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400 Tiere eingesetzt
Scheuer Fisch kommt in Main bei Mainleus zurück
Mit vereinten Kräften setzten (von links) Bürgermeister Robert Bosch, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Landrat Klaus Peter Söllner, Fachberater Thomas Speierl und Werner Köhler, Präsident des Bezirksfischereiverbandes Oberfranken, fast 400 Schl...
Mit vereinten Kräften setzten (von links) Bürgermeister Robert Bosch, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Landrat Klaus Peter Söllner, Fachberater Thomas Speierl und Werner Köhler, Präsident des Bezirksfischereiverbandes Oberfranken, fast 400 Schlammpeitzger in die Altwässer des Mains ein. // Werner Reißaus
Signet des Fränkischen Tags von Werner Reißaus
Mainleus – Für den Fischartenschutz in Oberfranken war das ein wichtiger Beitrag: Fast 400 Schlammpeitzger wurden in die Altwässer des Mains in der Nähe des Mainleuser Schulsportgeländes ausgesetzt.

Mittlerweile ist der Schlammpeitzger – der umgangssprachlich auch als Furzgrundel bezeichnet wird – in Bayern vom Aussterben bedroht. In Oberfranken ist aktuell nur ein kleines Vorkommen im Landkreis Bayreuth bekannt. Der Schlammpeitzger ist ein scheuer Nachtfisch, der in Altwässern, Gräben und Teichen lebt.

Früher war der Fisch häufig in Nordbayern zu finden

„Früher war der Schlammpeitzger noch häufig in den Gewässern Nordbayerns zu finden, Gewässerausbau, Trockenlegungen und Begradigungen führten allerdings zum Verlust der ursprünglichen Lebensräume“, stellte Bezirkstagspräsident Henry Schramm (CSU) mit Bedauern fest. Umso wichtiger sei es, die geeigneten Lebensräume für den Schlammpeitzger wiederherzustellen mit entsprechenden Verlandungszonen im Bereich von Altarmen und Altwässern in der Aue, vernetzt durch Grabensysteme.

„Im Gemeindebereich des Marktes Mainleus bei Pölz wurden in den vergangenen zehn Jahren Altwässer des Mains renaturiert und neu angelegt. Diese bieten teilweise einen geeigneten Lebensraum für den vom Aussterben bedrohten Schlammpeitzger“, stellte Thomas Speierl, Fachberater für Fischerei beim Bezirk Oberfranken, fest.

Schlammpeitzger ist selten zu sehen

Der Schlammpeitzger lebt versteckt und ist entsprechend selten zu sehen. Meldungen von Fischereiberechtigten oder Teichwirten stellen sich zusätzlich in vielen Fällen als Verwechslungen mit der Bachschmerle heraus. Zudem sieht er nicht aus wie ein typischer Fisch: der Körper ist walzenförmig, die Grundfarbe variiert von hellbraun bis gelblich, der dunkelbraune Rücken hebt sich davon etwas ab.

Der Schlammpeitzger wird in Oberfranken maximal etwa 20 Zentimeter lang und ist ein ausgesprochener Grundfisch, lebt in nährstoffreichen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit ausreichenden Schlammgrund und reichem Pflanzenwuchs. „Der Schlammpeitzger besitzt außerdem eine einzigartige Fähigkeit – die Darmatmung, bei der Sauerstoff über die Darmschleimhaut aufgenommen und der ,Rest’ über den Darm entlassen wird“, erklärt Speierl.

Konkurrenzvorteil in Extremsituationen

Somit hat der Fisch in Extremsituationen einen Konkurrenzvorteil – und Sauerstoffmangel ist für ihn kein Verbreitungshindernis, so dass er auch in warmen und sauerstoffarmen Gewässern leben kann, die von anderen Fischarten nicht dauerhaft besiedelt werden können. Auch ein Trockenfallen der Wohngewässer oder Frost kann er überstehen, indem er sich bis zu 70 Zentimeter tief in den schlammigen Gewässergrund eingräbt.

Nach historischen Quellen war der Schlammpeitzger im 19. Jahrhundert noch in ganz Bayern verbreitet und teilweise sogar als Speisefisch genutzt, wie Aufzeichnungen vom Würzburger Fischmarkt aus den 1870-er Jahren belegen. Kartendarstellungen des Main-Regnitzsystems aus dieser Zeit zeigen noch ausgeprägte Auen- und Altwasserzonen mit Bächen und Gräben anstatt regulierter Gewässer.

Fischer haben den Schlammpeitzger lange übersehen

„Aufgrund seiner unauffälligen und versteckten Lebensweise haben wir diesen hoch spezialisierten Kleinfisch lange Zeit übersehen“, so Werner Köhler, Präsident des Bezirksfischereiverbandes Oberfranken. In Oberfranken gelangen in den zurückliegenden zehn Jahren bei gezielten Erhebungen keine Nachweise des Schlammpeitzgers mehr. Erst kürzlich wurde im Landkreis Bayreuth wieder ein aktuelles Vorkommen entdeckt. Die Fische für die aktuelle Besatzaktion stammen allerdings aus Unterfranken.

„Wir freuen uns, dass der Schlammpeitzger nun auch in den Mainaltwässern des Marktes Mainleus wieder ein neues Zuhause findet“, so Bürgermeister Robert Bosch und Landrat Klaus Peter Söllner. Bezirkstagspräsident Henry Schramm dankte dem Bezirksfischereiverein Kulmbach e.V. und Thomas Speierl für ihr Engagement: „Wenn Fischereiberechtigte, Verband und Kommunen gut zusammenarbeiten, kann sich die Fischerei in Oberfranken auch in Zukunft gut entwickeln.“

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