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Fasching
Schlager Royal, Krimi und ein Boxkampf
Moritz Kaiser und Steffen Suckfüll alias King Charles und Queen Camilla
Moritz Kaiser und Steffen Suckfüll alias King Charles und Queen Camilla // Klaus Werner
Großenbrach – Der Faschingsclub Großenbrach präsentierte in der Zehnthalle Aschach ein fünfstündiges Spektakel mit viel Lokalkolorit. Dazu gab es schwungvolle Tanzeinlagen, galaktische Wesen und Zauberer.

„Broch Halei“ – so schallte es immer wieder durch die Aschacher Zehnthalle, wenn die Akteure des Faschingsclubs Großenbrach auf der Bühne und in der Bütt’ ihre karnevalistischen Turbolader zündeten.

Angetrieben von der charmanten Moderatorin Jasmin Dusemond glänzte das mehr als fünfstündige Spektakel mit tollen Gardetänzen, geschliffenen Wortbeiträgen rund um die Lokal- und Weltpolitik, musikalisch-frechen Einlagen sowie unterhaltsamen Sketchen und sorgte so bei beiden Büttenabenden des Wochenendes für begeisterte Gäste und zufriedene Akteure.

Charmante Plauderin

Der neue Bühnenvorhang war für Jasmin Dusemond das größte Problem des Abends, denn die Suche nach dem richtigen Durchschlupf irritierte die charmante Plauderin. Ansonsten lag der rote Faden des Abends mit Begrüßung der Prominenz, Ankündigung der Aktionen, der Vorstellung der Mitwirkenden sowie der Aufforderung „Auszugsmarsch“ in ihren sicheren Händen – darunter auch die Auszeichnung von Jaqueline Mohr und Fabian Götz mit dem Sessionsorden des Fastnacht-Verbandes Franken für jahrelanges Engagement auf und hinter der Bühne.

Der neue Bühnenvorhang war für Jasmin Dusemond das größte Problem des Abends, denn die Suche nach dem richtigen Durchschlupf irritierte die charmante Plauderin.
Der neue Bühnenvorhang war für Jasmin Dusemond das größte Problem des Abends, denn die Suche nach dem richtigen Durchschlupf irritierte die charmante Plauderin. // Klaus Werner

Die Brückensanierungen rund um Großenbrach waren nicht nur Thema in den Büttenreden, sondern auch die „Mini-Garde“ hatte sich als Bauarbeiter in den Dienst der Sache gestellt und wirbelte zu einem Mix aus einem Dutzend fetziger Musikstücke über die Bühne. Die Melange aus kurzen Sequenzen aktueller Hits, die dann die Grundlagen für die Choreographien der Garden sind, setzte sich auch bei den anderen Tanzgruppen fort.

Schwerelos über die Bühne

So präsentierten sich die „Teen Dancers“ als galaktische Wesen „völlig losgelöst von der Erden“ und wirbelten fast schwerelos über die Bühne. Die Garde zeigte ihren Showtanz in gold-schwarzem Outfit mit dem Posthorn auf dem Shirt, wobei „Please Mr. Postman“ von den Beatles noch die ruhigste Variante im turbulenten Medley war.

Dagegen präsentierten die neun Mädchen ihren Marschtanz im traditionellen Schwarz-Weiß und mit klassischen Formationen, artistischem Beinschwung und einem dreiminütigen Lächeln, das Jasmin Dusemond den Kommentar entlockte: „Probieren Sie einmal, drei Minuten zu lächeln und tanzen Sie dazu.“

Männerballett mit Federbusch

International wurde es dann beim Männerballett, das mit Federbusch und Bikini-Imitat zum Ende nochmals für Stimmung sorgte – auch hier wie bei allen Garden galt der Dank nicht nur den insgesamt 50 Tänzerinnen und Tänzern, sondern den Betreuerinnen dahinter, die für Choreografie und Kostüme verantwortlich waren.

Dagegen präsentierten die neun Mädchen ihren Marschtanz im traditionellen Schwarz-Weiß und mit klassischen Formationen, artistischem Beinschwung und einem dreiminütigen Lächeln.
Dagegen präsentierten die neun Mädchen ihren Marschtanz im traditionellen Schwarz-Weiß und mit klassischen Formationen, artistischem Beinschwung und einem dreiminütigen Lächeln. // Klaus Werner

Dass dies bei den jugendlichen Akteuren nicht immer leicht ist, zeigte ein Sketch mit fünf Akteurinnen, der einen Blick hinter die Kulissen einer Probe erlaubte: Mal war das Handy wichtiger, mal waren die Tanzschritte nicht geprobt, mal störten die neugierigen Fußballer - aber letztlich klappte es dann doch.

Der Sketch als humorvolle Sequenz war ein wesentlicher Teil des Büttenabends, mal am Stück, mal als Mehrteiler. Schwergewichtige Jungs präsentierten sich im Boxer-Outfit beim Wiegen rund um den später angesetzten Kampf des Jahrhunderts und nach einem langgezogenen „Let’s Get Ready to Rumble“ in Michael-Buffer-Manier standen sich „Simon, die Eisenwade“ und „Dr. Wendehammer“ kampfbereit gegenüber, bevor sich das Main-Event im „Ultra-Federleicht-und-Fliegen-Gewicht“ im „Schnick-Schnack-Schnuck“ auflöste.

Magische Zauber-Show

Auch die „Ehrlich Brothers“ (Fabian Götz, Viktor Syrie) hatten ihre magische Las-Vegas-Show dreigeteilt, um Unglaubliches glaubhaft zu machen, wobei die Illusion auf die harte Realität traf.

Die Show-Gruppe „Stebra“ sorgte mit ihrer komödiantischen Aufarbeitung einer „Tatort“-Inszenierung für ein humorvolles Durcheinander auf der Bühne, denn ein toter Bockleter Bürgermeister ist für Regisseur Spielberg, Kommissarin und „Sexy-Forensikerin“ eine besondere Herausforderung.

Rund um Moritz Kaiser und Steffen Suckfüll – alias King Charles und Queen Camilla – entfaltete sich die Musikshow „Schlager Royal“ und Butler James sorgte für den hochprozentigen Nachschub, der den beiden Royals zwar im Pott kredenzt wurde, beide aber in ausgelassene Stimmung versetzte.

Mit Video-Sequenzen und Playback-Auftritten von Mark Forster, den Beatles, Icke Hüftgold oder Nena kalauerten sich die beiden im englisch-deutschen Kauderwelsch und im Gottschalk´schen Zeitmodus über eine Stunde durch witzige Höhen und schlüpfrige Tiefen, bis dann „Leila“ als Auszugsmarsch ertönte.

Ein Allrounder in der Bütt

Mal musikalisch als „Öschicher Schloßhofsänger“, mal literarisch als Torsten-Sträter-Imitat, sorgte Arno Dusemond für die ruhigeren Programmpunkte, während Lukas Markard als „Todesengel“ die Planungsinkompetenz bei der Brückensanierung oder den defekten Pavillon im Bockleter Kurpark kritisierte, mal die Bürgermeister-Wahl als „keine Wahl, da nur ein Bewerber“ monierte, mal die Aussetzer Aiwangers oder die Coronamasken-Affäre politisierte und letztlich die inhaltsleere AfD ansprach, die in Steinach 33 Prozent bei der Landtagswahl erhalten hatte. Nach den kommunal- und bundespolitischen Themen ging es bei Markards zweitem Auftritt um die lustige Seite des Faschings. „Je dümmer der Witz, desto mehr lache die Leut’“, lautete die Devise der Großenbracher Allrounders.

Mal ein platter Witz, mal eine Anmerkung unterhalb der Gürtellinie, mal ein musikalischer Beitrag mit humorvollem Inhalt zur bekannten Melodie – denn Gästen gefiel’s. Zugaberufe ertönten und wurden erhört.

Einen geschliffenen Wortbeitrag lieferte Justus Müller ab, der im feinen Zwirn und mit kreisrunder Brille als „Nachrichtensprecher des kleinen Mannes und der kleinen Frau“ das Gendern ebenso thematisierte wie die Klimakleber, das Sondervermögen, die Strompreisbremsen, das 49-Euro-Ticket oder die einstige Fußballvorherrschaft der Nationalmannschaft mit Spielern, die eher die Gage im Blick haben. Sein Fazit, nachdem es auch beim Wetter mit „Hochwasserrisiko an der Saale“ wenig Positives zu berichten gab: „In Berlin herrscht die Meinung, der kleine Mann fängt alles auf.“

Die schönsten Bilder der Veranstaltung: 

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