Überrascht und ein bisschen sprachlos zeigte sich der Bamberger Künstler Gerhard Hagen über den Gewinn des Kunstpreises 2022, den der Landkreis Haßberge an ihn verliehen hat. „Ich freue mich, dass meine Arbeit ausgewählt wurde und sich durchsetzen konnte“, sagte der Maler und Zeichner. Und das bei einer starken Konkurrenz. Immerhin waren 30 Kunstschaffende mit 43 Arbeiten durch eine fünfköpfige Fachjury für den Kunstpreis 2022 nominiert.
Während einer Feierstunde im Spiegelsaal von Schloss Oberschwappach, die Achim Hofmann am Flügel musikalisch umrahmte, überreichte Landrat Wilhelm Schneider Gewinner Hagen eine Trophäe und ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Über den Publikumspreis, der von der Firma Benkert Bänke aus Königsberg mit 500 Euro gesponsert wurde, freut sich der Thereser Künstler Olaf Schönherr. Einen Sonderpreis, gesponsert mit 500 Euro durch die Firma Baurconsult aus Haßfurt, erhielt Corinna Smok aus Fürth.
In Anlehnung an das 50. Jubiläum des Landkreises Haßberge
Seit 2016 schreibt der Landkreis Haßberge einen eigenen Kunstpreis aus, nun zum vierten Mal. Vor vier Wochen wurde die Ausstellung mit den eingereichten Werken in Schloss Oberschwappach eröffnet. In dieser Zeit flanierten über 800 Kunstinteressierte an den Wochenenden durch die Ausstellung, um zu sehen, was die Kunst zu dem vorgegebenen Thema „Mensch und Raum“ in Anlehnung an das 50. Jubiläum des Landkreises Haßberge zu zeigen und zu sagen habe.
Der Landrat freute sich, dass die Ausstellung auf großes regionales und überregionales Interesse gestoßen ist. „Viele Helfer bedurfte es, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben.“ Hier dankte der Landrat stellvertretend Elisabeth Ambros und Bernadette Klug vom „Museumsverein Schloss Oberschwappach“ mit einem Blumenpräsent.
„Es gab Werke, die das Thema spielerisch und leicht umsetzten, und andere, die persönliche Traumata ihrer Schöpfer, Missstände in der Gesellschaft, Naturkatastrophen oder sogar Kriegsverbrechen aufgriffen“, sagte Katharina Eckstein, die Kulturbeauftragte des Landkreises. Aus ihrer Sicht dürfe Kunst gefallen und den Betrachter erfreuen, sie müsse es aber nicht. Kunst dürfe auch stören und zum Nachdenken anregen.
Gewinner Gerhard Hagen reichte eine Video-Arbeit ein
Wie etwa der Wettbewerbsbeitrag des Siegers. Gerhard Hagen reichte die Video-Arbeit „Schattenläufer“ ein nebst einigen Standbildern aus diesem Streifen. Was in dem Schwarz-weiß-Film zu sehen ist, ist der Schatten einer nachts durch einen städtischen Hinterhof rennenden Bildfigur. Den Mensch selbst, der schwer atmend und röchelnd an Wänden, Mauern und Garagentoren entlangläuft, sieht der Betrachter nicht.
Der Bamberger Kunsthistoriker und Jurymitglied Matthias Liebel bewertete die Wettbewerbsbeiträge mit kunsthistorischem Sachverstand. So würde Gerhard Hagen aus Sicht des Kunsthistorikers in seinem Film eine Metapher für das Leben sehen: „Immer wieder laufen wir irgendetwas oder irgendjemandem hinterher, immer wieder laufen wir vor irgendetwas davon oder von irgendjemandem weg.“
Publikumspreis mit 257 abgegebenen Stimmzetteln
Die Botschaft des Künstlers Olaf Schönherr, der den Publikumspreis mit 257 abgegebenen Stimmzetteln nun schon zum zweiten Mal gewann, sei laut Kunsthistoriker Liebel bei den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung angekommen. Die Installation „Strong Eye Of The Law“ (das strenge Auge des Gesetzes) des Künstlers aus dem Landkreis Haßberge entstand in Anlehnung an George Orwells Roman „1984“.
Kunstwerk zeigt die Überwachung des Menschen durch digitale Medien
Das Kunstobjekt besteht aus einem blau beleuchteten gläsernen Skelett, aus dessen Schädel sich wasserfallartig etwa 1500 einzeln angefertigte mundgeblasene Glasaugen in einen Eimer ergießen. „Die Augen des Gesetzes, wie uns der Titel des Werkes verrät: die Augen der Überwachung des Menschen durch digitale Medien“, interpretierte der Kunsthistoriker die Lampenarbeit.
Mit ihrer Arbeit „AlpRaum“ thematisierte die Sonderpreisgewinnerin Corinna Smok aus Sicht des Kunsthistorikers eines der dunkelsten Kapitel dieser Tage: den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Nicht nur das anrührende Motiv – als Bildgrund der Zeichnung dient die „Nachrichtenlage“ auf Zeitungsmaterial –, sondern auch die Art der gestalterischen Behandlung dieser Darstellung trage der dramatischen Ausnahmesituation Rechnung, in der sich die Bildfiguren physisch wie psychisch befinden.
Lesen Sie auch: