Nach zweijähriger Zwangspause durch die Pandemie freuten sich Musiker und Liebhaber der Blasmusik, dass man sich wieder zu einem „musikalischen Frühlingserwachen“ im „Bürgersaal“ einfinden konnte. Kein Platz war mehr frei geblieben und der „Musikverein der Harmonie“ präsentierte mit seinen drei Orchestern ein sehr abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm, bei dem der berühmte Funke übersprang und die Konzertbesucher großen Applaus zollten.
Auch wenn draußen in der Natur der Winter mit Schneefall noch einmal angeklopft hatte, war dies musikalisch ganz anders, denn vom ersten bis zum letzten Takt erzeugten die Musiker eine besondere Spannung und Wärme mit der Interpretation und dynamischen Darbietung ihrer Stücke. Stv. Vorsitzende Patrizia-Desiree Mück erinnerte an die Pandemie und den Virus, welche den Verein eingeschränkt hätten, wie man es noch nie erlebt habe.
„In der Pandemie war es eine Herausforderung, unsere Jugendlichen nicht zu verlieren. Die erfahrenen Hasen konnten das gut kompensieren, aber online oder im Homeschooling ein Instrument zu erlernen – das haben unsere Grundschüler der Bläserklasse erlebt. Dabei ist es nicht leicht gewesen, die Motivation bei den Kindern hochzuhalten. Umso mehr haben wir deswegen dem heutigen Abend entgegengefiebert.“
Um den Nachwuchs ist es gut bestellt
Mit großem Beifall wurden die Jüngsten des Musikverein, die „Harmonie-Kids & Bläserklasse“, auf die Bühne begleitet. Dirigent Werner Lehrieder dankte dem gesamten Lehr-Team mit Leiter Reinhold Stärk sowie den Registerlehrern Linda Marpoder, Sabrina Howarth und Florian Kettler für die großartige Ausbildung, ohne die eine solche Nachwuchsarbeit nicht möglich wäre. Der „Mount Vernon March“ war dann genau der richtige Titel, um zu zeigen, wie in jeder Altersstufe das musikalische Niveau ansteigt und man vom Einzelmusizieren zum gemeinsamen Klang kommt.
Dem folgten die bekannte „Sternpolka“ sowie die Titelmelodie aus der Filmreihe „Sarwars“, zu der die Buben und Mädchen mit Masken zu sehen waren, die sie in ihren Proben selbst gebastelt hatten.
Eine Premiere erlebten die vielen Besucher mit dem neu gegründeten „Jugendorchester“, das mit dem Nr.-1-Hit der Rockgruppe Queen „Bohemian Rhapsody“ eine geniale Mischung aus Rock und Pop bot. 2. Vorsitzende Mück dankte den Jugendlichen und Eltern, dass sie diese Veränderung mittrugen. „Wir haben bewusst den Schritt gewählt, die Jugendlichen noch nicht sofort im Hauptorchester zu integrieren, sondern durch das Dirigat von Eduard Marpoder auf dieses vorzubereiten. Dabei sind wir der festen Meinung, dass diese Umstrukturierung eine Bereicherung für den Nachwuchs und damit auch für den Musikverein ist.“
Von der Ukraine ins Jugendorchester
Mit dem Hinweis „Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden“, stellte sie in diesem Jugendorchester Axiniya vor, ein junges Mädchen, das erst vor wenigen Tagen mit ihrer Familie aus der Ukraine gekommen sei. „Nach nur zwei Proben hat sie sich bei uns sofort wohlgefühlt und wird heute schon mit ihrer Querflöte im Konzert auftreten“. Ein riesiger Beifall war ihr sofort sicher.
In ihrem Programm sorgten dann die „TV-Hits für Kids“ mit „Muppet-Show“, „wer hat an der Uhr gedreht“ oder „hey, hey, Wickie“ für gute Laune, bevor mit „Arabian Dreams“ zu einem Ausflug in die Welt des Aladdin eingeladen wurde. Erfrischend auch das Konzertwerk „Challenger Point“, bei dem die Nachwuchsmusiker eine Vielfalt von musikalischen Ideen einbrachten bis hin zu den eindrucksvollen Schlusstakten.
Mit einem Probenwochenende in Bad Kissingen hatte sich das Hauptorchester intensiv auf diesen Auftritt vorbereitet. Schon mit ihrem Namen „Egerländer Musikanten“ erinnern sie an ihre Gründungszeit im Jahre 1948, als die ursprüngliche Besetzung aus Vertriebenen, Musikern aus dem Sudetenland und alten Militärmusikern bestand mit ihrem Dirigenten Karl Winter, der aus dem Egerland stammte. Daran erinnerten in ihrem 1. Teil die „Weinberg-Polka“, der „Sissi-Marsch“ von Timo Dellweg und böhmisch-mährische Blasmusik wie „der schönste Tag im Jahr“, ein wunderbarer Walzer von Josef Poncar.
Das erste Frühjahrskonzert als Dirigent
Auch für Eduard Marpoder war dies das erste Frühjahrskonzert als Dirigent in Ebelsbach und ist es nur ein Zufall, dass den Taktstock dort nun wieder ein Militärmusiker hält? Eduard Marpoder ist ein Vollblutmusiker, hat seine Ausbildung an der Hochschule in Düsseldorf genossen und bläst beim Heeresmusikkorps in Veitshöchheim die Tuba. Den Schwung bringt er mit nach Ebelsbach und führt dort zackig und schwungvoll das „Regiment“. Er ist begeistert von seiner Truppe: „Wir haben eine sehr gute Besetzung und alle Stimmen, die wir brauchen. Vor allem freut mich, dass hier auch die Ausbildung sehr gut funktioniert und ein nahtloser Übergang von der Bläserklasse zum Jugendorchester und zum Hauptorchester erfolgen kann.“
Von 14 bis 89 Jahren
Das sieht man direkt in der altersmäßigen Spanne des 25-köpfigen Klangkörpers, vom mit 14 Jahren jüngsten Bläser Luis Busch bis zum Senior Willibald Reich, der mit seinen 89 Jahren noch mit Begeisterung sein Tenorhorn spielt, zu jeder Probe mit seinem Auto von Breitbrunn nach Ebelsbach fährt und auch das Probenwochenende nicht ausließ.
Musikerin und Moderatorin
Maike Rautner zeigte ihr musikalisches Können auf ihrem Baritonhorn, führte aber gleichzeitig als Moderatorin kurzweilig und interessant durch die einzelnen Titel, bei denen auch Solisten auf ihren Instrumenten in der Bandbreite und der Tonhöhe bis ans Limit gingen. Beim „TV-Kultabend“ ging es um unvergessliche Einspieler von TV-Serien aus dem „aktuellen Sportstudio“, über „Wetten dass“ bis zur „Tagesschau“. Die vielen Takt-, Tempo- und Tonart-Wechsel waren hier nicht ganz ohne, wurden aber bravourös gemeistert.
Auch das Stück „Fantastica“ hatte seinen Namen nicht umsonst bekommen und im „Allegro“ war die Freude an der Musik zu spüren und auch die tieferen Posaunen und Tuben freuten sich, hier einmal ihren Part in den Vordergrund stellen zu dürfen. Beim „Adventure“ des Komponisten Markus Götz wagte sich das Orchester an eine fiktive Filmmusik der Mittel- und Oberstufe, bei der Tenorhorn, Bariton und Holzbläser immer wieder nach vorne drängten. Darüber entlockte Julia Wippich ihrer Querflöte ungewöhnliche Kombinationen und völlig neue Klangwelten.
Weitere Höhepunkte waren Ohrwürmer wie „what a wonderful world“, mit dem Louis Armstrong zum weltberühmten Trompetenstar wurde und das auch auf die gegenwärtigen Machtkämpfe in der Ukraine hinwies, die alles andere als „wonderful“ sind. Rüdiger Schorr ließ das vergessen und zog die melodischen Bögen klar bis hinauf zu den höchsten Tönen. Entspannt konnte man sich bei „my dream“ von Solist Dominik Rügheimer zurücklehnen und dem Klang seines Flügelhorns lauschen. Mit dem schwungvollen Gute-Laune-Lied „get up and go“ („Steh auf und geh“) zauberten die Musiker noch etwas Optimismus in die schwierige Zeit und wünschten allen, das Leben mit Schwung und Elan zu meistern. Die Zuschauer waren begeistert und die „Egerländer Musikanten“ kamen deswegen um Zugaben nicht herum.