Wahnfried-Konzert Programmänderung wegen Drohung gegen Pianistin Bei einem Klavierabend der Gesellschaft der Freunde Bayreuths gastierte die ukrainische Pianistin Kateryna Titova im Saal des Hauses Wahnfried. // Stephan Herbert Fuchs von Stephan Herbert Fuchs TEILEN  29.08.2023 Bayreuth – Ein Schatten lag über dem letzten Wahnfried-Konzert in Bayreuth. Eine Drohung hatte dort für eine Programmänderung gesorgt. Die Stimmung war dadurch deutlich getrübt. Die ursprünglich vorgesehenen „Bilder einer Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky waren kurzfristig abgesetzt worden, da die ukrainische Pianistin Kateryna Titova „aus radikal ukrainischen Kreisen“ Drohungen erhalten hatte, so der Direktor des Richard-Wagner-Museums, Sven Friedrich. Statt Mussorksky spielte Kateryna Titova Beethoven „Wir haben uns entschlossen, das Programm zu ändern, um Kateryna Titova und ihre Familie zu schützen“, sagte Friedrich und äußerte sein großes Bedauern. Die Pianistin spielte stattdessen Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasie“ Nr. 2 op. 27 („Mondscheinsonate“) und Frederic Chopins Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23. +++ Bleiben Sie mit der Bayerischen Rundschau auf dem Laufenden und holen Sie sich unsere kostenlosen Newsletter. +++ Dennoch: Mit einem Programm, das ihre nahezu vollkommene Virtuosität dokumentiert, hat die ukrainische Pianistin Kateryna Titova den Reigen der Wahnfried-Konzerte beschlossen. Ihr Klavier-Recital mit Werken von Scarlatti, Chopin, Liszt und Beethoven war ein ganz besonderer Abend. Die Gesellschaft der „Freunde von Bayreuth“ war diesmal Mitveranstalter. Für die Mitglieder gab es zuvor zum nahen Festspielausklang einen kleinen Empfang im Museumscafé. Gefühlswelten von Scarlatti im Mittelpunkt Vor Beethoven gab es Musik von Domenico Scarlatti. Ein ganzes Universum unterschiedlichster Stimmungen und Gefühlswelten hatte Scarlatti, Zeitgenosse von Bach und Händel, in seinen über 500 (!) Sonaten hinterlassen. Kateryna Titova entschied sich für die beiden d-Moll-Sonaten K 213 und K 9 sowie für die beiden Sonaten h-Moll K 27 und A-Dur K 212. Sie präsentiert sich dabei gleich zu Beginn als ideale Interpretin, voller rhythmischer Raffinesse und mit einem großen Farbenreichtum. Elegant perlt ihr Anschlag auf Wagners Steinway und technisch überaus perfekt macht Kateryna Titova aus den auf den ersten Blick relativ unspektakulären Kompositionen echte Meisterwerke. Pianistin spielt Chopin punktgenau und packend Ein Synonym für Meisterwerke ist der Name Frédéric Chopin. Von ihm hatte Kateryna Titova neben der Ballade Nr. 1 das Scherzo Nr. 1 op. 20 auf das Programm gesetzt. Punktgenau, virtuos, dramatisch und packend klingt Chopin bei der ukrainischen Pianistin. Sie spielt völlig unangestrengt, aber nie mechanisch, einfach brillant und stets makellos. Für unbändiges Virtuosentum steht auch Franz Liszt. Von ihm gab es die Consolation Nr. 3 und die Ungarische Rhapsodie E-Dur S 244/10. Kateryna Titova steht auch hier für Perfektion, die aber nie langweilig wird, sondern aufgrund der gewählten raschen Tempi stets herausfordernd emotional klingt. Titova wurde schon bei rund 20 internationalen Klavierwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet Bei Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasia“ Nr. 2 op. 27 klingt Kateryna Titova kultiviert, unprätentiös und doch aufregend. Fein phrasiert und artikuliert sowie klar formuliert erweist sich die Pianistin als Poetin am Klavier, der scheinbar alles mühelos geling und für die kaum eine Komposition eine echte Herausforderung sein dürfte. Kateryna Titova wurde schon bei rund 20 internationalen Klavierwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem in San José, Manchester, Madrid und in Dresden. Ihre Ausbildung erhielt sie in Charkow und am Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau. Ab 2001 setzte sie ihre Studien in Deutschland fort. Als Solistin und Kammermusikerin trat sie bereits in ganz Europa, Russland, der Ukraine, China und in den USA auf. Lesen Sie auch: Bildergalerie Limmersdorfer Lindenkirchweih ist gelebte Tradition Die Lindenkirchweih gehört zu Limmersdorf wie das Oktoberfest zur Landeshauptstadt. Im Mittelpunkt steht die Jahrhunderte alte Tanzlinde, um die sich ein dörflicher Brauch entwickelt hat. Wissenschaft „Waldweben“ im Zentrum von Wagners Affinität zum Wald Der Musikwissenschaftler Georg Högl, der sich seit einigen Jahren mit den Schriften Richard Wagners beschäftigt, hat das Verhältnis des Komponisten zum Wald erforscht. Kultur Traumhafter Neustart des Klosterspitzen-Festivals Einen traumhaften Neustart feierte das Klosterspitzen-Festival in Marienweiher nach langer Coronapause. Vom Landrat gab es dafür ein ganz besonderes Lob. Nachgefragt Was macht eigentlich der Bezirk Oberfranken? Am 8. Oktober wird nicht nur ein neuer Landtag gewählt. Auch der Bezirkstag Oberfranken steht zur Wahl. 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