Update, 27. April, 10.30 Uhr
Filialen in Bamberg und Erlangen bleiben
Mit Bangen wurde am Samstag die Ankündigung erwartet, welche Filialen von den Schließungen des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof betroffen sein werden. 16 der bisher noch verbleibenden 92 Filialen sollen bis zum 31. August ihre Türen schließen. Kunden in Bamberg und Erlangen können vorerst aufatmen. Die Standorte sind nicht auf der Schließungsliste enthalten, die Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekannt gab. Das meldet die dpa.
Geschlossen werden demnach drei Häuser in Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), drei in Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel) und vier in Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg). Außerdem betroffen sind die Standorte Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Trier Fleischstraße.
Der Original-Artikel:
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern will 16 seiner 92 Filialen schließen. Das hat die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen erfahren. Details zu den betroffenen Standorten und zum Zeitplan will Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus an diesem Samstag (27. April) bekannt geben. Von den rund 12.800 Menschen, die das insolvente Unternehmen noch beschäftigt, sollen 11.400 ihren Job behalten. 1400 müssen demnach gehen.
Bange Erwartung in Bamberg und Erlangen
Galeria-Filialen in der Region gibt es noch in Bamberg und Erlangen. Kunden und vor allem Beschäftigte dürften mit bangem Blick auf die Streichliste warten, die der Insolvenzverwalter am heutigen Samstag präsentieren will.
+++ Bleiben Sie mit dem Fränkischen Tag auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++
„Ich freue mich persönlich sehr über die Entscheidung, Galeria als Ganzes zu erhalten und die konsequente Fortsetzung der lokalen Ausrichtung der Warenhäuser“, erklärte der Bamberger Filialgeschäftsführer Mathias Baluses vor rund zwei Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir wünschen uns für unseren Standort Bamberg nun zeitnah Gewissheit, dass wir beim zukünftigen Filialportfolio dabei sind und unsere Umbaumaßnahmen fortführen dürfen.“
Bei Galeria-Karstadt-Kaufhof in Bamberg waren zuletzt einige Umbaumaßnahmen geplant. Diese wurden aber vorläufig gestoppt, bis eine Entscheidung des Insolvenzverwalters vorliegt, ob es für die Filiale weitergeht oder nicht.
Galeria-Erlangen schon einmal nur knapp der Schließung entgangen
Bereits im März 2023 stand das Galeria-Kaufhaus in Erlangen auf einer Liste von Standorten, die geschlossen werden sollten - wurde davon allerdings kurzfristig wieder gestrichen.
Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik hofft, dass die Filiale in der Erlanger Fußgängerzone erhalten bleibt. Die Voraussetzungen dafür schätzte Janik im Januar dieses Jahres gut ein. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte er damals: „Nach allem, was wir wissen, gehört der Erlanger Kaufhof zu den profitablen Filialen des Konzerns. Nicht das Geschäftsmodell scheint hier das Problem zu sein, sondern die hohen Mieten, die in dem nun kollabierenden Firmengeflecht zu leisten sind.“
Bittere Nachricht verbunden mit Hoffnung
Der Deutsche Städtetag sieht den Erhalt von voraussichtlich 76 Filialen bei Galeria Karstadt Kaufhof als gute Nachricht für die Kommunen und die Mitarbeiter der Häuser. «Wir haben den Eindruck, dass mit diesem Neustart außerhalb der Signa-Gruppe jetzt wirklich eine Zeit nachhaltiger Konzepte für die Standorte beginnt», sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Nachrichtenagentur dpa.
Trotzdem seien es «bittere Nachrichten» für die Standorte, die nicht gerettet werden könnten. Die geplanten Schließungen würden hart für die betroffenen Städte und die Beschäftigten in den Filialen.
Weniger Filialen lösen das grundsätzliche Problem von Galeria nicht
Dedy betonte, zukunftsfähige Konzepte für die Häuser fänden sich am besten gemeinsam mit den Städten. Helfen würde den Städten, wenn sie grundsätzlich ein Vorkaufsrecht für alle Grundstücke im Stadtgebiet hätten. «Für eine positive Innenstadtentwicklung können wir es uns nicht leisten, dass Grundstücke jahrelang brachliegen. Die Innenstädte in großen und auch kleineren Städten attraktiv zu halten und wieder neu zu beleben, bleibt eine Herausforderung mindestens für dieses Jahrzehnt.»
Experte Johannes Berentzen von der Handelsberatungsfirma BBE zeigte sich skeptisch. Mit der Schließung der 16 Häuser seien die großen Herausforderungen der verbleibenden Häuser und des Galeria-Geschäftsmodells nicht gelöst, sagte er der dpa. Es gehe um mehr Unternehmertum vor Ort, Investitionen in die Fläche, in Personal und in die Verknüpfung von Online- und Offlinewelt. Zusätzlich müssen Strukturen und Prozesse in den Zentralfunktionen angepasst werden. «Ich bin sehr skeptisch, dass Zeit und Geld ausreichen für diese Mammutaufgabe», sagte der BBE-Geschäftsführer.
Dritte Galeria-Insolvenz in dreieinhalb Jahren
Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die im Zuge der vorherigen Insolvenz von Benko zugesagt worden waren, flossen nicht mehr.
Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Das Unternehmen verhandelte daraufhin nach eigenen Angaben mit mehreren potenziellen Investoren. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.
Lesen Sie auch: