spielen. Da braucht man Harmonie in der Gruppe, und Vertrauen ist unerlässlich.“Wolfgang Krebs dankt für zehn Jahre TreueIntendant Wolfgang Krebs, der gesundheitsbedingt etwas kürzer treten wird, jedoch betonte, dass er bestimmt nicht aufhören werde, dankte dem Publikum für zehn Jahre Treue und freute sich auf mindestens weitere zehn Jahre. Dafür stehe ihm künftig Petra Wintersteller mit Tat und Kraft zur Seite, „eine Zweitwohnung in Thurnau hat sie schon“.Zwei starke Partner also, die auf viele weitere Jahre hervorragendes Theater in Thurnau hoffen lassen. Jetzt allerdings gilt es zunächst, die „Extrawurst“ weiterhin so zu feiern, wie es ihr gebührt. Interessierte Zuschauer können dazu für alle Termine im August noch Karten erwerben. Lesen Sie auch: