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Jubiläum gefeiert
Bund Naturschutz Kronach blickt auf fünf Jahrzehnte zurück
Der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz Bayern, Richard Mergner, überreichte der Zweiten Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Kronach als neues Maskottchen einen  Plüschbiber.
Der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz Bayern, Richard Mergner, überreichte der Zweiten Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Kronach als neues Maskottchen einen Plüschbiber. // Rainer Glissnik
Signet des Fränkischen Tags von Rainer Glissnik
Kronach – Die Kreisgruppe Kronach des Bundes Naturschutz feierte 50-jähriges Bestehen mit Rückblicken auf Geleistetes.

„Damals herrschten Zeiten des Aufbruchs des Natur- und Umweltschutzes“, blickte der Ehrenvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN) in Bayern, Hubert Weiger, in seiner Rede auf die Zeit der Gründung des BN Kronach vor 50 Jahren zurück.

Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, hielt eine Rede zum Jubiläum.
Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, hielt eine Rede zum Jubiläum. // Rainer Glissnik

„Heute erleben wir ein Totschweigen größter Probleme“, sagte Weiger. Das Waldsterben im Frankenwald sei bayernweit kein Thema, schon gar nicht bundesweit. „Der Wald stirbt.“ Der Bund Naturschutz mache gemeinsame Aktionen dazu, aber es gelinge nicht, mehr als einen 20-Sekunden-Schnipsel darüber ins Fernsehen zu bringen.

Hubert Weiger: Klärschlamm ist giftiger als je zuvor

„Natur- und Umweltschutz waren auch ein zentrales Thema der Medien“, meinte Weiger im Rückblick. Man hoffte auf technische Lösungen. Aber heute sei der Klärschlamm Ergebnis einer Vertausendfachung chemischer Belastung. Heute könne Klärschlamm nicht mehr auf Felder ausgebracht werden, um Kreisläufe zu schließen. Doch ist das Klärschlammproblem durch Verbrennen zu lösen? Metalle, so Weiger weiter, kämen über die Luft zurück, würden fein verteilt in der Umwelt. Heute werde bereits die Endlichkeit der Metalle diskutiert. Sie seien alle nicht erneuerbar.

Lebensräume auch im Kreis Kronach wurden gerettet

Viel sei gelungen, Lebensräume wurden gerettet, so der Redner. Dennoch müsse viel stärker an die folgenden Generationen gedacht werden. Was sollten diese machen, wenn sie kein sauberes Wasser und keine saubere Luft mehr haben?

„Wir haben uns mit gutem Gewissen eingesetzt“, könnte man sagen. Dafür sei er allen dankbar, die sich auf den Weg gemacht haben, etwas zu verändern. „Es ist etwas erreicht worden.“ Trotz allem Einsatz stünde man heute vor anderen Herausforderungen. Darauf könne man nicht mit einem „Was soll’s“ antworten. Man müsse herausfinden, wie es besser geht und wo Zeichen der Hoffnung sind.

Hubert Weiger: „Wir versündigen uns an der Zukunft“

„Es geht anders, aber wir werden es nur schaffen, wenn wir es gemeinsam wollen.“ Mit einem Diskurs, wie er heute in der Politik erfolge, würde man die Zukunft nicht meistern: „Wir versündigen uns an der Zukunft.“ So etwas könne man sich nicht mehr leisten angesichts der gewaltigen Aufgabe, die vor den Menschen liege.

„Wir hätten die Potenziale, um nicht über das Ziel zu diskutieren, sondern über die besten Wege dazu“, sagte Weiger. „Wir müssen auch die demaskieren, die nicht nur die Feinde der Demokratie, sondern auch des Natur- und Umweltschutzes sind: nämlich die AfD“, gab er zu bedenken. Wer die Klimakrise infrage stelle, brauche sich doch nur in der Welt umzuschauen.

„Grünes Band“ hat im Raum Kronach/Coburg seinen Ursprung

Wir könnten und müssten uns ändern, forderte Hubert Weiger. Dies meine aber nicht Rückschritt, sondern die richtige Technik anzuwenden. Man müsse intelligenter und sparsamer mit den Ressourcen umgehen, letztendlich bäuerliches Denken zur Grundlage machen. Reparieren statt neu kaufen. Das Geld dürfe nicht an Aktiengesellschaften gegeben werden, sondern viel mehr an Genossenschaften. „Das ist das Motto der Zukunft.“

Abschließend sprach Weiger über das „Grüne Band“, das in der Region Kronach-Coburg seinen Ursprung habe. Der ehemalige Todesstreifen sei inzwischen zum Überlebensraum für Tier- und Pflanzenwelt geworden.

Richard Mergner: Oft im Widerspruch zu Kommunen

Der BN sei kein einfacher Verein, sagte Landesvorsitzender Richard Mergner, „er ist oft im Widerspruch zu kommunalen Entscheidungen“. Der BN versuche aber, sachlich und konstruktiv zu argumentieren. Das sei in jenen Zeiten besonders wichtig, in denen in sozialen Netzwerken wie auch in Bierzelten eher aufgehetzt werde, statt die großen Herausforderungen wie Klimakrise, Artenschwund, fehlenden Zusammenhalt in der Bevölkerung und Rückgang an ehrenamtlichem Engagement gemeinsam anzugehen.

Die stellvertretende Vorsitzende des BN-Kreisverbands Kronach, Christine Neubauer, freute sich über die vielen Menschen, die den Naturschutz unterstützten. Es gehe darum, die Heimat zu bewahren und die Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten.

Angela Hofmann: Friedlicher Umgang miteinander

Die Stadt Kronach habe mit dem BN ein Friedensprojekt, unterstrich Bürgermeisterin Angela Hofmann. „Der friedliche Umgang mit der Natur sorgt für einen friedlichen Umgang miteinander.“ Niemand könne für die Natur da sein und gleichzeitig seine Mitmenschen hassen. Es sei gut zu sehen, wie weit die Kreisgruppe vernetzt sei, freute sich die Bürgermeisterin.

Der BN habe sehr viel für die Menschen in der Region bewirkt. Wertvolle Impulse seien in Politik und Wirtschaft gegangen.

„Was immer dieser Erde widerfährt, widerfährt auch den Kindern dieser Erde“, sagte der stellvertretende Landrat Gerhard Löffler. Die Aufgaben für den BN würden immer vielfältiger. Bei vielen Projekten wie der Lerchenhoftrasse sei man nicht immer einer Meinung. Es sei nicht immer einfach, aber andere Meinungen müssten akzeptiert werden.

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