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Ein Leben für den Handball
Trauer um Iris Bilek: „Sie wird uns allen fehlen“
Iris Bilek // privat
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion
Coburg – Iris Bilek ist am Samstag im Alter von nur 55 Jahren verstorben. Zwei Dinge prägten das Leben der Rödentalerin: die unendliche Liebe zu ihrem Vater und die Verbundenheit mit ihrem Heimatverein HSC 2000 Coburg. Ein Nachruf.

Iris Bilek ist tot. Das „Mädchen für Alles“ verstarb am Samstag im Alter von nur 55 Jahren.  Ihren Vater Erich (94) pflegte sie fast bis zu ihrem letzten Tag. Der HSC Coburg war wie ihre zweite Familie. Die Tageblatt-Sportredaktion verliert eine langjährige, gewissenhafte Mitarbeiterin. Es waren zwei Dinge, die das Leben von Iris Bilek bis zum Schluss bestimmten: die unendliche Liebe zu ihrem Vater und die Verbundenheit mit ihrem Heimatverein HSC 2000 Coburg. Ob in ihrer aufopferungsvollen Rolle als Pflegerin des inzwischen 94-jährigen Erich Bilek oder als gewissenhafte Betreuerin in der großen Handballfamilie - Iris war mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache. Jetzt lebt das „Mädchen für Alles“ nicht mehr. Am Samstag verstarb die Rödentalerin nach kurzer, schwerer Krankheit im Klinikum Coburg. Sie wurde nur 55 Jahre alt.

Iris Bilek war immer zur Stelle, egal wann und wo sie gebraucht wurde. Sie galt als engagiert, extrem zuverlässig und akribisch bei der Erledigung all ihrer Aufgaben. Sie packte bereitwillig, ohne Murren und vor allem gerne mit an. Aus voller Überzeugung und fast immer ehrenamtlich. Mit ihrer freundlichen, korrekten, verbindlichen und sachlichen Art erwarb sich die handball-begeisterte, junge Frau bei vielen Freundinnen und Freunden und in etlichen Organisationen ein hohes Ansehen.

Jahrelange Pflege für ihren Vater

Bis zwei Wochen vor ihrem plötzlichen Tod pflegte sie viele Jahre ihren im Rollstuhl sitzenden Vater im gemeinsamen Haus im Rödentaler Tulpenweg. Erst als sie selbst körperlich so angeschlagen war, dass es nicht mehr ging und ihre Kräfte aufgrund eines Krebsleidens zunehmend schwanden, musste sie in der Betreuung schweren Herzens kürzertreten. „Wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, Iris hätte unseren Vater weiter gepflegt“, weiß Ralph Bilek. Seine Schwester habe ein Leben lang vor allem immer anderen geholfen, war für Jeden da. „Sie achtete dabei aber leider viel zu wenig auf sich und ihre eigene Gesundheit. Erst als es zu spät war“, sagt ihr Bruder.

Iris Bilek mit Bruder Ralph
Iris Bilek mit Bruder Ralph // privat

Schweres Krebsleiden seit August

Im August dieses Jahres erfuhr Iris Bilek von der schweren Tumorerkrankung. Es folgten schwierige Operationen, Chemotherapie. Immer wieder Rückschläge. Es ging ihr zunehmend schlechter. Jetzt hat sie den Kampf in der „Crunchtime“, um es in der von ihr selbst so beliebten Handballer-Sprache auszudrücken, verloren. „Das Schicksal ist grausam. Ich sitze als uralter Mann noch hier und meine Tochter muss viel zu früh gehen“ - der Schmerz ist für den untröstlichen Erich Bilek in diesen Tagen unfassbar.

Durch ihn, den Coburger „Handball-Papst“, kam sie zum Sport. Schon als junges Mädchen arbeitete sie an der Seite ihres Vaters und ihres Bruders in der Sportredaktion des Coburger Tageblattes mit. Es war der Beginn einer intensiven Zusammenarbeit, insbesondere an den Sonntagen. „Schon Tage vorher kam sie in die Redaktion, um die Ansetzungen der Handball-Ligen, bis weit hinunter in den Jugendbereich, abzuholen, um für Erich die redaktionellen Vorschauen zu erleichtern“, erinnert sich der damalige Sportredakteur Volker Gundel.

Als Mädchen schon im Tageblatt

Iris „opferte“ jeden Sonntagabend, um für eine umfassende und ergebnisorientierte Handball-Berichterstattung in der Montags-Ausgabe zu sorgen. Zuverlässig, kompetent, akribisch. Selbst, in bisweilen emotional hektischen Situationen,  bewahrte  sie zwischen all den „Alphatieren“ Ruhe und Übersicht. Nicht zuletzt durch ihre sonore Stimme, die irgendwie  beruhigend auf alle Sportredakteure wirkte. Und dies Sonntag für Sonntag.  In den letzten Jahren berichtete sie zuverlässig für beide Coburger Tageszeitungen in Wort und vor allem Bildern aus allen Handball-Hallen Deutschlands.  Neben dem Handballsport war Schwimmen ihre große Leidenschaft. Als Vorsitzende des Coburger Schwimmvereins lag ihr die Nachwuchsarbeit besonders am Herzen, organisierte unter anderem im Freizeitzentrum Witzmannsberg Tauchkurse und auf ihre Initiative hin viele Übungseinheiten für Kinder aller Altersgruppen.

Immer mit Leidenschaft dabei: Iris Bilek (rechts) klatscht die HSC-Profis ab. Im Vordergrund: Vater Erich.
Immer mit Leidenschaft dabei: Iris Bilek (rechts) klatscht die HSC-Profis ab. Im Vordergrund: Vater Erich. // privat

Vorsitzende im Schwimmverein Coburg

Doch ihre zweite Familie war zweifelsohne der HSC Coburg - ihr ganzer Stolz! Noch am Tag ihres Todes war es Iris Bilek besonders wichtig das zu betonen. Während ihres letzten Telefonates mit ihrem Neffen Fabian Bilek, der ausgerechnet an diesem Tag seinen 30. Geburtstag feierte und zur Familienfeier geladen hatte, schwärmte sie von den wunderbaren Jahren, die sie mit den „Gelben-Schwarzen“ erleben durfte. Sie war bei den emotionalsten, schönsten, aber auch traurigsten und enttäuschenden Momenten dabei. Mittendrin, aber stets im Hintergrund - denn Iris Bilek war kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt stand.

Die „zweite Welle“ war ihr Ding. HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel verliert nach eigenen Worten nicht nur eine „herzensgute Mitstreiterin“, sondern der Klub auch eine „Identifikationsfigur“, die eine große Lücke hinterlässt. Egal ob als ständige Helferin, als gewissenhafte Schriftführerin im Vorstand oder als nimmermüde Arbeitsbiene - sie wird uns allen fehlen. Aber mit ihrer großen Bescheidenheit, Disziplin und Demut, dem Gefühl für Geselligkeit und Kameradschaft wird sie in der Handball-Familie weiterleben. Beim nächsten HSC-Heimspiel wird es für Iris Bilek eine Gedenkminute in der HUK-Arena geben und die Mannschaft wird zu Ehren der Verstorbenen mit Trauerflor auflaufen.

Gedenkminute und Trauerflor beim HSC

Iris Bilek fand beim HSC Coburg die Erfüllung ihrer zweiten Lebensaufgabe. Beruflich lief es für die engagierte Rödentaler nach eigenen Aussagen dagegen nicht immer so gut. Ihr großes Glück fand sie nicht. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete sie für mehrere Betriebe in Coburg, Rödental und Neustadt. Zuletzt war sie im Autohaus Ernst in der Buchhaltung beschäftigt. Auch dort ist die Trauer natürlich sehr groß.

Iris Bilek: Ort der Trauerfeier verlegt

Die letzten Worte von Iris Bilek bleiben ihrem Neffen sicher noch lange in Erinnerung: „Nach dem tollen Pokalsieg des HSC gegen Lemgo war es ihr größter Wunsch, beim Pokal-Viertelfinale gegen Balingen kurz vor Weihnachten wieder in der Halle live dabei sein zu können“, erinnert sich Fabian an sein  ergreifendes Geburtstags-Telefonat mit seiner Tante.

Aufgrund der vermutlich hohen Anzahl der Trauergäste von Iris Bilek müssen die Angehörigen den Ort der Trauerfeier verlegen. Dies geschah auch in Absprache mit "ihrem" HSC 2000 Coburg. Die Trauerfeier findet im Kongresshaus Rosengarten Coburg, Berliner Platz 1, statt. Der Zeitpunkt (Montag, 25. November, 11 Uhr) ändert sich nicht. Die Familie will allen um Iris Bilek Trauernden ermöglichen, in einem angenehmen Rahmen von ihr Abschied nehmen zu können. Das wäre auch ihr Wunsch gewesen.

Christoph Böger

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