Der Gockel mit seinem roten Kamm und rotem Kehllappen ist ein markanter Blickfang auf dem 0,33-Liter-Fläschchen. „Hahn Zwergla“ steht darunter in gelber Schrift und noch ganz klein ein Satz: „Nach dem Rezept von Braumeister Hahn aus den 60ern.“
Ein Satz, der Gerhard Hahn stolz macht. Denn besagter (Diplom-)Braumeister Christian Hahn war sein Vater. Und nach dessen Rezeptur braut die Brauerei Haberstumpf ein Bier, das sich großer Nachfrage erfreut.
Brauer-Lehre in Oberbayern
Rückblick: Christian Hahn (1930 geboren) war ein Kulmbacher, der seine Profession in Weihenstephan erlernt und bei der Erhartinger Brauerei unweit von Altötting erste Berufserfahrung gesammelt hatte.
Dort in Oberbayern traf er auch seine spätere Ehefrau Anneliese, mit der er 1965 nach Kulmbach zurückkehrte. In seiner Heimatstadt arbeitete er zunächst in der Meußdoerffer-Brauerei, später in der Sandler-Bräu.
Irgendwann in dieser Zeit – vielleicht auch schon während des Studiums – stellte er das Rezept zusammen, das viele, viele Jahre später die Grundlage für das Hahn-Zwergla werden sollte. Denn entdeckt wurde die Rezeptur erst nach seinem Tod – 1995 im Alter von nur 65 Jahren – von seiner Frau, als diese den Schreibtisch ihres Mannes ausräumte.
Und auch dann sollte es noch lange dauern, bis sich Braumeister Otmar Müller von der Brauerei Haberstumpf darüber machen sollte, das Bier herzustellen.
Rezept geriet nie ganz in Vergessenheit
Immer wieder in diesen vielen Jahren war das Rezept Gesprächsthema in der Familie, erinnert sich Sohn Gerhard. Und immer wieder geriet es in Vergessenheit – allerdings nie ganz.
Irgendwie kam Gerhard Hahn, der damals bei der Familie des Kulmbacher Unternehmers Bernd Förtsch als Hausmeister arbeitete (heute hat er eine freie Motorradwerkstatt in der Fröbelstraße), auf das alte Rezept seines Vaters zu sprechen. Und der Unternehmer überlegte nicht lange und brachte als Geschäftsführer der Brauerei Haberstumpf die Sache ins Laufen.
„Das müsste gut werden“
Das maschinengeschriebene Manuskript landete so in den Händen von Braumeister Otmar Müller. „Ich habe es gelesen und gedacht: Das müsste ein gutes Bier werden.“ Nach ein wenig Recherche, welche Zutaten genau zu der damaligen Zeit üblich waren, setzte er den ersten Sud an – und war mehr als zufrieden. Ebenso wie die Kundschaft.
Eigentlich als Spezialbier gedacht, war es schnell ausverkauft. „Und es gab immer wieder Nachfrage nach dem ,Göggerla’“, wie das Bier wegen des Hahns auf dem Etikett von einigen Fans umgangssprachlich genannt wurde. Also wurde es weiter gebraut. Dass eine Abfüllung in 0,33-Liter-Flaschen so nachgefragt wird, das hat auch Haberstumpf-Prokurist Sebastian Grebe positiv überrascht, zumal die Franken ja eigentlich ihr Seidla gewohnt seien.
Wie ein Festbier
Wie schmeckt das Hahn-Zwergla eigentlich? Da muss Braumeister Müller nicht lange überlegen: „Eigentlich wie ein Festbier – wegen der Stammwürze, der Farbe und des Alkoholgehalts. Hopfenbetont – aber nicht zu stark.“
Und nicht nur Gerhard Hahn ist davon begeistert: „Ich kenne niemanden, dem das Bier nicht geschmeckt hat.“ Und ihm schmeckt es wohl besonders. Kein Wunder, mit dem Familiennamen auf dem Etikett und der Entstehungsgeschichte.
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