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Technik, die begeistert
Helfer in der Region verstehen bei Anruf jetzt jede Sprache
Notruf auf Chinesisch: Für die Leitstelle Bayreuth/Kulmbach ein Kinderspiel.
Notruf auf Chinesisch: Für die Leitstelle Bayreuth/Kulmbach ein Kinderspiel. // jojoo64, adobe stock
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Kulmbach/Bayreuth – Bei Notfällen zählt jede Minute. Die geht verloren, wenn Sprachbarrieren im Weg sind. Die Integrierte Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach setzt deswegen auf ein innovatives System. Was das alles kann.
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Echtzeit-Kommunikation mit fremdsprachigen Anrufenden: Das soll mit „Asgard“ möglich werden, teilt das BRK mit. Und zwar schnell, präzise und barrierefrei, so das Versprechen.

Hilfe, auch wenn die Worte fehlen

„Was, wenn ein Mensch in einer akuten Notsituation Hilfe braucht, aber kein Deutsch spricht? Genau für diese Fälle haben wir Asgard eingeführt“, sagt Dr. Christopher Häfner, Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach. „So stellen wir sicher, dass Hilfe auch dann ankommt, wenn die Worte fehlen.“

Die ILS Bayreuth/Kulmbach setzt das KI-gestützte Übersetzungssystem als erste Leitstelle in Bayern ein. Hersteller ist die Frequentis Deutschland GmbH.

Startschuss für das System mit Vertretern aus Politik, Verbänden und Gesellschaft.
Startschuss für das System mit Vertretern aus Politik, Verbänden und Gesellschaft. // Tobias Schif / BRK-Bayreuth.

„Ob bei Feuer, Unfall oder Herzinfarkt – die 112 wird ein zweites Mal international: nicht nur seit Jahren von Belgien bis Zypern als EU-weit einheitliche und vorwahlfreie Notrufnummer, sondern nun auch mehrsprachig – unterstützt durch künstliche Intelligenz“, betont Peter Herzing, Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Bayreuth.

Die europaweit einheitliche Notrufnummer 112 existiert seit 1991 – doch Verständigung blieb bislang eine Hürde. Während englische Anrufe oft noch verstanden werden konnten, stellten Sprachen wie Arabisch, Russisch, Rumänisch oder Farsi bisher große Probleme dar. Schon das Erkennen der Sprache war häufig schwierig.


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Bisherige Lösungen griffen meist auf freiwillige Dolmetscher zurück – ein aufwändiger und unzuverlässiger Weg, insbesondere in zeitkritischen Situationen.

Das neue System Asgard markiert laut BRK einen entscheidenden Fortschritt. Das soll das System können:

  1.  Automatische Erkennung von rund 400 Sprachen und Dialekten
  2. Echtzeit-Übersetzung fremdsprachiger Notrufe ins Deutsche
  3. Bidirektionale Kommunikation: Disponent*innen können sowohl freie Texte als auch Standardfragen eingeben, die sofort übersetzt und dem Anrufenden per Sprachausgabe vorgelesen werden

So entstehe ein flüssiger Dialog ohne gemeinsame Sprache – und damit eine zuverlässige Basis für schnelle Hilfeleistungen.

Mit der Einführung von Asgard übernimmt die ILS Bayreuth/Kulmbach eine Pionierrolle in Bayern. Die Region ist geprägt von internationaler Vielfalt: Menschen mit Migrationshintergrund, internationale Studierende, Gäste der Richard-Wagner-Festspiele oder Saisonarbeitskräfte.

Sie alle sollen im Notfall sicher sein und adäquate Hilfe erhalten – unabhängig von Sprachkenntnissen.
„Die Nutzung von Asgard ist für uns ein starkes Signal für Sicherheit, Menschlichkeit und Integration“, betont Markus Ruckdeschel, Kreisgeschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Bayreuth. „Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zu Teilhabe und gesellschaftlichem Zusammenhalt in unserer Region.“

Der an der Veranstaltung teilnehmende Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner, würdigte die Einsatzfähigkeit und das Engagement der Feuerwehren, des Rettungsdienstes sowie des Katastrophenschutzes in Bayern. Besonders hob er die Rolle der Integrierten Leitstellen hervor, die er als zentrales Bindeglied zwischen den Notrufenden und den Einsatzkräften bezeichnete.

Entscheidend sei dabei eine funktionsfähige Kommunikation, so Kirchner. Diese gewinne angesichts einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft sowie zahlreicher Durchreisender und Touristinnen und Touristen, die im Notfall Hilfe benötigen, immer mehr an Bedeutung. „Gemeinsames Ziel aller Akteure im Blaulichtsektor und gemeinsame Verpflichtung ist der Schutz der Bürgerinnen und Bürger durch die Sicherstellung eines hochleistungsfähigen Notrufes 112.“

Die Nutzung des KI-gestützten Notrufsystems mit seinen erweiterten Spracherkennungsfunktionen spiele hierbei eine zentrale Rolle. Weitere Leitstellen in Bayern sollen diesem Beispiel folgen, um die Qualität der Notrufbearbeitung langfristig weiter zu steigern.

Kirchner sprach allen Mitarbeitenden in den Leitstellen in ganz Bayern seinen Dank für ihre hervorragende Arbeit aus. Sie leisten Tag für Tag einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz und zur Sicherheit der Bevölkerung.

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