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Viel Widerstand
Regionalwerke Bamberg: Was machen die überhaupt?
Die Energieautarkie für Stadt und Landkreis Bamberg haben sich die Regionalwerke auf die Fahne geschrieben. Doch die Umsetzung fällt schwer.
Die Energieautarkie für Stadt und Landkreis Bamberg haben sich die Regionalwerke auf die Fahne geschrieben. Doch die Umsetzung fällt schwer. // David Ebener/dpa
Bamberg – Neun Jahre liegen hinter den Regionalwerken Bamberg, die die Energiewende voranbringen sollen. Warum das bislang kaum gelang.

Die Regionalwerke Bamberg wurden 2012 von 31 Kommunen aus dem Landkreis, der Stadt Bamberg und den Stadtwerken als neutraler Berater, Koordinator und Dienstleister für die energiepolitischen Aktivitäten gegründet. Die GmbH sollte die erneuerbaren Energien und die dezentrale Energiegewinnung fördern und so das Klimaschutzziel, die Energieautarkie der Region Bamberg bis zum Jahr 2035, unterstützen.

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2011: Die Idee hinter den Regionalwerken

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschließt der Bundestag den Atomausstieg bis 2022. Die Energiewende wird zum beherrschenden Thema auf allen politischen Ebenen. Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt schlägt die Gründung von Regionalwerken vor, unter deren Dach Windkraftanlagen, Photovoltaikanlagen, Solarparks oder Biomassenheizkraftwerke mit großer Bürgerbeteiligung entstehen könnten.

2012: Die Gründung und die Aufgaben

Im Laufe des Jahres kristallisiert sich heraus, dass die Regionalwerke in Form einer GmbH, an der der Landkreis, die 36 Landkreiskommunen und die Stadt Bamberg zu je einem Drittel beteiligt sind, gegründet werden sollen. Hauptaufgabe soll die Beratung, Planung und Koordination örtlicher Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien sein. Als Anschubfinanzierung sind 420 000 Euro vorgesehen. Der „Klima-Euro“ wird geboren: Jede Gemeinde zahlt je Einwohner einen Euro ein, der Landkreis gibt seinerseits 140 000 Euro dazu, Die Stadt Bamberg nimmt die Stadtwerke mit an Bord – beide beteiligen sich mit je 70 000 Euro. Fünf der 36 Gemeinden – Memmelsdorf, Stegaurach, Lisberg, Lauter und Wattendorf – machen allerdings nicht mit. Ihren Anteil übernimmt der Landkreis. Am 19. Dezember wird schließlich ein entsprechendes Gründungsdokument unterzeichnet.

2013: Frühe Rückschläge

Erste Bremsversuche bei der Energiewende kommen aus Berlin und München. Bundesumweltminister Peter Altmaier will „das Ausbautempo drosseln“, Ministerpräsident Horst Seehofer bringt die 10-H-Abstandsregel für Windräder ins Spiel. In Bamberg bremst vor allem der Regionale Planungsverband, der mit der Ausweisung von Windkraft-Vorranggebieten nur schleppend vorankommt. Die Regionalwerke konzentrieren sich derweil voll auf die Zuarbeit für einen bei Heiligenstadt geplanten Bürgerwindpark.

2014: Bittere Pille Heiligenstadt

Ein Bürgerentscheid stoppt die Heilgenstadter Windpark-Pläne. Der Versuch der Regionalwerke, auf einer bereits ausgewiesenen Vorrangfläche eine abgespeckte Version zu errichten, scheitert, weil am 21. November die 10-H-Regelung in Kraft tritt.

2016 – 2018: Neue Orientierung

Nach dem Aus für den Bürgerwindpark brauchen die Regionalwerke ein neues Geschäftsmodell. Mit der Beratung und Planung kommunaler Energieprojekte (z.B. Straßenbeleuchtung, Blockheizkraftwerke, Photovoltaikanlagen) und anderen Dienstleistungen im Energiebereich, gelingt es immerhin 2016 erstmals eine schwarze Null zu schreiben. Zukunftsfähig ist das Konzept nicht. Im Frühjahr 2018 wird ein Neustart angekündigt. Die Klimaschutzbeauftragten Günter Reinke (Stadt) und Robert Martin (Landkreis) werden Geschäftsführer.

2019 – 2021: Der Kontrahent im eigenen Haus

Die Regionalwerke übernehmen das E-Carsharing des Landkreises, das bisher von den teilnehmenden Gemeinden betrieben wurde. Ein Ökostromtarif (gespeist mit Solarstrom aus dem Landkreis), den die Regionalwerke zusammen mit Bayernwerk vertreiben, darf in der Stadt nicht angeboten werden. Forderungen werden laut, die Stadtwerke als Gesellschafter aus den Regionalwerken zu drängen. Das Vorhaben mehrerer Gemeinden, mit den Regionalwerken als Betreiber eine gemeinsame Klärschlammtrocknung und -verbrennung zu organisieren, scheitern in letzter Minute an der Absage von Strullendorf als geplantem Standort.

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