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Polizei-Bilanz
Schockanrufe in Coburg nehmen stark zu
Schockanrufe bei Senioren sind eine üble und weit verbreitete Betrugsmasche.
Schockanrufe sind eine üble und weit verbreitete Betrugsmasche. // Sabine Vanerp, pixabay.com
Signet des Fränkischen Tags von Julia Salzmann
Coburg – In Coburg hat sich die Zahl der Schockanrufe innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Die raffinierte Betrugsmaschine agiert oft vom Ausland aus.

Erst vergangene Woche schlugen Betrüger wieder in Coburg zu. Ein 56-Jähriger aus dem Landkreis Lichtenfels war auf einen Schockanruf hereingefallen, bei dem sich die Täter am Telefon als Polizisten ausgegeben hatten. Sie erzählten dem Mann von einem tödlichen Verkehrsunfall, den seine Tochter verursachte haben sollte und verlangten eine Kaution. Er übergab einen niedrigen fünfstelligen Bargeldbetrag an eine unbekannte weibliche Person, die nun von der Kriminalpolizei gesucht wird.

Schockanrufe haben sich fast verdoppelt

Das war kein Einzelfall. Die gemeldeten Vorfälle in Coburg haben sich laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken von 2021 auf 2022 fast verdoppelt. Im Jahr 2021 registrierte die Polizei in Coburg über 250 Callcenter-Betrugsfälle, im Jahr 2022 waren es schon über 450 Fälle. Für 2023 gibt es noch keine Kriminalstatistik mit Zahlen.

 „Die Betrüger geben sich als Polizisten, Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Finanzberater und Verwandte aus und veranlassen die potenziellen Opfer, teils hohe Vermögenswerte an unbekannte Personen zu übergeben oder anzuweisen", erläutert Julia Küfner von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken.

Täter im In- und Ausland

Ein Teil der Täter agiere vom Ausland aus, um den Kontakt zu den Opfern herzustellen. Eine Ermittlung des Personenkreises sei daher komplex. Die im Inland agierenden Mittäter würden ihren Kontakt zu den Opfern auf das Notwendigste beschränken. Nur in dem kurzen Moment der Wertübergabe fände ein persönlicher Kontakt statt.

 „Zum Teil nutzen die im Ausland agierenden Täter auch völlig unbedarfte , Abholer ', wie beispielsweise Taxifahrer, welche den Auftrag bekommen, Gegenstände abzuholen", merkt Küfner an. Die angezeigten Rufnummern der unbekannten Täter sei meist verfälscht, sodass bei den Angerufenen nicht die richtige Telefonnummer angezeigt werde.

Ausgeklügelte Betrugsmaschine

Vermehrt komme es hier zum Einsatz gefälschter Anrufinformationen, dem sogenannten „Call-ID-Spoofing“. Auf dem Display der Betroffenen erscheine dabei nicht eine unbekannte oder ausländische Telefonnummer, sondern eine vertrauenerweckende amtliche Telefonnummer, unter Umständen sogar die der heimischen Polizeidienststelle. Diese Tatsache mache das Durchschauen der Betrugsmasche für die Opfer zusätzlich schwieriger. 

Prävention hilft

Die Betroffenen sollten gegenüber allen Personen am Telefon ein gesundes Misstrauen an den Tag legen und Präventionshinweise ernst nehmen. Laut Polizeipräsidium Oberfranken zeige die Vielzahl an angezeigten, erfolglosen Callcenter-Betrügen, dass das Bewusstsein der Bevölkerung für das Phänomen mittlerweile gestiegen ist und richtig reagiert werde. 

Es würde helfen, wenn Betroffene anderen Personen in ihrem sozialen Umfeld von ihren Erfahrungen erzählen, um dadurch weitere erfolgreiche Straftaten zu verhindern. Umfangreiche Präventionskampagnen und Informationen zu den verschiedenen Maschen der Telefonbetrüger finden sich unter www.polizei-beratung.de.

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