Wie ist es um die mikrobiologische Qualität veganer Produkte bestellt? Wie sorgt man bei pflanzlichen Alternativen zu Milchprodukten für ein besseres Mundgefühl? Wie lässt sich der ansteigende Konsum auf möglichst nachhaltige Weise decken? Schon zum siebten Mal gab es Anfang Juli die Forscherscheune.
An diesem Thema wird intensiv geforscht
Antworten zu diesen und vielen weiteren Fragen lieferten Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die die Ergebnisse oder Zwischenstände ihrer von der Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Forschungsprojekte vorstellten. Das teilt die Stiftung mit.
Neben den geförderten Forschungspartnern kamen in ergänzenden Formaten weitere Experten zu Wort: Sternekoche Alexander Herrmann hielt eine unterhaltsame Dinner Speech, Professoren der Hochschule Coburg gaben beim Lagerfeuergespräch Impulse zum Thema KI und Food-Investor Jörg Reuter konnte für die Keynote gewonnen werden.
„Ich bin ein Lebensmittelromantiker“, gestand Jörg Reuter zu Beginn seines einführenden Vortrags. Jedoch sei die Konsumgesellschaft am „Peak Fleisch“ angekommen, „das passt nicht zum Planeten.“ Dabei setzt der Experte nicht auf nur einen Lösungsansatz, nämlich kein Fleisch mehr zu konsumieren. „Das wäre zu kurz gedacht, denn die Menschen in Deutschland wollen viel Fleisch essen, also müssen wir kreative Ansätze finden.“
Könne man zunächst 25 Prozent schlechte Tierhaltung ersetzen, sei schon viel gewonnen. „Essen ist Gemeinschaft, Heimat, Belohnung und auch kulturell verhaftet“, sagte er, habe aber auch einen hohen negativen Impact auf die Welt – daher brauche es die Transformation.
Seine Lösungsansätze? Weg vom Nebenstromdenken, alternative Produkte und von der Massentierhaltung hin zur einer zirkulären Tierhaltung. „In Sachen alternative Produkte versuchen wir ständig, ein Original nachzubauen, und das oft zu einem viel zu teuren Preis.“ Smart Taste sei hier das Stichwort, was bedeute „bei minimalem tierischen Bestandteil maximal am Original“.
Allerdings sei dies bislang noch kein tragfähiges Konzept. „Ich persönlich plädiere für eine Geschmacksfusion und dafür, einzelne Produkte mehr als Gericht zu denken, bei dem ich auch die Bestandteile klar herausschmecken kann.“
Nussschalen zum Essen
Weiterhin betonte er die Notwendigkeit, Nebenströme in der Lebensmittelerzeugung verstärkt zu nutzen, „das ist billiger, nachhaltiger und gesünder.“ Als Beispiel nannte er Re-Nut, ein Schweizer Start-up, das Nussschalen essbar macht. „Schalen können etwa den gleichen Preis wie Zucker halten, der Hauptbestandteil vieler Lebensmittel, weil er günstig ist“, erklärte Reuter.
Die Nussschalen seien nicht nur günstig, sondern sie seien auch gesünder. Millionen Tonnen von Nussschalen würden sonst im Tierfutter oder Einstreu landen oder verbrannt werden – obwohl die Schalen reich an wertvollen Ballaststoffen seien.
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Als weiteren Lösungsansatz präsentierte Jörg Reuter die zirkuläre Tierhaltung. „Von der pflanzlichen Biomasse gehen nur 30 – 50 Prozent direkt in die menschliche Ernährung“, sagte er. Die übrigen 50 bis 70 Prozent könnten ausgezeichnet von Tieren verwertet werden.
Es gehe im Kern darum, so viele Nebenströme wie möglich für die menschliche Ernährung zu nutzen, die übrigen Nebenströme für die Tierfütterung einzusetzen und Lebensmittelabfälle in Tierfutter umzuwandeln.
"So wird Biomüll nicht eklig"
„Und wir dürfen nur so viele Tiere halten, wie wir mit Gras und Nebenströmen füttern können. Entsprechende Biomüllkomposter, die Biomüll schreddern und trocknen, gebe es bereits am Markt, „so wird Biomüll nicht eklig.“ Dies stehe noch am Anfang, zeige aber, wo wir hin müssen.
Er betonte, wie wichtig Akteure wie die Kulmbacher Adalbert-Raps-Stiftung sind, die mit ihrer Forschungsförderung in Bereiche stoßen würde, die „für uns Food-Investoren noch zu früh sind. Solche Investitionen in unser Lebensmittelsystem sind enorm wichtig.“
Noch weiter Weg zum Food Valley Kulmbach?
Auch der neue CEO der RAPS GmbH & Co. KG, Dr. Oliver Ebneth, stellte sich und seine Visionen dem Expertenpublikum im Rahmen der Forscherscheune vor. „Die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu bauen ist sehr wertvoll“, sagte er. Bis zum „Food Valley Kulmbach“ sei es aber noch ein weiter Weg.
„Wir müssen den Netzwerkgedanken leben, die Niederländer machen das besser als wir und bringen viele Unternehmen an den Unicampus“, kritisierte Ebneth. Die Wirtschaft sei nicht böse, sondern ermögliche alles, was hier geforscht werde. „Wir brauchen deutlich mehr Zusammenarbeit.“