0
Wissenschaft
„Waldweben“ im Zentrum von Wagners Affinität zum Wald
Weltflucht und Waldeinsamkeit auf der Opernbühne: Georg Högl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsprojekt Richard Wagners Schriften,  bei einer Veranstaltung der Freunde Bayreuths in der Pianomanufaktur Steingraeber.
Weltflucht und Waldeinsamkeit auf der Opernbühne: Georg Högl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsprojekt Richard Wagners Schriften, bei einer Veranstaltung der Freunde Bayreuths in der Pianomanufaktur Steingraeber. // Stephan Herbert Fuchs
Signet des Fränkischen Tags von Stephan Herbert Fuchs
Bayreuth – Der Musikwissenschaftler Georg Högl, der sich seit einigen Jahren mit den Schriften Richard Wagners beschäftigt, hat das Verhältnis des Komponisten zum Wald erforscht.

Seine Ergebnisse stellte er bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth in der Pianomanufaktur Steingraeber vor.

Der Wald weckt Assoziationen

In den Musikdramen Richard Wagners tritt der Wald gleich mehrfach prominent in Erscheinung.Waldhorn, Vogelstimmen, Waldesrauschen, Waldesstille: das und vieles mehr weckt Assoziationen.

Schaut man einmal genauer hin, findet sich der Wald in all seinen Facetten überdurchschnittlich oft im Schaffen Richard Wagners. Ob der Wartburgwald im Tannhäuser, der Gralswald im Parsifal, ob Stolzings Zitat „Was Winternacht, was Waldespracht, was Buch und Hain mich wiesen, …“ aus den Meistersingern oder das nach den Worten von Georg Högl berühmteste szenische musikalische Beispiel für den Wald, das Waldweben aus dem Siegfried: Immer seien es Waldszenen und Waldassoziationen, in denen Kunst und Natureindrücke zusammenfinden.

Enge Zusammenhänge zwischen Natur und Volkspoesie

Richard Wagner selbst habe in einem Aufsatz über Carl Maria von Webers Freischütz über den Wald philosophiert und dabei enge Zusammenhänge zwischen Natur und Volkspoesie, zwischen der dem Freischütz zugrunde liegende Sage und der Ursprungslandschaft hergestellt. „Waldflucht und Waldeinsamkeit sind wichtige Schlagworte der Romantik“, sagte Georg Högl und verwies auf die Vorstellung des Waldes als Sagenquelle in den Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm.

Egal ob Drachen, Waldfräulein, Gnome oder Hexen, sie alle seien im Wald angesiedelt.

Im Zentrum von Wagners Waldaffinität stehe freilich das Waldweben aus dem zweiten Aufzug des Siegfried.

Wagners musikalische Walddarstellung

Schon die Wortschöpfung sei eine der bemerkenswertesten Wagners, ein Wort mit ungeheurer poetischer Substanz und ein „Kompositum, das bei Richard Wagner zum ersten Mal auftritt“. Prägnante Holzbläsereinwürfe ahmten den Gesang der Waldvögel nach – und der Klang der Streicher stelle das Blätterrauschen dar, während die Handlung praktisch zum Erliegen komme. „Wagners Waldweben ist ein herausragendes Beispiel für die musikalische Walddarstellung“, so der Wissenschaftler.

Nicht zuletzt seien wohl auch der Wald beziehungsweise die Naturnähe ein wichtiger Standortfaktor bei der Entscheidung Wagners für Bayreuth gewesen. In zeitgenössischen Darstellungen, in denen die Natur das Stadtbild dominiere, werde dies deutlich.

Tagsüber im Wald, abends ein Wagner-Werk

Herauszulesen sei dies aus den Tagebucheinträgen von Cosima, in denen sie etwa im Juni 1878 von Ausflügen ins Studentenwäldchen schwärmt. 1881 preist es Cosima als Ideal, „den ganzen Tag im Walde zu verbringen und abends ein Werk von ihm (also von Richard Wagner) zu hören“. Eine Vorstellung, die der Festspielidee sehr nahe kommt.

Lesen Sie auch:

Inhalt teilen
  • kopiert!