Die zehnköpfige Truppe zieht mit viel Lärm und Getöse durch den Ort. Das „Christkindla“ verteilt dabei bunte Liebesperlen und wünscht überall frohe Weihnachten. Der „Schlotfeger“ schwärzt alle im Gesicht. Das soll Glück bringen und ist der Dank für die erhaltenen Spenden, die danach wohltätigen Zwecken im Ort zu Gute kommen.
Es wird wieder ein langer Tag für die Gruppe werden. Bereits früh um 6 Uhr beginnen die Vorbereitungen. Dann muss vor allem „die Berta“ Standvermögen zeigen. Drei Stunden lang sind bis zu zehn Burschen damit beschäftigt, die Hauptfigur mit aus Erbsenstroh geflochtenen Zöpfen komplett einzuwickeln.
Busen unter der Bluse
Zwischenzeitlich versucht das „Fraala“, mit mehr oder weniger Geschick, einen einigermaßen passablen Busen unter ihrer Bluse zu formen. Und die zwei Gendarmen, die während des Umzugs für Ordnung sorgen sollen, bemühen sich schon einmal, mit ihren Masken klar zu kommen.
Der Schlotfeger beginnt, sein Gesicht mit Ruß – oder ist es Schuhcreme? – einzuschmieren – und das Christkindla darf wegen seiner Perücke und dem Make-up als Einziger „in die Maske“.
Eigenes Bier gebraut
Irgendwann, zwischen 9 und 10 Uhr sind dann alle fertig und ziehen mit viel Tam-Tam los: Zuerst in das Obere Dorf bis zur Brauerei, wo schon einmal das eigens eingebraute „Strohberta-Bier“ probiert wird. Zurück im Dorf verläuft die Route bis zum Ende der Lindauer Straße, über den Sportplatz und die Siedlungen Sommeracker, Am Bühl und die Flur langsam wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Dann beginnt auch für das „Strohberta“-Team Weihnachten.
Dieser Umzug der „Strohberta“ von Haus zu Haus geht weit in die Vergangenheit zurück und war einst in viel mehr Ortschaften Oberfrankens in dieser oder ähnlicher Form verbreitet. Der alte Brauch wurde dann jedoch in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 gänzlich verboten, und in den Notjahren danach hatten die Menschen andere Sorgen, als altes Heimatgut wieder zum Leben zu erwecken. So verschwand die „Strohberta“ aus Oberfranken fast völlig.
Beginn 1946
Nicht so im früheren Steinhauerdorf Trebgast. 1946 griffen heimgekehrte Kriegsteilnehmer erstmals wieder ihre Erinnerungen aus der Vorkriegszeit auf und setzten diesen Umzug fort . Wenig kümmert es die jungen Dorfburschen, nach ihren Regeln müssen sie ledig und unbescholten sein, dass dieses lärmende Umherziehen gerade am Heiligen Abend deplatziert ist und es sich hier ursprünglich um einen alten Neujahrsbrauch handelt. Denn bis ins ausgehende Mittelalter fielen die Weihnachtstage und der Jahreswechsel zeitlich zusammen, mit Weihnachten endete also auch das alte Jahr.
Erst nach der Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 wurde der Beginn eines neuen Jahres um eine Woche verlegt. Die „Trechetzer Struhberta“ hält demnach auch bezüglich des Zeitpunkts an dieser alten Überlieferung fest, so wie sie die überkommenen Regeln und den Symbolgehalt der einzelnen Figuren weitgehend beibehält.