Im Jahr 2022 haben die Polizeiinspektionen (PI) Bad Kissingen, Bad Brückenau und Hammelburg insgesamt 3379 Straftaten registriert. Das ist eine Erhöhung im Vergleich zum vergangenen Jahr, im Zehn-Jahres-Vergleich (3463) liegt die Zahl jedoch leicht unter dem Durchschnitt.
Deliktgruppen landkreisweit: leichte Veränderungen
Die vergangenen vier Jahre betrachtend, ergibt sich bei den Deliktgruppen summiert:
- Nach einem kleinen Knick im Jahr 2021 stiegen 2022 die Rohheitsdelikte, Diebstähle und Beleidigungen an.
- Steigend und dann auf dem Niveau bleibend sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Sachbeschädigung sowie Vermögens- und Betrugsdelikte.
- Die Zahl der Rauschgiftdelikte sank nach einem Hoch im Jahr 2020 wieder.
- Straftaten gegen das Leben sind aus keiner PI gemeldet.
- Gewalt gegen Polizeibeamte sank nach ihrem Hoch 2020 im Jahr 2021 und stieg 2022 wieder leicht an (33 Fälle). Fälle der Häuslichen Gewalt sind zwar landkreisweit gestiegen (137 auf 180), haben ihr Niveau von 2020 (215) nicht wieder erreicht.
Die Häufigkeitszahl (HZ) lässt einen Vergleich von Fallzahlen zu, indem sie Fälle pro 100.000 Einwohner angibt. Für den Landkreis liegt sie bei 3266. Verglichen mit dem Fünf-Jahres-Schnitt (3120) liegt die Zahl nur geringfügig darüber. Die Aufklärungsquote der PIs im Landkreis beträgt 68,3 Prozent. In Bayern lag die Aufklärungsquote 2022 bei 64,4 Prozent, in Unterfranken bei 70,3 Prozent.
Bad Kissingen liegt im Durchschnitt
In Bad Kissingen nahm die Polizeiinspektion 2022 insgesamt 1994 Fälle auf. Damit liegt sie etwa im Zehn-Jahres-Schnitt von 2000 Fällen. Es zeigt sich ein fallender Trend an Straftaten. Die Aufklärungsquote in Bad Kissingen liegt bei 67,4 Prozent, was verglichen mit den Vorjahren niedrig ist.
Dies sei dem Bereich des Vandalismus und der Sachbeschädigungen geschuldet. „Hier kam es zu einem Anstieg von etwas mehr als 20 Prozent bei gleichzeitigem Rückgang der Aufklärungsquote“, heißt es von der Polizei Bad Kissingen.
Verteilung der Deliktgruppen:
Die Straftaten im Bereich der sexuellen Selbstbestimmung in Bad Kissingen hatten mit 93,7 Prozent eine hohe Aufklärungsquote. Merkbar sei eine Steigerung im Bereich der Verbreitung von pornografischen Inhalten.
Im Bereich der Rohheitsdelikte gab es im Jahr 2022 eine Steigerung zu den Vorjahren. Von den 408 Fällen machen Körperverletzungsdelikte (301) den Hauptteil aus. Der Straftatbestand Bedrohung wurde 2021 verschärft – der mutmaßliche Grund der Steigerung der Fallzahlen in dem Bereich.
Eigentumsdelikte umfassen einfache und schwere Diebstähle. In Bad Kissingen gab es bei 442 Fällen eine Aufklärungsquote von 37,7 Prozent. Davon waren 333 einfache Diebstähle, darunter oft Diebstahl von Mobiliar im öffentlichen Raum, von abgelegten Postpaketen oder Brennholz oder Ladendiebstahl.
Bei Vermögens- und Fälschungsdelikten (230) sind nur Fälle gezählt, bei denen der Tatort in Bad Kissingen liegt. In 70 Fällen des Waren- und Warenkreditbetrugs wurden Ermittlungen geführt. Unter die 60 „sonstigen“ Betrugsfälle fallen auch die Fälle des Enkeltrickbetrugs.
Unter die Gruppe sonstige Straftaten gemäß StGB fallen vor allem Fälle der Sachbeschädigung (301) und Beleidigung (149). Ein Grund für 71 Fälle im Hausfriedensbruch liegt im Hobby einiger, die sogenannte „Lost Places“ in Bad Kissingen aufsuchen.
m Bereich des Betäubungsmittelgesetzes gab es 161 Fälle in Bad Kissingen, darunter 67 Prozent Cannabis, 27 Prozent Amphetamin.
Hammelburg leicht über Durchschnitt
In Hammelburg nahm die Polizei 2022 insgesamt 802 Fälle auf. Damit liegt sie leicht über dem Zehn-Jahres-Schnitt von 751 Fällen. Nach einem Knick im Jahr 2019 pendeln sich die Fälle wieder auf das Niveau der Vorjahre ein. Die Aufklärungsquote in Hammelburg liegt bei 65,7 Prozent (Schnitt: 69,2 Prozent).
„Die Kriminalitätslage ist weiterhin auf einem stabilen Niveau“, stellen die Polizeihauptkommissare Oliver Ebert und Oliver Mehler fest.
Verteilung der Deliktgruppen:
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg stetig auf 36 Fälle an. Die größte Häufung zeigt sich im Bereich der kinderpornografischen Schriften. Dies sei auch Ergebnis von Schwerpunktermittlungen, so die PI Hammelburg.
Im Bereich der Rohheitsdelikte (126) fällt auf, dass Körperverletzungen zwar weniger wurden, aber Bedrohungen mehr wurden. (Gesetzesänderung 2021).
Die Anzahl der Eigentumsdelikte stieg im Raum Hammelburg in den einfachen und schweren Fällen. Dies ist hauptsächlich auf die gestiegenen Zahlen von Diebstählen in und aus gewerblichen, sowie Werkstatt- und Lagerräumen zurückzuführen. Rückläufig sind die Zahlen der Wohnungseinbruchdiebstähle.
Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist in Hammelburg wieder auf fallendem Kurs. Im Bereich deich der Waren- und Warenkreditbetrüge nahmen die Fälle sogar von 43 auf 10 ab. Schockanrufe und Enkelbetrügereien gab es 17. In allen Fällen blieb es jedoch beim Versuch.
Unter sonstigen Straftaten gemäß StGB ist ein steigender Trend bei den Sachbeschädigungen zu erkennen. Im Jahr 2022 sind dafür wohl eine gehäufte Zahl an Sachbeschädigungen am Kfz (siehe unten) verantwortlich.
In der Rauschgiftkriminalität sieht die Polizei Hammelburg einen Rückgang bei Cannabis und einen Zuwachs bei Amphetaminen.
Bad Brückenau: weniger Straftaten
In Bad Brückenau nahm die Polizeiinspektion 2022 insgesamt 583 Fälle auf. Damit liegt sie weit unter dem Zehn-Jahres-Schnitt von 712 Fällen. Insgesamt befinden sich die Straftaten auf einem fallenden Trend. Die Aufklärungsquote liegt bei 75 Prozent: höher als die Nachbarinspektionen (Schnitt in Bad Brückenau: 75,1 Prozent).
Die Polizei Bad Brückenau mahnt ihre Bürger um Vorsicht im Internet, aber hebt hervor, dass es sich dort sicher leben lässt. „Das gänzliche Fehlen von Straftaten gegen das Leben, von Raubdelikten oder auch Wohnhauseinbrüchen im Jahr 2022 mögen dafür als Beleg gelten“, so die Polizei.
Verteilung der Deliktgruppen:
Die Zahl der Sexualdelikte bleibt etwa auf demselben Niveau.
Die Zahl der Rohheitsdelikte (Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung, Nachstellung) verharrt in ihrem leicht fallenden Trend. Vor allem die die Zahl von Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen oder schweren gesundheitlichen Folgen halbierte sich fast.
Im Bereich der Eigentumsdelikte steigen die Zahlen wieder an. Der Teilbereich Ladendiebstähle verdoppelte sich fast.
Vermögens- und Betrugsdelikte sinken leicht auf 64 Fälle, erreichen das Tief von 2020 (50) jedoch nicht. Den Hauptteil der Fälle macht der Betrug im Netz aus. 2022 verstärkten sich die Betrügereien über Messengerdienste (Whatsapp). Die Schadenssumme beläuft sich auf insgesamt ca. 26.000 Euro.
Unter den sonstigen Straftaten nach StGB macht die Sachbeschädigung den größten Teil aus. Nach einem Hoch im Jahr 2021 (Serie plattgestochener Autoreifen) fiel die Zahl wieder etwas. Die Anzahl der Beleidigungen bleibt ebenfalls niedrig.
Die Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz gingen zurück, sind aber schwankend. Gleichwohl hat die Verfügbarkeit illegaler Drogen wohl nicht abgenommen. In den Vorjahren waren mehrere Dealer gefasst worden. Dies brachte eine Zahl von Folgeverfahren, die sich 2020 und 2021 statistisch auswirkten.
Herausragende Fälle: Steinewerfer bis Raubüberfall
Auch im Jahr 2021 gab es Fälle, die die Polizeiinspektionen besonders gefordert haben.
81-Jähriger überfallen
Etwa gab es diesen Raubüberfall: Eine Unbekannte überfiel einen 81-jährigen Bad Kissinger in der eigenen Garage, riss ihm eine Rolex-Uhr vom Handgelenk und flüchtete in Richtung Maxstraße. Auf Höhe Klieglplatz stieg sie in einen grauen Mercedes ein. Möglicherweise befanden sich die Buchstaben „SF“ auf dem Kennzeichen. Die PI Bad Kissingen war in ihren Ermittlungen nicht erfolgreich, dann übernahm zwischenzeitlich die Kripo Schweinfurt und hofft auch auf Hinweise aus der Bevölkerung.
Skelett in Scheune gefunden
Außerdem sorgte im Juli ein Skelettfund bei Bauarbeiten in einer Scheune in Bad Kissingen für Aufmerksamkeit. Die Ermittlungen übernahmen die Staatsanwaltschaft und die Kripo Schweinfurt. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen familiären Angehörigen eines ehemaligen Gebäudeeigentümers gehandelt hat.
Dieser wurde mutmaßlich in der Zeit um den 2. Weltkrieg mit großer Wahrscheinlichkeit Opfer eines Gewaltverbrechens und anschließend in der Scheune vergraben. Die mutmaßlichen Täter sind bereits selbst verstorben. Die genauen Todesumstände konnten daher, auch auf Grund der weit zurückreichenden Tatzeit, nicht eindeutig rekonstruiert werden.
Feuerteufel in Hammelburg
In Hammelburg ereigneten sich im Herbst innerhalb einer Woche zwei Brände im selben Mehrfamilienhaus (Adolf-Kolping-Straße 2-6). Sie zogen neben Sachschaden im sechsstelligen Bereich auch Personenschäden nach sich. In beiden Fällen waren die Kellerräume des Gebäudekomplexes der Ausbruchsort.
Große Teile des Mehrfamilienhauses waren nicht mehr bewohnbar. Schnell gab es einen 23-jährigen Verdächtigen, der vier Tage nach dem zweiten Brandfall in Untersuchungshaft kam. Jüngst wurde er aus dieser entlassen.
Sachbeschädigungen an Autos
In der Nacht vom 13. auf 14. Oktober ereignete sich im Stadtgebiet Hammelburg an verschiedenen Orten eine Serie an Sachbeschädigungen an Autos. 27 Fahrzeuge waren betroffen, die Gesamtschadenshöhe betrug rund 70.000 Euro. Die Arbeit der Polizei führte zwei Tage später zu einem schnellen Ermittlungserfolg.
Bei einem Einsatz wegen einer Streitigkeit gerieten ein 11-Jähriger und ein 14-Jähriger in den Fokus der Ermittlungen. Neben weiteren Indizien erhärtete die Schuhsohle des 14-Jährigen den Tatverdacht. Indizien waren auf einem der Autos zu finden.
Mit Pflastersteinen um sich geworfen
Am 17. Oktober warf ein 37-Jähriger mit Pflastersteinen um sich. Er bewarf zunächst die Fensterscheiben einer Werkstatt und eines Zoogeschäfts, einen geparkten Pkw, auch mehrere Motorräder wurden in Mitleidenschaft gezogen. Später bewarf der 37-Jährige mehrere Zeugen mit Steinen, verfehlte sie jedoch.
Einen weiteren Pflasterstein schmiss er durch die geöffnete Fensterscheibe eines vorbeifahrenden Pkw. Der Stein verfehlte den Beifahrer knapp. Am Steuer saß ein Polizeibeamter in Freizeit, der Randalierer mit Unterstützung der Umstehenden überwältige und bis zum Eintreffen der Kollegen festhielt. Der Mann wurde am Folgetag amtlich untergebracht und mittlerweile mit Haftbefehl einer forensischen Einrichtung überstellt.
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