Den ersten urkundlichen Nachweis über den Ort findet man in der Wildbannurkunde von Kaiser Heinrich II. aus dem Jahre 1023, in der Kaiser Heinrich II. dem Bischof zu Würzburg den Wildbann über den Steigerwald verleiht.
Dass ein Ort 1000 Jahre alt wird, erlebt man nicht alle Tage und deswegen haben sich die Kirchaicher auf dieses Ereignis längere Zeit vorbereitet. Schon zu Beginn der Planungen wurde klar, dass ein einziges Event für so ein markantes Jubiläum viel zu wenig wäre. Wenn aber die Veranstaltungen über die kompletten zwölf Monate gehen sollten, dann müssten alle „Aicher“, Nützelbacher, Freunde, Vereine und Organisationen an einem Strang ziehen.
Mit dieser Idee wurde im September 2021 der Ortskulturring Kirchaich geboren, der inzwischen schon über 100 Mitglieder hat. „Unsere Ziele sind Heimatpflege, Heimatkunde, Ortsverschönerung. Wir sehen uns aber auch beim Denkmalschutz und bei der Denkmalpflege in der Verantwortung sowie bei Projekten zur Umgestaltung öffentlicher Dorf- und Spielplätze“, betont Vorsitzender Julian Mauchel.
Nun rückt aber erst einmal die 1000-Jahr-Feier in den Vordergrund, und in zahlreichen Besprechungen planten die Organisatoren ein ganzes Jahr voller Highlights mit schönen Momenten, besonderen Veranstaltungen, Überraschungen für Groß und Klein, bei denen die Dorfgemeinschaft gestärkt werden soll.
Silvester-Startfeier ins Jubiläumsjahr
Los geht es am 31. Dezember mit der Silvester-Startfeier um 21.21 Uhr in der Ortsmitte am „Kerwas-Baam-Platz“. Die Begeisterung spürt man an allen Ecken und Enden und man kann sogar diesen Aufruf lesen: „Hier beginnt die längste Geburtstagsfeier dieses Jahrtausends. Nehmt eure ganze Familie mit und verbringt einen Wahnsinnsabend mit uns, über den im Jahre 3023 noch geredet wird.“ Als Highlight wird dazu auch eine riesige Raketen-Abschussrampe aufgebaut, von der jeder seine eigenen Feuerwerkskörper zünden kann.
Dem Gottesdienst am Neujahrstag um 17 Uhr kommt ebenso eine besondere Bedeutung zu, denn seit dem Bestehen des Ortes haben viele Menschen ihre Kraft aus einem unerschütterlichen Glauben geschöpft. Die spätromanische Filialkirche St. Ägidius aus dem 13. Jahrhundert ist sichtbares Zeichen dafür. Um das Jahr 1717 wurde die Kirche verändert und verlängert und im Jahre 1967 durch einen modernen Anbau ergänzt.
Premiere für das neue Lied „Wir sind Aicher“
Anschließend gibt es einen Empfang, zu dem alle Bürger eingeladen sind. In dessen Rahmen wird das neue Lied „Wir sind Aicher“ vorgestellt wird, das von „Dorfrocker“ Tobias Thomann komponiert und gedichtet wurde. Auf dem Kirchplatz wird sich ein Standkonzert anschließen.
„Stärke antrinken“ mit dem exklusiven „Moggl-Festbier“
Auch den Dreikönigstag 6. Januar will man in einer besonderen Weise begehen. Das beginnt mit dem Gottesdienst um 10 Uhr in der Kirche mit dem Aussenden der Sternsinger. Im Ägidius-Haus heißt es dann ab 14 Uhr „Stärke antrinken“. Das Bier soll in den folgenden zwölf Monaten gegen sämtliche Widrigkeiten schützen. Im Jubiläumsjahr gibt es ein exklusives „Moggl-Festbier“, nach einem besonderen Rezept gebraut von der Brauerei Göller in Zeil. Dieses Getränk wird auch nur in Kirchaich ausgeschenkt.
Glanzpunkte des Jubiläumsjahres
Darüber hinaus gibt es einige Highlights. Dazu zählt der Auftritt von Kabarettist Klaus Karl-Kraus am 11. März im Oberaurach-Zentrum (OAZ). Am 14. Juli gibt es Rock & Pop unter dem Motto „Freibier statt Feuerwerk“, dem am 15. Juli das große Open Air der „Dorfrocker“ folgt, die die bekanntesten Kirchaicher sind. Zu einem besonderen Ereignis werden sicherlich am 16. Juli das Straßenfest mit Jubiläumsumzug sowie die Vorstellung von Handwerks- und Gewerbebetrieben sowie Ausstellungen sein.
Schließlich steht auch die „Aicher Kerwa“ im September ganz im Zeichen des Jubiläums, denn das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes fällt auf den 2. September 1023.
Jubiläumsmedaille in Silber und Ortschronik
Das Jubiläumsjahr soll nach dem Willen der Organisatoren möglichst lange nachhallen und an die nächsten Generationen in den Familien weitergegeben werden. Deswegen gibt es auch eine Prägung einer Gedenkmedaille in Silber, die in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge herausgegeben wird und für die schon jetzt Bestellungen entgegengenommen werden. Darüber hinaus wird im Rahmen einer Ausstellung über die Geschichte Kirchaichs am 1. Juli im St. Ägidius-Haus eine neue Chronik präsentiert.
Von „Aicher Moggln“ und tanzenden „Strohbären“
Im Festprogramm stößt man immer wieder auf „Aicher Moggl“. Und das „Moggl-Festbier“ soll durch die Kehlen rinnen. Aber was hat es für eine Bedeutung, wenn man heute noch Bürger aus Kirchaich als „Aicher Moggl“ bezeichnet? Die Entstehungsgeschichte geht auf die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Damals wurde in Kirchaich und Umgebung folgendes Lied gesungen:
„In Aich und auf der Mogglburg,
da fährt a extra Fuhrwerk durch.
Des Fuhrwerk kummt von Prölsdorf her.
In Aich, da gibt’s ka Moggl mehr.“
Die Entstehungsgeschichte führt in das Haus Schafberg 2 der Familie von Franz und Elisabeth Dütsch, ehemals Kirchaich Hs.Nr.95, wo die Vorfahren in diesem Haus ein „Mogglgeschäft“ betrieben. In den umliegenden Wäldern pflückten sie von den Bäumen die Zapfen, Moggl genannt, der Samen wurde dann in der Scheune getrocknet. Anschließend erfolgte der Verkauf nach Miltenberg zur Baumschule. Im Laufe der Zeit entwickelte sich hier ein eigener Geschäftsaufbau durch Ankauf von Moggl-Sammlern und Weiterverkauf, so dass das Haus als „Mogglburg“ und damit auch die Bewohner des Ortes in der Umgebung als „Aicher Moggl“ bezeichnet wurden.
Eine Tradition sind die Strohbären. Sie treiben zum Kirchweihausklang im September ihr Unwesen und locken viele Zuschauer in den Ort. Die Strohbären sind Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasenacht, kamen aber auch in Franken vor.
Einige junge Aicher verlegten dann in den 70er Jahren ihren Auftritt auf den Kirchweihmontag. Dabei ist es für junge Burschen eine besondere Ehre, Strohbär zu sein, auch wenn dies ein sehr anstrengendes und schweißtreibendes Unterfangen ist.
Lesen Sie auch: