Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Schulalltag – ist das möglich? Diese Frage hatte sich eine Arbeitsgruppe des Gymnasiums, ein sogenanntes P-Seminar, bestehend aus Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse, gestellt. Der Schutz des Klimas gehört zu den größten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Doch als Markus Böckl, Biologie und Chemielehrer, ankündigte, die Schule solle sich in Richtung Klimaneutralität bewegen, hörte sich dieser Gedanke für die zehn Teilnehmenden des P-Seminars zuerst absurd an. „Wie sollen wir das überhaupt angehen?“
„Müssen wir jetzt auf alles verzichten?“ Unzählige Fragen geisterten in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler umher. Besänftigend erklärte Böckl, ein Baustein zu mehr Nachhaltigkeit am Gymnasium Höchstadt solle die Teilnahme am Projekt „Klimaschule Bayern“ sein. Auf dem Weg zur zertifizierten Klimaschule mit dem übergeordneten Ziel eines (möglichst) klimaneutralen Schulbetriebs stehen zwei Meilensteine im Vordergrund: Durch die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks wird der Status Quo ermittelt, darauf aufbauend werden Klimaschutzmaßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen entwickelt und in einem Klimaschutzplan verankert.
Klimaschule Bayern: P-Seminar des Gymnasiums Höchstadt klärt auf
Also machte sich das P-Seminar zu Beginn des Schuljahres 2023/24 an die Arbeit und begann mit der genauen Ermittlung des CO2-Fußabdrucks der Schule. Mobilität, Wärme, Strom, Wasser, Verpflegung, Schülerfahrten und weitere Bereiche, die zu den Treibhausgasemissionen der Schule beitragen, mussten exakt erfasst und dokumentiert werden. Schnell wurde klar, dass dies mehr Zeit als erwartet in Anspruch nehmen würde. Mitte Februar waren jedoch alle Daten vollständig gesammelt und konnten in einen vom Projekt Klimaschule programmierten Rechner eingetragen und ausgewertet werden. Als nächstes galt es, über die im Kalenderjahr 2023 erzeugten Emissionen des Gymnasiums aufzuklären.
Dies geschah mit einer Abendveranstaltung, zu der auch der Geograf und Geologe Professor Michael Krautblatter eingeladen war. Der ehemalige Schüler des Gymnasium Höchstadt lehrt heute an der TU-München und forscht an der Zugspitze zum Thema Schmelze von Permafrost in instabilen Fels- und Lockergesteinshängen. In seinem Vortrag informierte er über alpine Naturgefahren und erklärte, dass die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland eine akute Bedrohung darstellen. Im Anschluss referierten vier Teilnehmer der Seminargruppe über ihre Arbeit. Sie berichteten, was sie im vergangenen halben Jahr geleistet hatten, erklärten die Ergebnisse und ihre Auswertungen und beleuchteten die Pläne für den Werdegang der hoffentlich künftigen Klimaschule.
Geologe zu Gast bei Gymnasium Höchstadt
Das Gymnasium, so lautet das Ergebnis des P-Seminars, hatte im Kalenderjahr 2023 einen Ausstoß von circa 493 Tonnen CO2. Der Wert, der im ersten Moment nach sehr viel klingen mag, entspricht ungefähr den Emissionen, die 44 Personen in Deutschland gemeinsam in einem Jahr produzieren. Bei der Betrachtung des CO2-Fußabdrucks muss jedoch beachtet werden, dass es sich dabei um einen Richtwert handelt. Auch wenn sich das Seminar um eine detaillierte Erfassung der Daten bemüht hat, sind Ungenauigkeiten bis hin zu leichten Verfälschungen möglich. Dennoch konnte durch das Recherchieren des Fußabdrucks der „Emissionsübeltäter“ deutlich identifiziert werden: 83 Prozent der Treibhausgasemissionen verursacht der Bereich Mobilität.
Dieser umfasst die An- und Abreise der Schüler- und Lehrerschaft, also hauptsächlich mit Bussen und Autos, Schulfahrten mit Flugzeug, Bus und Bahn, sowie Fortbildungen der Lehrkräfte. Nun ist für das Gymnasium klar, in welchen Bereichen Klimaschutzmaßnahmen besonders notwendig sind. Auf Basis von Spenden konnte sich das Publikum in der Pause mit veganem Gebäck stärken. Das gesammelte Geld wird einem schulinternen Umweltprojekt zugutekommen. Natürlich gab es auch die Möglichkeit, Fragen an Michael Krautblatter und zwei Mitglieder des Seminars zu stellen.
Gymnasium Höchstadt möchte für Klimaschutz sensibilisieren
Dies geschah bei einer offenen Fragerunde nach der Pause, während einige der 70 Zuhörenden Fragen stellten und ihr Interesse am Projekt bekundeten. Für die Schülerinnen und Schüler sowie Seminarleiter Böckl steht fest: „Das Höchstadter Gymnasium will Klimaschule werden.“ Dabei gehe es nicht nur um das Erwerben des Zertifikats. Vielmehr solle Bewusstsein und Sensibilität für Umwelt- und Klimaschutz geschaffen werden.
Referent Michael Krautblatter appellierte optimistisch zu weiterem Engagement. Auch wenn die aktuelle Situation oft frustrierend sei und es wirke, als sei die Frist für konsequenten Klimaschutz abgelaufen, ermutigte er zuversichtlich: „Es ist noch nicht zu spät.“ Für Interessierte befinden sich auf der Schulhomepage unter www.gymnasium-hoechstadt.de eine detaillierte Auflistung und Auswertung aller gesammelten Daten, ebenso wie eine grafische Darstellung aller Emissionen der Schule.
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