Ex-Kulmbacher trauern
Marianas Mutter stirbt im Bombenhagel von Mariupol
Zerstörung in Mariupol
Eine Frau in Mariupol geht an einem brennenden Wohnhaus vorbei.
Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Ukraine Krieg
F-Signet von Alexander Hartmann Fränkischer Tag
Rugendorf – Mariana Konovalova floh samt Familie nach Kulmbach. Ihre Eltern blieben zurück. Die Gerüchte, die sie über ihren Vater hört, sind schrecklich.

Die Nachricht hat Roman Konovalov und seine Frau Marina (beide 38) erschüttert. Während sie mit ihren drei Kindern Anastasia (3), David (9) und Katheryna (15) zu Kriegsbeginn aus der Ukraine flüchten konnten und sich in Rugendorf in Sicherheit befinden, ist Marinas Mutter im Bombenhagel in der umkämpften Hafenstadt Mariupol ums Leben gekommen.

Schon am 9. März ist sie gestorben, wie das Ehepaar berichtet. Von Nachbarn, die den Angriff überlebt haben und denen im Anschluss die Flucht aus der Ukraine gelungen ist, seien sie darüber vor wenigen Tagen informiert worden.

Hat der Vater den Angriff überlebt?

Die Mutter habe am Fenster gestanden, als ein Geschoss des russischen Militärs in einem Zimmer der Wohnung eingeschlagen sei. Der Vater habe überlebt. "Er war zu dem Zeitpunkt in einem anderen Raum und hatte Glück", berichtet Roman Konovalov. Wie es Marinas Vater heute geht? Die Konovalovs wissen es nicht.

Was sie gehört haben: Er lebt wohl weiterhin in der Wohnung - und das zusammen mit seiner verstorbenen Frau. "Er ist in einem Raum, der nicht so stark beschädigt wurde." Die Mutter liege noch in dem Zimmer, in dem sie gestorben sei, weil Leichen in Mariupol nicht mehr abtransportiert würden. "Das ist einfach schrecklich", sagt Marina Konovalova.

"Mariupol ist kaputt"

Für die Konovalos ist es ein Schicksalsschlag. Sie leben in Rugendorf zwar in Sicherheit, trauern aber um Marinas Mutter, sorgen sich um Familienangehörige und leiden mit allen Menschen, die in einer Stadt geblieben sind, die inzwischen in Trümmern liegt. "Mariupol ist kaputt. Die Gebäude sind zerbombt. Es gibt Tausende Tote, von denen viele einfach auf der Straße liegen", sagt Roman Konovalov, der sich auf Youtube und dem Telegram-Kanal "Mariupol jetzt" über die Ereignisse in seiner Heimatstadt informiert.

Tausende Tote

Mariupol sei die Hölle auf Erden, heißt es. Angeblich verübt die russische Armee dort Gräueltaten. Von Völkermord ist die Rede, auch vom zweiten Stalingrad, denn: Die Stadt wird dem Erdboden gleichgemacht, wie in Fernsehberichten zu sehen ist. Viele Soldaten, aber auch Tausende Zivilisten sollen ums Leben gekommen sein, wie die ukrainische Regierung mitteilt.

Auf die ist Roman Konovalov sauer. Warum? Der russische Generalmajor Michail Misinzew hatte die ukrainischen Truppen in Mariupol am Sonntagabend zur Kapitulation aufgefordert und ein Ultimatum bis Montagmorgen gestellt. Die ukrainische Regierung hat die Frist aber verstreichen lassen.

Kritik an Regierung

"Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis mehr", sagt Roman Konovalov, der glaubt, dass es sich ohnehin nur noch um wenige Tage handeln kann, bis die Russen die Stadt vollständig eingenommen haben. "Mariupol ist verloren. Das ukrainische Militär sollte die Waffen endlich niederlegen, damit nicht noch mehr Zivilisten ums Leben kommen."

Mit dem Auto sind Roman Konovalov und seine Frau Maria aus der Ukraine geflüchtet.
Mit dem Auto sind Roman Konovalov und seine Frau Maria aus der Ukraine geflüchtet.
Familie Konovalov

Dem 38-Jährigen ist auch zu Ohren gekommen, dass Einwohner von der russischen Armee nach Russland verschleppt worden seinen. Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko hat das Vorgehen mit dem Abtransport von Zwangsarbeitern während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg verglichen.

Leben die anderen Familienangehörigen?

Es ist ein Schicksal, das auch Familienmitgliedern der Konovalovs drohen könnte. Roman Konovalovs Vater, dessen Lebensgefährtin und eine Tante sind noch in der Hafenstadt. Sie wohnen zusammen in einem Haus. "Sie sollen noch am Leben sein, hat man mir vor ein paar Tagen gesagt." Ob dem so ist? Roman Konovalov weiß es nicht. Der 38-Jährige macht sich auch große Sorgen um seinen Bruder. "Von ihm habe ich seit 2. März nichts mehr gehört."

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