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Besondere Reise
Zwei Rugendorferinnen gehen 200 Kilometer zu Fuß
Sandra Zeitler (links) und Christine Fischer machen sich auf den Weg: Innerhalb von neun Tagen wollen sie knapp 200 Kilometer in der Lüneburger Heide zurücklegen.
Sandra Zeitler (links) und Christine Fischer machen sich auf den Weg: Innerhalb von neun Tagen wollen sie knapp 200 Kilometer in der Lüneburger Heide zurücklegen. // Emma Zeitler
Kulmbach – Sandra Zeitler und Christine Fischer machen sich auf zu einer langen Wandertour in Norddeutschland. Sich eine Region zu Fuß zu „erarbeiten“, hat für die beiden Frauen einen besonderen Reiz.

Jahrelang wohnen Sandra Zeitler und Christine Fischer in derselben Gemeinde – ohne sich jemals zu begegnen. Vor knapp 20 Jahren laufen sie sich schließlich in einem Geburtsvorbereitungskurs über den Weg. Seitdem verbindet die beiden Frauen eine innige Freundschaft. Und eine wachsende Leidenschaft fürs Wandern.

Seit ihre Kinder in der Schule sind, erlaufen sich Fischer und Zeitler gemeinsam die Region und sind in verschiedenen Wandergruppen aktiv. Hier mal eine Tour, da mal eine Tour – nichts Großes eigentlich. Dann kommt Corona. „Das exzessive Laufen hat während der Lockdown-Phase angefangen. Zehn Kilometer nach Feierabend sind irgendwann zum Standard geworden“, sagt Rundschau-Redakteurin Christine Fischer.

Im Jahr 2021 seien die Rugendorferinnen gemeinsam knapp 1300 Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen – und haben dabei die meisten ausgeschilderten Wanderwege in Kulmbach und den umliegenden Landkreisen abgeklappert. „Fichtelgebirge, Frankenwald, bis hinein in den Thüringer Wald haben wir alles abgegrast“, sagt Sandra Zeitler und lacht.

Rugendorferinnen unterwegs auf preisgekrönten Wegen

Aus Tagestouren wurden mit der Zeit Wochentouren – wie der Jurasteig oder der Steigerwald Panoramaweg. So stoßen Fischer und Zeitler schließlich auf die „Top Trails“ der Initiative Wanderbares Deutschland. Der nördlichste dieser ausgezeichneten Wanderwege ist der sogenannte Heidschnuckenweg durch die Lüneburger Heide. Den nehmen die Rugendorferinnen jetzt in Angriff. Knapp 200 Kilometer absolvieren sie in neun Tagen. Elf Etappen stehen an, die kürzeste hat zwölf Kilometer, 33 Kilometer die längste. Die Reise startet mit einem Besuch in Kulmbachs Partnerstadt Lüneburg, der Fußmarsch beginnt in einem Stadtteil Hamburgs und endet in Celle, von wo aus es mit dem Zug zurück nach Kulmbach geht.

Für viele Menschen ist der Weg vom Sofa zum Kühlschrank schon zu weit – wie kommt man da auf die Idee, 200 Kilometer zu gehen? „Es ist einfach ein intensives Erlebnis, sich eine Region mit den Füßen buchstäblich zu erarbeiten“, erklärt Christine Fischer. Die beiden Frauen schätzen vor allem auch nette Begegnungen auf dem Weg. Von spontanen Weinbergführungen bis zur Rettung aus brenzligen Situationen – man erfahre jede Menge Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Lüneburger Heide: Vom Campingplatz bis zum Sterne-Hotel

Auf ihrem Weg müssen Christine Fischer und Sandra Zeitler natürlich auch rasten. Vom Campingplatz bis zum Vier-Sterne-Hotel sei da alles dabei. Im Februar haben die beiden schon gebucht, denn zur Hauptblütezeit im August ist die Lüneburger Heide nachvollziehbarer Weise gut besucht. Da muss man sehen, wo man noch einen Platz bekommt. Ihr Gepäck tragen die Damen selbstverständlich selbst. „Das ist eine bewusste Entscheidung“, erklärt Christine Fischer. Es gehe um Minimalismus, darum, sich auf das Wesentliche zu beschränken. „Man muss Gewicht sparen und kann daher nur das mitnehmen, was man wirklich braucht.“

Fotos und Gschichtla für die Kulmbacher Heimat

Familie und Freunde werden während der Touren per WhatsApp auf dem Laufenden gehalten und mit schönen Landschaftsfotos versorgt. Mit der Zeit habe sich eine richtige kleine Fangemeinde entwickelt. „Es gibt viele, die sagen, dass sie selbst solche Touren nicht machen können oder wollen, sich aber sehr gerne unsere Fotos anschauen“, sagt Sandra Zeitler. Für ihre bislang längste Tour auf dem Heidschnuckenweg haben die beiden daher einen Instagram-Account ins Leben gerufen.

„Wir wollen jetzt nicht unter die Influencer gehen. Aber man erreicht doch mehr Leute. Und die, die sich für unsere Touren interessieren, können sich das dann anschauen“, sagt Fischer. Auch in der Bayerischen Rundschau werden sie über ihre Wandertour in Norddeutschland berichten. Mit dabei: der Kulmbach-Teddy, der in der Lüneburger Heide in Szene gesetzt werden soll. Der Instagram-Kanal soll keine Eintagsfliege bleiben. Auch in Zukunft wollen die Rugendorferinnen dort Fotos und Anekdoten veröffentlichen.

Fischer und Zeitler - ein Herz und eine Seele

Die Familien der beiden Frauen schütteln unterdessen den Kopf. „Ihr spinnt doch. Das ist ja schon fast krankhaft“, bekommen die Läuferinnen zu hören. Und was sagen die Ehegatten dazu, wenn ihre Angetrauten sich für neun Tage verabschieden? Wollen die nicht mit? „Unsere Männer sind keine Läufer. Aber leidenschaftliche Radfahrer“, sagt Sandra Zeitler. Die Herren begleiten ihre Gattinnen und fahren dann zusammen noch ein paar Tage an der Elbe entlang.

Christine Fischer und Sandra Zeitler sind ein Herz und eine Seele. „Das ist wie Familie“, sagen beide. Einen besseren Wanderpartner kann man sich nicht wünschen. Und was für die Rugendorferinnen auf ihren Touren immer wichtig ist: „Wir haben die Heimat im Herzen mit dabei.“

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