Zwölf Klubs aus drei Ländern bringen den europäischen Klub-Fußball mit der geplanten Gründung einer Super League ins Wanken. Die Gründungsmitglieder sind FC Arsenal, Manchester United, FC Liverpool, Tottenham Hotspur, FC Chelsea und Manchester City aus England, die Mailänder Clubs AC und Inter sowie Juventus Turin und die spanischen Topklubs FC Barcelona, Atletico Madrid und Real Madrid.
Drei weitere Klubs können sich diesem Zirkel anschließen, aus Deutschland und Frankreich etwa ist bislang keine Mannschaft dabei. Deren Kritik an den Plänen ist groß. Fünf weitere Teams können sich pro Saison sportlich über ihre nationale Liga qualifizieren.
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Die geplante Super League sei ein zynisches Projekt. Ein Projekt, das auf Eigeninteresse einiger weniger Klubs basiere – in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr Solidarität denn je benötige. Ein durchaus nachvollziehbares Statement.
Nicht mehr nachvollziehbar wird es aber, wenn man den Absender betrachtet: die Uefa.
Ein Verband, der in Pandemie-Zeiten die erste paneuropäische EM veranstaltet und Ausrichterstädte wie München in der Zuschauerfrage gängelt, spricht von Solidarität. Ein Verband, der die Champions League in den nächsten Jahren mit zehn Gruppenspielen und 36 Teams aufblähen will, um seine Gewinne zu maximieren, prangert Eigeninteresse an.
Das ist Doppelmoral. Und dass die mächtige Uefa nun möglicherweise von den noch mächtigeren europäischen Topklubs mit den eigenen Waffen geschlagen wird, ist zynisch – und vielleicht auch Karma.
Die Motive der möglichen Super League sollen damit nicht beschönigt werden. Da steht eine voll kommerzialisierte Top-Liga in den Startlöchern, die von Oligarchen, Scheichs und dem einen oder anderen Staat getragen wird: Fußball-Romantik? Fehlanzeige.
Doch die wird es auch in einer aufgeblähten Champions League nicht geben. Ein Wettbewerb mit einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, der nach der Aufstockung zum absoluten Langweiler mutieren wird. Da verspricht – bei aller berechtigter Kritik – ein Kampf der Gutbetuchten Europas in der Super League mit Waffengleichheit weitaus mehr Spannung.
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Wenn der europäische Klub-Fußball seine Seele noch nicht komplett verkauft haben sollte, ist es ihm spätestens mit der Super League gelungen. Ein geschlossenes System der Superreichen in Eigenverwaltung, mit dem einzigen Ziel, noch mehr Geld herauszupressen. Flankiert von einer US-Bank und Real-Madrid-Geldverbrenner Florentino Perez als Vorsitzendem.
Man weiß nicht, ob es zum Lachen oder zum Weinen ist. Die Gier ist grenzenlos, die selbst ernannten Spitzenklubs haben das letzte bisschen Anstand und Schamgefühl verloren.
Die Pandemie als einen Grund für die Einführung zu nennen, ist irreführend und schäbig – allen Vereinen und den Fans (auch den eigenen) gegenüber. Diese zwölf Klubs treiben keine Existenzängste um, sie haben einen unermesslichen Wert und werden immer fortbestehen. Weil auch die Märkte in Asien und Amerika es ermöglichen. Too big to fail, sagt man.
Es zeigt aber, wie sehr sich der exklusive Zirkel von der Lebenswirklichkeit seiner Anhänger entfernt hat – und dass deren Wort nicht zählt. Die Pandemie ist ein Segen für die Pläne, weil sie (noch) verhindert, dass europaweit Fans in den Stadien aufbegehren. So kann die Zwölfer-Riege ungestört schalten und walten.
Angst vor den wirtschaftlichen und sozialen Corona-Folgen haben andere Vereine, das beginnt irgendwo im Profi-Fußball und hört in der B-Klasse auf. Diese Klubs sind auf die Unterstützung vor Ort künftig dringender denn je angewiesen. Sie wollen nicht auf der Strecke bleiben. Und die Reichen? Die wollen noch reicher werden. Sonst nichts.
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