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Notfälle
Fünf Lawinentote in Südtirol stammen alle aus Bayern
Nach dem Lawinenunglück in Südtirol
Alle fünf Todesopfer kommen aus Bayern. // Karl-Josef Hildenbrand/dpa
von dpa
Bozen – Bei einem der schlimmsten Unglücke der letzten Jahre in den Alpen sterben fünf deutsche Bergsteiger zwischen 17 und 58 Jahren. Gerätselt wird weiter, warum sie spät noch auf dem Weg zum Gipfel waren.
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Die fünf Todesopfer des Lawinenunglücks an Allerheiligen in Südtirol kommen alle aus Bayern. Das bestätigte ein Sprecher der italienischen Finanzpolizei in Bozen der Deutschen Presse-Agentur. In einer Seilschaft kamen ein 58 Jahre alter Mann mit seinem 21 Jahre alten Sohn und dessen gleichaltriger Freundin ums Leben. Sie stammten laut bayerischem Landeskriminalamt aus den Landkreisen Oberallgäu und Ostallgäu.

Zudem starben den Angaben der italienischen Finanzpolizei zufolge ein 46-jähriger Vater und seine erst 17 Jahre alte Tochter. Zwei Männer aus Deutschland überlebten das Unglück.

Die Bergsteiger waren am Samstag kurz vor 16.00 Uhr beim Aufstieg zur 3.545 Meter hohen Vertainspitze im Ortler-Gebirge von einer Schneelawine erfasst worden. Unklar ist weiterhin, warum die Seilschaften so spät am Nachmittag noch auf dem Weg zum Gipfel waren. 

Der Geschäftsführer der Sektion Kempten-Allgäu des Deutschen Alpen-Vereins (DAV), Michael Turobin-Ort, sagte der «Allgäuer Zeitung», bei dem verunglückten Vater-Sohn-Duo aus dem Allgäu handle es sich um DAV-Mitglieder. «Wir trauern um zwei sehr geschätzte Alpinisten und Kameraden. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt allen Angehörigen.» 

Turobin-Ort sprach von zwei sehr umsichtigen Alpinisten. Zusammen mit der Freundin des 21-Jährigen hätten sie auch gemeinsam in der DAV-Kletterhalle trainiert. «Ich bin mir sicher, dass sie ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen haben und auch die nötige Erfahrung dazu hatten», sagte Turobin-Ort. 

Nach Angaben der Bergwacht waren die Deutschen unabhängig voneinander in drei Gruppen unterwegs - eine Dreier-Seilschaft und zwei Seilschaften jeweils zu zweit. Das Unglück ereignete sich in der Nordwand unterhalb des Gipfels auf etwa 3.200 Metern Höhe. 

Noch immer Rätsel über späten Aufstieg

Vermutet wird, dass die Lawine von der Seilschaft ausgelöst wurde, die am weitesten oben war: dem Vater mit Tochter, die sich noch etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels befanden. Nach italienischen Medienberichten versuchten die beiden noch, die anderen Bergsteiger in der Wand mit Schreien zu warnen. 

Nach Auskunft der Bergrettung bestand keine besonders große Lawinengefahr: Warnstufe zwei von fünf. Vermutet wird, dass sich die Lawine infolge starker Verwehungen löste, weil Neuschnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden gewesen sei. In der Region war vor einigen Tagen der erste Neuschnee der Saison gefallen. Tagsüber waren die Temperaturen dort für die Jahreszeit zuletzt noch recht hoch. Nachts ist es in der Höhe schon sehr kalt.

Aufstieg gilt als lang und anstrengend

Der Aufstieg zur Vertainspitze im Ortler-Gebirge gilt als lang und anstrengend, aber technisch nicht besonders schwierig. Der Berg oberhalb von Sulden ist wegen seiner Rundumsicht ein viel bestiegener Gipfel. Seine Nordwand gilt als «hochalpine Eistour», für die Seil und eine komplette Ausrüstung fürs Eisklettern erforderlich sind.

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