Die Wasserpreise steigen. Normalerweise ist die Anpassung der Beitrags- und Gebührensatzung zur Wasserabgabe und Entwässerung reine Formsache. Doch nicht in Untersteinach. Wieder einmal entbrannte bei der jüngsten Sitzung, die Bürgermeister-Stellvertreter Hans-Peter Röhrlein (CSU) leitete, eine Grundsatzdiskussion rund ums Thema Wasser und Versorgung durch die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO).
Das Minus muss ausgeglichen werden
Fakt ist: In Untersteinach hat die Kommunalberatung Dr. Schulte / Röder die Wasserverbrauchsgebühren für die Jahre 2025 bis 2028 neu kalkuliert. Die Kalkulationszeiträume betragen immer vier Jahre. Aus den Vorjahren hat sich eine Unterdeckung in Höhe von 137.718,16 Euro ergeben.
Das bedeutet, dass dieses Minus im nachfolgenden Zeitraum aufgefangen werden muss. Hinzu kommen Personalausgaben in Höhe von 64.669,75 Euro, Unterhalts-, Verwaltungs- und Betriebsaufwand in Höhe von 97.713,75 Euro, Fremdwasserbezug in Höhe von 50.562,50 Euro, innere Verrechnungen von 15.500 Euro und kalkulatorische Kosten in Höhe von 32.017,46 Euro.
De facto mussten also 398.181,62 Euro umgelegt werden. Von dieser Summe werden die Wassergrundgebühren in Höhe von 17.000 Euro abgezogen, die Zinsen müssen aufgerechnet werden. Bei einem geschätzten Verbrauch ergibt sich deshalb, trug der stellvertretende Bürgermeister vor, eine Verbrauchsgebühr in Höhe von 5,67 Euro. Als Verbrauch gehen die Kalkulatoren von 68.100 Kubikmeter aus.
Verwaltungsleiterin: Niedrige Grundgebühr
Doch noch ehe das Zahlenwerk vorgestellt worden war, meldete sich Gemeinderat Helmut Bergmann (FW-WGU) zu Wort. Er intervenierte, ob der Beschluss des Gemeinderates, eine Schwellenwertberechnung durchzuführen, auch getätigt worden sei.
Doch dieser Schwellenwert hängt mit der Entwässerung zusammen. Mit der Verbrauchsgebühr für Wasser hatte der 2022 gefasste Beschluss nichts zu tun. Verwaltungsleiterin Christiane Schuck erläuterte, dass der Brunnen lange Zeit außer Betrieb gesetzt werden musste. Außerdem sei der Wasserverbrauch gesunken. Das bedeutet: Obwohl jeder Einzelne spart, müssen die Kosten auf den geringeren Verbrauch umgelegt werden.
Außerdem seien die Strompreise geradezu explodiert sei. Untersteinach hatte sich an der Bündelausschreibung beteiligt, hatte zwischendurch Preise in Höhe von 60 Cent pro Kilowattstunde bezahlen müssen. Auch dies sei nicht vorhersehbar und einkalkulierbar gewesen, sagte Schuck. Die Verwaltungsleiterin gab allerdings zu bedenken, dass die Gemeinde Untersteinach lediglich eine Grundgebühr von 25 Euro verlange. In anderen Kommunen werde mehr als das Vierfache bezahlt.
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Helmut Bergmann (FW-WGU) machte den Fremdwasserbezug von der FWO für die Kostenexplosion verantwortlich. „Wie erklären wir das den Bürgern? Ich werde Widerspruch einlegen“, so Bergmann. Hans-Peter Röhrlein (CSU) versuchte, Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen. „Dass die Kosten steigen, ist so. Es ist mir bewusst, dass die Neukalkulation nicht schön ist. Aber die Zahlen sind nun mal da“, so Röhrlein und verwies auf die gesetzliche Vorschrift, dass Kostendeckung herzustellen sei.
Markus Weigel (FW-WGU) befürchtete, dass die Zahlen „kleingeredet werden“. „Wir haben immer wieder auf die Kosten hingewiesen. Und man kann doch davon ausgehen, dass die FWO den Wasserpreis auch erhöhen wird. Das ist eine bittere Pille. Was hätten wir anders machen können?“, fragte Weigel in die Runde.
Abwassergebühren steigen ebenfalls
„Die Bürger werden uns steinigen. Die Auszeit des Brunnens war viel zu lange“, monierte Thomas Rosenberger (UBG). Conny Wehner (SPD) gab zu bedenken, dass die Wasserpreise auch andernorts steigen und betonte, dass der Preis in Untersteinach über viele Jahre gleich geblieben ist. Mit einer Mehrheit von sechs zu fünf Stimmen wurde die zweite Änderung zur Wasserabgabesatzung der Gemeinde jedoch durchgewunken. Der Kubikmeter Wasser kostet künftig 5,67 Euro statt bislang 3,20 Euro.
Auch die Abwassergebühren für die Entwässerung steigen: von 3,61 Euro auf 5,52 Euro. Auch in diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren ein Minus angestaut: 68.565,77 Euro. Die Ausgaben für Personal, Unterhalt, Verwaltung und Betrieb belaufen sich auf 32.300 Euro, hinzu kommen interne Verrechnungen kalkulatorische Kosten und Zuweisungen an den Abwasserzweckverband.
Insgesamt sind hier Ausgaben in Höhe von 334.183,63 Euro zuzüglich der Unterdeckung zu berücksichtigen und umzulegen. Daraus ergibt sich bei einer Einleitungsmenge von 65.600 Kubikmeter eine Gebühr in Höhe von 5,52 Euro pro Kubikmeter. Bislang betrug die Einleitungsgebühr 3,61 Euro. Auch diese Satzung wurde mit fünf Gegenstimmen auf den Weg gebracht.
Gebührenerhöhung abgelehnt
Die zweite Satzungsänderung der Beitrags- und Gebührensatzung für den Ortsteil Gumpersdorf allerdings fiel mit sechs Gegenstimmen durch. Im Ortsteil Gumpersdorf wurde in den vergangenen Jahren ein Minus von 6068,60 Euro angesammelt. Hinzu kommen Ausgaben in Höhe von 10.100,87 Euro. Die Verbrauchsgebühr sollte deshalb – so die Berechnungen der Kommunalberatung – von aktuell 3,20 Euro auf 6,58 Euro steigen.
Der Verbrauch liegt in Gumpersdorf lediglich bei 2400 Kubikmeter. Die Gumpersdorfer zahlen bis 2028 weiterhin den bisherigen Preis in Höhe von 3,20 Euro. Damit wird die Unterdeckung deutlich ansteigen. Schon jetzt ist klar, dass der Preishammer spätestens 2028 folgen wird. Conny Wehner (SPD) kommentierte die Entscheidung mit dem Seufzer „Wahnsinn!“, was den Unmut der Gegner hervorrief.
Verwaltungsleiterin Christiane Schuck erläuterte, dass nun mit dem bisherigen Wasserpreis weitergearbeitet werden müsse. Und offenbar nahmen sich die Räte dies beim Änderungsvorschlag zur Entwässerungssatzung für Gumpersdorf zu Herzen. Denn die Kommunalberatung schlug vor, dass der Preis pro Kubikmeter Abwasser von aktuell 5,43 Euro auf 10,32 Euro steigen müsse.
So kommt es zur Steigerung beim Abwasser
Dieser Preis kommt durch eine Unterdeckung aus den Vorjahren in Höhe von 7683,18 Euro und Kosten in Höhe von 16.755,09 zustande. An Einnahmen stehen nur 900 Euro Grundgebühren und 89,07 Euro an Verrechnungsgebühren für die Straßenentwässerung entgegen. Auf eine Einleitungsmenge von 2300 Kubikmetern müssten also 23.737,32 Euro umgelegt werden. So komme die Einleitungsgebühr von mehr als zehn Euro zustande. Und dies wurde mit einer hauchdünnen Mehrheit befürwortet.
Bürgermeister-Stellvertreter Hans-Peter Röhrlein (CSU) schlug vor, dass man sowohl beim Abwasser als auch beim Wasser einen einheitlichen Preis machen könne. „Dann würden ja die Untersteinacher für die Gumpersdorfer mitzahlen“, kommentierte Helmut Bergmann (FW-WGU). Conny Wehner (SPD) gab zu bedenken, dass dies eine soziale Komponente wäre.
Die hohen Kosten, erläuterte Christiane Schuck, resultieren aus der Vorschrift, dass Gumpersdorf einen eigenen Klärwärter benötigt. Diese Kosten müssten auf wenige Schultern umgelegt werden. Als zweiten Kunstgriff schlug Bürgermeister-Stellvertreter Hans-Peter Röhrlein (CSU) vor, dass man auch die Grundgebühr erhöhen könnte. Doch letztlich sei dies nur eine Umverteilung.