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Artenschutz-Erfolg
Fränkisches Gelbvieh feiert in Oberfranken Comeback
Gelbvieh
Eine Herde Gelbvieh-Mutterkühe weidet am Buchstein. Im Vordergrund der Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten, Sebastian Thiem (links), und Maximilian Arneth, Gutsverwalter am Bezirkslehrgut Bayreuth. // Foto: Sabine Heid
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Kulmbach – Fränkisches Gelbvieh wird zur "Gefährdeten Rinderrasse des Jahres 2025". Eine Initiative sichert das Überleben der fast ausgestorbenen Rasse.

Wer am Buchstein am Stadtrand von Bayreuth unterwegs ist, kennt sie: die kräftigen, goldbraunen Mutterkühe mit ihren Kälbern, die dort von Frühjahr bis Herbst auf den Weiden der Landwirtschaftlichen Lehranstalten stehen. Es ist die Gelbviehmutterkuhherde des Bezirkslehrguts, eine ganz besondere Rinderrasse, die mittlerweile so selten geworden ist, dass sie im Jahr 2025 zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ gekürt wurde.


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„Der Bezirkstag hat bewusst vor knapp 20 Jahren den Beschluss gefasst, in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten das Fränkische Gelbvieh in einer eigenen Mutterkuhherde zu halten, um einer bedrohten, regionaltypischen Rasse einen sicheren Platz zu geben“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm.

Dreinutzungsrasse bei Lehranstalten des Bezirks

Das Deutsche Gelbvieh – auch „gelbes Frankenvieh“ genannt – wurde ursprünglich als Dreinutzungsrasse für Milch, Fleisch und Zugleistung gezüchtet. Vor knapp 100 Jahren umfasste das Zuchtgebiet in Franken und Thüringen rund 500.000 Tiere. Gelbvieh-Ochsen und -Kühe waren gefragte Zugtiere und galten gleichzeitig als Lieferanten von hochwertigem Fleisch. Mit dem Rückgang der Zugtierhaltung im Zuge der Motorisierung wurde das Gelbvieh zur fleischbetonten Zweinutzungsrasse. Gegen die steigenden Milchleistungen anderer Rassen konnte es jedoch nicht konkurrieren, was – begünstigt durch die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Franken – zu einem massiven Bestandsrückgang führte. Heute gilt die Rasse als gefährdet. Aktuell gibt es in Deutschland rund 1200 Kühe mit nachgewiesener Abstammung, sogenannte Herdbuchkühe. Etwa die Hälfte davon lebt in Bayern, einige davon in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken.

Herde mit 25 Kälbern beim Bezirk

Die Gelbvieh-Mutterkuhherde in Bayreuth umfasst derzeit rund 24 Mutterkühe mit ihren Kälbern und ist eine von zwei Mutterkuhherden der Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Zwischen 2004 und 2024 lief hier ein Versuchsprojekt in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), bei dem der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Mutterkuhherde mit besonderem Augenmerk auf Fleischqualität im Mittelpunkt standen.

Aktuell leben 25 Kälber in der Herde – allesamt Nachkommen von Deckbulle „Herald“, der allerdings nicht mit auf der Weide, sondern im Stall steht. Das Ziel des Versuchs, der in den vergangenen 20 Jahren am Bezirkslehrgut Bayreuth stattfand, war ehrgeizig: Mit Hilfe molekulargenetischer Analysen sollte geprüft werden, ob und wie sich beim Fränkischen Gelbvieh gezielt auf Fleischqualität züchten lässt.

Geschmack des Fleisches verbessern

Über die Jahre sollte die Herde in Zartheit, Saftigkeit, Aroma und Geschmack ihres Fleisches verbessert werden. Ein entscheidendes Kriterium ist dabei der Gehalt an intramuskulärem Fett, das nicht nur für den Geschmack sorgt, sondern auch die Marmorierung und damit das appetitliche Aussehen des Fleisches beeinflusst. „Die Auswertungen der Versuche bestätigen die starke Aufzucht- und Mastleistung des Gelbviehs; Tiere mit den gezielt angesteuerten Markern erzielten sichtbar bessere Marmorierung – ein Plus für den Genusswert“, so Sebastian Thiem, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten zu den Ergebnissen.

Umso mehr freue es ihn, dass in den letzten Jahren bereits wieder ein steigendes Interesse an der Rinderrasse erkennbar sei. „Immer wieder fragen Mutterkuhhalter bei uns wegen Zuchttieren an“, bestätigt Thiem. „Die Entscheidung, Anfang der 2000er Jahre eine Gelbvieh-Mutterkuhherde in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten aufzubauen, war goldrichtig“, betont Bezirkstagspräsident Schramm. „Diese Tiere gehören inzwischen fest zum Bild unserer Bildungsstätte.“ Der Bezirk denke nicht daran, die Herde nach dem Ende des offiziellen Versuchs nun abzuschaffen. Im Gegenteil: Sie hat sich neben den Fleckviehrindern bestens etabliert und unterstützt maßgeblich die laufenden Projekte und Versuchsreihen zur Fütterung, zum Absetzalter und zur Kurzrasenweide. „Die Gelbviehherde ist für unsere Einrichtung ein Stück Identität – und ein Beitrag zur Erhaltung einer wertvollen fränkischen Rasse.“ 

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