Nach der Ernennung des Begriffs "Re-Migration" zum Unwort des Jahres und Enthüllungen über ein Geheimtreffen zwischen Werteunion und AfD, das die Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund thematisiert, formiert sich deutschlandweit Widerstand. Matthias Hahn, der die Demonstration in Kulmbach organisiert, betont die Notwendigkeit eines parteiunabhängigen Engagements.
Hahn spricht von "Wannsee-Konferenz 2.0"
Es reicht. Spätestens nach dieser Wannsee-Konferenz 2.0. ist es Zeit, mobil zu machen. Wenn die schweigende Mehrheit jetzt nicht aufsteht, dann weiß ich nicht, was die Rassisten noch tun müssen“, erklärt Hahn. Er hat für die Demonstration auf dem Zentralparkplatz 500 Menschen plus X angemeldet und hofft auf ein deutliches Zeichen gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. „Ich lege großen Wert darauf, dass die Demo parteiunabhängig ist“, sagt der Organisator. Die Demonstranten können Kerzen und Plakate mitbringen.
Dagmar Keis-Lechner: Parallelen zur dunklen Vergangenheit ziehen
Alle politischen Gruppierungen – außer die AfD – sowie die türkische Gemeinde und Vertreter aus der Ukraine haben bereits ihr Kommen zugesagt. „Wir haben uns schon 2020 zusammengefunden und das Demokratiefest auf die Beine gestellt, als Björn Höcke auf Einladung der hiesigen AfD-Vertreter in der Dr.-Stammberger-Halle auftrat. Dieses große Bündnis an Demokraten haben wir jetzt erneut aktiviert!“, erklärt die Grünen-Politikerin Dagmar Keis-Lechner.
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„Der Plan, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu verbannen, erinnert an die ganz dunkle Seite der NS-Zeit. Das Ziel der damaligen Wannseekonferenz war nicht nur die Deportation und Umsiedlung, sondern auch die Vernichtung von Millionen von Menschen: ekelhaft, menschenverachtend und mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar. Wir wollen ein Zeichen setzen. Wir sind mehr“, sagt Keis-Lechner und hofft auf rege Beteiligung.
Breite Teilnahme und Vielfalt: Unterstützung aus verschiedenen Kreisen
Die Veranstaltung positioniert sich nicht nur gegen Rassismus, sondern auch gegen Antisemitismus, wie Thomas Nagel von der FDP betont. „Nie wieder ist jetzt“, erklärt er seinen Standpunkt. Die Akademie für neue Medien möchte die Demonstration mit Radiobeiträgen für Radio Galaxy begleiten.
„Es ist doch unglaublich, wenn gesagt wird, dass die Journalisten und die Medien Bilder fälschen. Ich wünsche mir, dass wir in Kulmbach ein Bild präsentieren, das verstanden wird und ich hoffe, dass viele Menschen kommen“, sagt Nagel. „Es geht jetzt darum, dass die schweigende Mehrheit aufsteht für unsere Grundrechte“, erklärt Nagel.
Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit: Einheitliche Position von Politikern
SPD-Stadtrat Matthias Meußgeyer und Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) sehen die Notwendigkeit, gegen zunehmende Ausländerfeindlichkeit aufzustehen. „Ich gehe zur Demo, weil mich die zunehmende Ausländerfeindlichkeit bestürzt. Wir können doch froh sein, dass es viele gut integrierte Migranten gibt, die die Gesellschaft stärken. Es gibt viele fleißige Menschen, die für unser Wohl sorgen, die Kulmbach bunt und lebendig machen“, so Meußgeyer. „Es muss endlich aufhören, dass Angst geschürt wird“, sagt er.
Demokratie garantiert größtmögliche Freiheit und Frieden
Ralf Hartnack von den Freien Wählern und Frank Wilzok von der CSU setzen sich für ein starkes Zeichen auf der Straße ein und betonen die Bedeutung demokratischer Werte .„Ich möchte nicht gegen etwas demonstrieren, sondern für unsere demokratischen Werte. Denn diese Werte halte ich für wirklich immens wichtig. Und die Demokratie ist nun einmal die Staatsform, die die für größtmögliche Freiheit und Frieden steht. Daran gibt es nichts zu rütteln“, erklärt Hartnack auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau.
„Die Demo veranstaltet keine politische Partei, sondern demokratisch denkende Menschen, die für die Werte auf die Straße gehen. Alle haben Frieden, Freiheit und Menschlichkeit im Sinne. Da bin ich gerne mit dabei“, sagt Wilzok. Der Kulmbacher Bürgermeister möchte ein sichtbares Zeichen gegen rechte Parolen setzen. „Antisemitismus und Rassismus dürfen nicht die Überhand in unserer Kultur bekommen.“
Friedliche Demonstration und Stärkung der Demokratie: Hoffnung auf Wirkung
Bei der Demonstration wird es Musik und ein offenes Mikrofon geben. Die Veranstalter hoffen auf ein friedliches Zeichen und auf eine Stärkung der Demokratie.
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