Neubau, barrierefrei, sechs Euro Miete pro Quadratmeter. Das klingt nach einem guten Angebot in Zeiten von Wohnraummangel im Großraum Erlangen-Höchstadt. Möglich macht das die einkommensorientierte Förderung durch den Freistaat Bayern.
Und genau diese Förderung, deren Rahmenbedingungen sich während der Bauphase verändert haben, sorgt nun für einen Leerstand: Von 17 Wohnungen im schicken Neubau Am Heidweihergraben in Weisendorf sind laut Gemeindeverwaltung aktuell noch sechs Wohnungen nicht vermietet.
Die Anlage umfasst neun Zwei-Zimmer- vier Drei-Zimmer-, drei Vier-Zimmer und eine Fünf-Zimmer-Wohnungen.
Gerade bei den kleinen Wohnungen mit 54 Quadratmetern Wohnfläche, die für jeweils zwei Personen ausgelegt sind, ließen sich so leicht keine Mieter finden, meint Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein.
Antrag beim Landratsamt
Die Herausforderung sei es, Mieter zu bekommen, deren Einkommenssituation zu der geförderten Wohnfläche passten. Grundlage für die Vermietung ist ein sogenannter Wohnberechtigungsschein. Den kann man beim Landratsamt beantragen.
GewoLand Geschäftsführer Tobias Stöhr betonte bei der symbolischen Schlüsselübergabe: „Es lohnt sich, das Einkommen überprüfen zu lassen und einen Wohnberechtigungsschein für die attraktiven Wohnungen zu holen“. Die Förderhöhe orientiere sich an einem Stufenmodell, das vom Haushaltseinkommen der Mieter abhänge. Hilfestellung leiste hier auch die Gemeinde Weisendorf und die GewoLand, um die Interessenten zu beraten.
Neben der günstigen Miete können die Mieterinnen und Mieter auch beim Strom sparen. Das sei auch für die GewoLand ein Pilotprojekt.
Der Ökostrom vom eigenen Dach werde als „Mieterstrom“ zu einer Einsparung von ca. 34 Prozent führen − gegenüber dem herkömmlichen Grundversorger-Stromtarif. So das Berechnungsbeispiel der GewoLand.
Elf Mieter, die schon einen Mietvertrag in der Tasche haben und nun zeitnah einziehen werden, hätten alle bürokratischen Hürden gemeistert und würden sich auf die neue Wohnung freuen.
Familie Jeske zum Beispiel: Zwei Erwachsene und vier Kinder werden am 1. August einziehen. Eigentlich hatten sie es schon aufgegeben, eine große und bezahlbare Wohnung zu finden.
Jeske betont, die Zusammenarbeit mit der GewoLand sei problemlos verlaufen, die Gemeindeverwaltung habe die derzeit in Niederlindach wohnende Familie ebenfalls unterstützt.
Er freue sich sehr darüber, dass es einen Hausmeisterdienst gibt, der die Gartenpflege und den Schneeräumdienst übernimmt. Er arbeite als Maurer und sei froh, künftig mehr Zeit für die Kinder zu haben.
Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Gewoland GmbH. Zum Einzug der ersten Mieter stieg ein kleines Fest und Pfarrer Saffer und Pfarrerin Weichmann segneten die Räume.
23 Stellplätze sind angelegt
Platz ist auf dem Grundstück genug, zur Anlage gehören 23 Stellplätze. Diese sind obligatorisch, pro Stellplatz fallen monatlich 40 Euro Miete an. Dafür haben auch alle einen Stromanschluss für optionale Ladestationen. Damit können die Mieter ihre Elektroautos vor der Haustür mit selbst erzeugten Strom aufladen. Entscheidend für Hertlein: „Der demographische Wandel und der Klimawandel sind wichtige Aspekte“. Der Neubau soll mit den barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen eine breitere Bevölkerungsschicht ansprechen.
Dazu meint Stöhr: „Nicht nur Menschen ohne Einkommen haben Anspruch auf eine Sozialwohnung. Das Bruttojahreseinkommen beispielsweise eines Rentnerpaares kann bis zu 62.400 Euro betragen“.
Gute Aussichten für eine schnellstmögliche Vermietung der letzten freien Wohnungen. Das dürfte auch im Sinne der Steuerzahler sein, das Objekt hat 5,7 Millionen Euro gekostet.
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