Hunde die bellen, beißen nicht. Die als Rottweiler bezeichneten Basketballer von Anwil Wloclawek bellten am Mittwochabend in der Brose-Arena nur, gebissen haben dagegen die Bamberger im dritten Zwischenrundenspiel im Fiba-Europe-Cup (FEC). Die Mannschaft von Oren Amiel erwies sich als das aggressivere Team und gewann mit 73:69 (34:37). Mit dem zweiten Sieg in der Gruppe L wahrten die Oberfranken ihre Chancen aufs Erreichen des Viertelfinals. „Das Wichtigste war der Sieg, den haben wir gebraucht“, sagte Amiel hinterher.
Im zweiten Gruppenmatch gewannen die bis dato sieglosen Zyprioten von Keravnos BC gegen das rumänische Team aus Oradea mit 77:75.
Fiba-Europe-Cup, Gruppe L
Brose Bamberg – Anwil Wloclawek 73:69
(16:15, 18:22, 20:9, 19:23)
Wie erwartet entwickelte sich ein physisch geführtes Spiel. Die Gäste, ohne den Ex-BBL-Spieler Szymon Szewczyk, dafür mit ihrer US-amerikanischen Neuverpflichtung Malik Williams (2,11 m) angetreten, verteidigten bissig und beherrschten vor allem ihr eigenes Brett. Nach dem 5:5 nutzten sie ein unsportliches Foul von Jaromir Bohacik, um sich auf 11:5 abzusetzen. Nach einer Auszeit Amiels wurde zumindest die Verteidigung der Oberfranken besser.
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Im Angriff war noch viel Sand im Getriebe. Offene Würfe verfehlten reihenweise das Ziel. Die 7 stand bis zur 7. Minute auf der Anzeige bei Bamberg. Da die Polen aber ebenfalls einige Fahrkarten schossen (1 von 9 Dreier) und sich Ballverluste erlaubten, blieb die Partie im ersten Viertel offen. Über einige Freiwürfe zog Bamberg sogar mit 16:15 in Front.
Die Partie blieb von der Verteidigung und den hohen Fehlerquoten beider Teams geprägt, bis beim 20:23 Patrick Miller übernahm und mit sieben Punkten in Serie, darunter einen spektakulären Dunking trotz Fouls, auf 27:23 stellte (14. Minute). Der gefürchtete 60-Prozent-Dreierschütze Philipp Greene antwortete mit zwei wilden Treffern. Eine über vierminütige Offensivflaute der Bamberger nutzten die Gäste zu einem 9:0-Lauf (27:32). Von den hohen Trefferquoten vom Oldenburg-Spiel war nichts mehr zu sehen (Feldwurfquote 30 Prozent). „Ich denke, nach dem tollen Sieg am Samstag waren wir etwas leer – das ist menschlich“, sagte Amiel dazu. 13 Offensivrebounds nutzten Chris Sengfelder & Co bis dahin nur zu zwei Punkten. So ging Wloclawek mit einer 37:34-Führung in die zweite Hälfte.
Wloclawek fast zehn Minuten ohne Punkt
Die war weiter hart umkämpft. Fünf Punkte von Kevin Wohlrath beantwortete der Gast mit drei Dreiern zum 39:46 (23.). Das ließen Miller und der bis dahin schwach werfende Gerel Simmons nicht auf sich sitzen und trafen ebenfalls aus der Distanz. Nachdem der Stand von 47:46 sich über drei Minuten nicht veränderte, erhöhten Sengfelder und Heckmann bis zum Viertelende auf 54:46. Die Polen blieben in dieser Phase gegen die starke Brose-Defensive ohne Zähler, allerdings verpassten es die Gastgeber in dieser Phase, sich noch deutlicher abzusetzen.
Nach gut zwei Minuten in Viertel Nr. 4 beendete Lee Moore mit einem Freiwurftreffer die fast zehnminütige Punkteflaute der Polen. Die Bamberger hatten dem Rottweiler einen Maulkorb verpasst.
Spannende Schlussphase
Jaromir Bohacik stellte im Gegenzug zum 60:47, der höchsten Führung bis dahin (33.). Kurz darauf betrug das Polster 15 Punkte. Doch die Polen profitierten von einigen ausgelassenen Großchancen der Bamberger und waren 86 Sekunden vor Schluss auf sieben Zähler (72:65) dran. Der Blutdruck von Amiel stieg, weil sein Team das Spiel nach Fehlwürfen und Ballverlusten nicht beendete. Greene verkürzte auf 69:72 aus Sicht der Polen, 20 Sekunden waren da noch auf der Uhr.
Heckmann nahm mit einem Freiwurftreffer auf der Gegenseite den Druck vom Kessel. Den letzten Fehlwurf der Gäste holte sich Solomon Young (11 Rebounds), und der Sieg war ins Ziel gebracht gegen ein Team, das Bamberg über 20 Punkte unter seinem Schnitt von 91,5 Zählern hielt. Wohlrath scherzte, dass er es gerne etwas spannend wolle, führte die Schwächephase am Ende auf „Konzentrationsmängel“ zurück. „Als wir aufmerksam waren, haben wir sie gut kontrolliert. Gewonnen ist gewonnen, wir nehmen den Sieg mit“, meinte der 27-Jährige.
Brose-Spieler des Spiels
Patrick Miller war erneut der Energizer im Brose-Spiel, als es nötig war. Am Ende hatte das Kraftpaket 19 Punkte auf seinem Konto bei starker Trefferquote von 54 Prozent. Für seine beiden Dreier benötigte er nur zwei Versuche. Dazu kamen sechs Assists sowie zwei Rebounds, und nur ein Ballverlust rundete seine starke Leistung ab.