Innovationsforum
Zukunft gestalten: Wie KI den Mittelstand in Oberfranken verändert
Auf die Nutzung der KI bei der Mediengruppe Oberfranken ging Martin Tupy näher ein.
Auf die Nutzung der KI bei der Mediengruppe Oberfranken ging Martin Tupy näher ein. // Ochsenfoto
Kulmbach

Mut haben, ausprobieren und keinesfalls unterschätzen, ist für Michael Waasner, den Präsidenten der IHK für Oberfranken Bayreuth, die Grundbotschaft der Veranstaltung „Innovation Pulse Oberfranken“ zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Turbine. Das geht aus einer Pressemitteilung der IHK hervor.

„Wir kommen am Thema KI nicht mehr vorbei“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Waasner ergänzt, dass die oberfränkischen Unternehmen, egal welcher Größe oder Branche, mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben, etwa die Komplexität und Schnelllebigkeit von Märkten und Technologien. „Die KI kann hier helfen, stellt die Unternehmen aber auch vor weitere Herausforderungen“, macht der IHK-Präsident deutlich.

Noch viel weiter geht Collin Croome, Internetpionier, Strategieberater und Experte für Zukunftsthemen: KI bezeichnet der Key Note Speaker als die wichtigste Erfindung der Menschheit. Die nächsten zehn Jahre, da ist sich Collin Croome sicher, würden mehr Erfindungen bringen als die zurückliegenden 100 Jahre. Mit der KI gebe es zum ersten Mal eine Technologie, die denken könne. Croome macht aber auch deutlich, „…dass KI schon heute nahezu überall mit drinsteckt.“ KI habe zum gesamten Wissen der Menschheit direkten Zugriff. Schon jetzt seien die Einsatzgebiete nahezu unbegrenzt: KI könne Texte, Bilder, Musik und Videos generieren, Stimmen klonen, Apps programmieren.

Rund um die Uhr nutzbar

Croome: „KI sorgt für mehr Produktivität, aber auch für mehr Kreativität und Wettbewerbsvorteile.“ Sie sei einfach und intuitiv rund um die Uhr nutzbar. Natürlich komme es manchmal noch zu falschen, erfundenen oder ungenauen Inhalten. Croome: „KI kann aber auch dazu beitragen, bestimmte Gruppen zu diskriminieren, kann missbraucht und manipuliert werden“. Nicht vergessen dürfe man ethische Probleme und Schwierigkeiten mit dem Urheberrecht. Croome muss auch einräumen, dass Künstliche Intelligenz Routine-Jobs verdrängt und einen hohen Energieverbrauch hat.

Ein Unternehmer, der die KI bereits intensiv in sein Unternehmen integriert hat, ist Michael Spitzbart, Co-Gründer des nachhaltigen Modelabels picea mit Sitz in Hof. „Wir fertigen kreislauffähige Mode für eine regenerative Zukunft“, sagt er und berichtet, warum er dazu KI „als Sparringspartner“ benötigt. KI simuliere das Materialverhalten und die Passform und spare damit Zeit und Ressourcen. Seine Entwicklungskosten konnte das Unternehmen durch eine KI-Visualisierung reduzieren. Für die Kommunikations- und Markenstrategie, für Datenanalysen und Copy-writing könne die KI längst als kreativer Assistent genutzt werden.

Auch bei dem Unternehmen Elektrosysteme Hermann Hundt aus Bamberg und bei der Mediengruppe Oberfranken gehört KI längst zum Alltag. Der Hersteller für maßgeschneiderte Schaltanlagen hat eine eigene Software zur Abbildung sämtlicher Kernprozesse entwickelt und sie kontinuierlich durch KI verbessert. Ziel sei es unter anderem, dass der Kunde seine Anforderungen benennt und die KI-gestützte Software autark ein Angebot erstellt. „Wir haben eine sehr gute Trefferquote“, so Geschäftsführer Michael Hundt. Größtes Problem dabei sei nicht etwa die Technik, sondern der Mensch. Die Leistungsverzeichnisse der Kunden seien nicht selten unvollständig.

Bei der Mediengruppe Oberfranken, einem Unternehmen mit 50 Einzelmarken von der Druckerei über den Fachverlag bis zur Tageszeitung, ist die KI-Nutzung laut Martin Tupy, Leiter KI-Initiativen & Datenstrategie, im laufenden Jahr gegenüber 2024 um über ein Drittel angestiegen. KI-Tools prägen längst die digitalen Prozesse und machen viele Abläufe schneller. Tupy: „Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen mitzunehmen.“

In der abschließenden Podiumsdiskussion stehen Professor Dr. Jens Albrecht (Technische Hochschule Nürnberg), IHK-Vizepräsident und IT-Unternehmer Michael Bitzinger, Collin Croome und Michael Hundt den beiden Moderierenden Sabine Ebersperger und Matthias Will Rede und Antwort. Bitzinger: „Fangt einfach an, probiert die Dinge aus.“ Dass es ohne Regeln nicht geht, macht Albrecht deutlich: „Regulatorische Vorgaben wie die EU-KI-Verordnung schaffen Transparenz und Sicherheit, dürfen aber Innovation nicht behindern.“

Zu Beginn hatte Bayerns Digitalminister Fabian Mehring in einer Videobotschaft die mittelständischen Betriebe in Oberfranken als das „Herz-Kreislaufsystem der bayerischen Wirtschaft“ bezeichnet. Kaum eine Region bringe so viele Hidden Champions hervor. „Wenn einer Transformation kann, dann der familiengeführte Mittelstand in Oberfranken“, lobt der Minister. „Hier sind echte Zukunftsmacher und nicht typisch deutsche Bedenkenträger zuhause.“ red

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