Der Nachfolger von „Erpfl“ (2021) steht fest: „Waafn“ ist das Oberfränkische Wort des Jahres 2022. Die fünfköpfige Jury hatte es nicht leicht, aus mehreren Hundert Vorschlägen das Siegerwort auszuwählen.
Mit „Waafn“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm, entschied man sich für einen typisch oberfränkischen Begriff, der „Sinnbild ist für ein Miteinander im Gespräch und das Verbindende des Dialekts“. Und auch der Ursprung des Wortes ist eng mit der oberfränkischen Geschichte verbunden.
Daher stammt das Wort „waafn“
Demnach, so die Erläuterung der Jury, führt man das Wort „waafn“ auf das mittelhochdeutsche Wort „weifen“ zurück. „Weifen“ bedeutet ursprünglich: Das Abwickeln des Garns von der Spule auf eine Weife, um einen Garnstrang zu erzeugen.
Die Bedeutung „schwatzen, plaudern“ kam erst später dazu. Das Deutsche Wörterbuch begründet dies damit, dass das Weifen vor allem eine Frauenarbeit war, mit der das Plaudern einherging. Für Bezirkstagspräsident Henry Schramm ist „waafn“ demnach in doppelter Hinsicht ein würdiger Preisträger für Oberfrankens Wort des Jahres.
Schließlich zeige es deutlich den Bezug unserer Heimat zur Textilwirtschaft. „Vor allem aber verweist es auf eine wunderbare Eigenschaft der Oberfränkinnen und Oberfranken: Denn wer waaft, der tauscht sich in einem angenehmen, vertrauten Gespräch mit jemandem aus – und er tut dies höchstwahrscheinlich in oberfränkischem Dialekt, denn „waafn“ auf Hochdeutsch kann man sich ja kaum vorstellen.“
Von „Leerwaafn“ bis „Sauwaafn“
Ausdrücklich nicht festlegen wollte sich die Jury, zu der Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König, Leiter des Oberfränkischen Bauernhofmuseums Bertram Popp, Sabine Hager von extra Radio in Hof sowie Barbara Christoph und Florian Bergmann vom Bezirk Oberfranken gehören, bei der Frage, ob das Siegerwort 2022 nun als Substantiv oder Verb zu verstehen ist.
Denn während „die Waafn“ – gerne auch in den derben Variationen als „Leerwaafn“, „Gemaawaafn“ oder „Sauwaafn“ – im weitesten Sinne eine „Quatschtante“ oder einen Wichtigtuer beschreibt, ist das Verb „waafn“ allgemeiner gehalten und hat eher einen positiven Anklang.
Die außerordentlich weite Verbreitung und häufige Nutzung des Wortes in der oberfränkischen Sprache zeigt sich allein daran, dass man über 40 Wortschöpfungen finden kann, die von „Weifen“ oder „Waafn“ abgeleitet wurden.
Wo überall „gewaaft“ wird
Zudem ist mit „waafn“ ganz Oberfranken regional abgedeckt: Coburg, Kulmbach, Bayreuth, Hof, Wunsiedel, Bamberg. Das Wort wird auch bis nach Mittelfranken verwendet, obwohl die Textilindustrie in Oberfranken viel stärker war. Insofern ist das Wort „waafn” ein Exportschlager Oberfrankens.
Wie schon im Vorjahr wurde das Siegerwort von Bezirkstagspräsident Henry Schramm online präsentiert – mit prominenter Unterstützung von Starkoch Alexander Herrmann in einer Art „Politischem Kabarett“ und wie sich das gehört mit einer deftigen Brotzeit im Romantik Posthotel. „Ich freue mich, wieder einmal bei meinem Freund Alexander Herrmann in Wirsberg zu sein und es hat sich ja schon eine kleine Tradition entwickelt, denn der Bezirk Oberfranken stellt wieder das Wort des Jahres vor“, sagt Schramm.
Es habe unglaublich viele Einsendungen gegeben, etwa 2000 Stück. Wer sich das Video der Verkündung anschauen will, findet es auf den Social-Media-Kanälen des Bezirks Oberfranken auf Facebook und Instagram.
Die Sieger der letzten Jahre
2017 „Urigeln“ – Beschreibt das Gefühl , wenn die kalten Hände oder Füße langsam auftauen und kribbeln.
2018 „Derschwitzen“ – Passend zum extrem heißen Sommer
2019 „Sternlaschmeißer“ – Die bildliche Beschreibung der Wunderkerze
2020 „Fregger“ – Ausdruck für ein freches, aber durchaus sympathisches Kind
2021 „Erpfl“- Anderes Wort für Kartoffel