Konzert „Klezmer-König“ begeistert die Kulmbacher Gefühl und Virtuosität: Klezmer-König Giora Feidman mit seinem Ensemble in der Petrikirche // Stephan Herbert Fuchs von Stephan Herbert Fuchs TEILEN  28.09.2023 Kulmbach – Giora Feidman steht seit 75 Jahren auf der Bühne. In der Kulmbacher Petrikirche merkte man ihm dies nicht an. Mit der „Friendship-Tour“ zu seinem 75-jährigen Bühnenjubiläum gastierte der „König des Klezmer“, der Klarinettist Giora Feidman, am Dienstagabend seit langer Zeit wieder einmal in der Region. Der Weltstar war diesmal mit seinem Ensemble „Klezmer virtuos“ in die Petrikirche gekommen, um sowohl traditionelle jüdische Klänge, als auch klassische christliche Kompositionen und Populäres geschickt miteinander zu verknüpfen. Feldmans Spiel wirkt tief empfunden und innig In der gut besetzten Kirche wirkt Feidmans virtuoses Spiel tief empfunden und innig. In dem Gotteshaus vermag Feidman mit der Klarinette selbst die Stille noch zum Klingen zu bringen. Durch den Mittelgang betritt er die Kirche, ganz leise, fast tonlos spielend. Der Klang kommt aus der Stille. Der Maestro der leisen Töne besänftigt manche Kadenz bis zur Tonlosigkeit. Aus einer einzigen Linie zaubert der Musiker Freude und Glück, Trauer und Melancholie. Feidman, der den Titel „Klezmer-König“ trägt, ist genauso ein geschätzter Musiker wie Botschafter zwischen Juden und Deutschen, und als solcher fast schon eine Art Legende. So tritt er auch bei seinem Kulmbacher Gastspiel, diesmal notwendiger denn je, wieder als unermüdlicher Prediger für den Frieden und für das Miteinander der Religionen auf. In einem Gemisch aus Englisch und Deutsch erklärt er, was Freundschaft, das Motto der Tour, bedeutet: Respekt, Dank und Glück. „Klezmer-König“ spielt Musik eines iranischen Komponisten Musikalisch setzt er ein Zeichen, indem er beispielsweise zwei Kompositionen des iranischen Komponisten Majid Montazer in sein Programm aufgenommen hat. Freilich gibt es auch Populäres, Leonard Cohens „Halleluja“ etwa, zwei Tangos von Astor Piazolla oder „What a wonderful world“ von Louis Armstrong. Ein Phänomen ist Feidman in jedem Fall. Mittlerweile 87 Jahre alt, reist er noch immer durch die Lande, das Konzert bestreitet er größtenteils sitzend. Die jetzige Tour hat im Sommer begonnen, sein Konzertkalender geht bis Ende Januar, wobei er nahezu jeden Abend in einer anderen Stadt auftritt. Dennoch gelten die Konzerte Feidmans immer irgendwie als außerordentlich, denn er spult kein einstudiertes Programm ab, sondern lebt in seinem Auftritt. Klänge zwischen Träumen und Lachen Sein Publikum bringt ihm zum Dank dafür ungeteilten Zuspruch entgegen. So auch in der Petrikirche: mal Klarinette solo, mal im Zusammenspiel mit seinen Musikern Konstantin Ischenko (Akkordeon), Hila Ofek (Harfe) und Andre Tsirlin (Saxofon und Klarinette). Fast ein Familienunternehmen, denn Hila Ofek ist Feidmans Enkelin und Andre Tsirlin deren Ehemann. Feidman und „Klezmer Virtuos“ verzaubern die Gäste mit Klängen zwischen Träumen und Lachen, leidvoller Melancholie und halsbrecherischer Virtuosität. 18 Jahre lang war er erster Klarinettist des Israel Philharmonic Orchestra, ehe er sich in den siebziger Jahren auf den Weg des Klezmers rund um die Welt machte. Musik für „Schindlers Liste“ gespielt „Die meisten Besucher haben eine Geschichte mit Giora Feidman“, hatte Dekan Friedrich Hohenberger zu Beginn in gesagt. In Deutschland hatte Feidmans Erfolg mit Peter Zadeks „Ghetto“-Inszenierung begonnen. Auch die Oskar-preisgekrönte Musik zu Spielbergs „Schindlers Liste“ wurde für Feidman geschrieben. Unvergessen ist sein Auftritt 1995 im Bundestag, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Selbst in der Region hat der Musiker Spuren hinterlassen: Mit Teilnehmern des Festivals Junger Künstler studierte er 1996 die Kammeroper „Lilith“ ein, er gastierte 2005 bei den Plassenburg-Open-Airs und 2006 in der Bayreuther Stadtkirche. Dass Klezmer nach Meinung Feidmans kein bestimmtes Repertoire, sondern vielmehr eine Einstellung zur Musik bezeichnet, zeigte das übrige Programm. Da gab es jüdische Folklore, jüdische Tänze, Klezmer-Musik in bester Tradition, die dank Feidman seit Anfang der achtziger Jahre als eigenständige, multikulturelle Kunstform ihren Siegeszug um die Welt angetreten hatte. Lesen Sie auch: Berufswunsch Höhe, Ruß und heißer Rauch lassen sie kalt Der Besuch in einem Café veränderte das Leben von Emily Bock. Warum sie eine Ausnahme im Landkreis Kulmbach ist – und was ihre Mutter damit zu tun hat. Umweltschutz So wird das Kulmbacher Abwasser wieder sauber Im Kulmbacher Zentralklärwerk werden jährlich zehn Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt.Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Stufen-System mit viel Technik. Verkehrsänderung Kressenstein Kulmbach: Plötzlich ist der Radweg weg Bisher konnten Radfahrer im Kressenstein auf einem abgegrenzten Streifen abseits der Straße in die Stadt fahren. Das ist geändert. Darum müssen sich Autos und Radfahrer jetzt die enge Straße fahren.