Landwirtschaftsminister So tickt der „schwarze Metzger“ aus Niederbayern Der CSU-Politiker Alois Rainer soll kommende Woche als Bundeslandwirtschaftsminister vereidigt werden. // Foto: Imago Images von Michael Stifter TEILEN  03.05.2025 München – Das von Söder gezeichnete Bild des „Bumbum-CSUlers“ wird dem designierten Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer nicht gerecht. Als ruhig und zurückhaltend beschreiben ihn viele Kollegen. Artikel anhören Sie können uns nicht hören? Diese Funktion können Sie exklusiv mit PLUS nutzen. Erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Audioinhalte, Artikel und vieles mehr. Vorlesefunktion freischalten Bereits -Zugriff? Jetzt Anmelden Das Etikett hat ihm sein Chef schon vorab aufgeklebt. Alois Rainer ist jetzt also bundesweit als der „schwarze Metzger“ bekannt. Das klingt recht rustikal. Und genau das soll es auch. Markus Söder will den Niederbayern an der Spitze des Bundeslandwirtschaftsministeriums als deftige Alternative zur vermeintlichen grünen Schonkost der vergangenen Jahre inszenieren. „Leberkäs statt Tofu-Tümelei“ verspricht der CSU-Chef mit der Personalie und hat damit zumindest den Applaus im Bierzelt sicher. Wer sich mit Leuten unterhält, die Rainer lange kennen, merkt aber schnell: Das Image, das Söder seinem neuen Minister verpasst hat, wird ihm nur bedingt gerecht. Als politischen Newcomer kann man einen 60-Jährigen nicht gerade bezeichnen. Dass der Mann bislang kaum jemandem außerhalb Bayerns ein Begriff war, liegt vor allem daran, dass er kein großes Brimborium um sich selbst macht. Nicht daheim in Haibach mit seinen gut 2000 Einwohnern, wo er 18 Jahre lang Bürgermeister war, nicht als Metzgermeister im dortigen Familienbetrieb und auch nicht in Berlin, wo er immerhin schon seit 2013 im Bundestag sitzt.Ruhig und zurückhaltend - aber ein homo politicusAls ruhig und zurückhaltend beschreiben ihn viele Kollegen dort. Die große Bühne sucht er nicht, doch Politik gehört zu seinem Leben, seit er denken kann. Schon der Vater war Bürgermeister und Bundestagsabgeordneter, damals noch in Bonn. Seine Schwester Gerda Hasselfeldt wurde unter Helmut Kohl die erste Ministerin der CSU und prägte auch als Bundestagsvizepräsidentin und CSU-Landesgruppenchefin viele Jahre lang die Berliner Republik. Nun setzt Alois Rainer die Familiendynastie fort. „Ich habe drei Vorbilder in der Politik – unseren Vater, Franz Josef Strauß und die Gerda“, sagte er einmal im Gespräch mit unserer Redaktion.Verbindung zu Theo Waigel besteht bis heuteUnterschiedlicher könnten die Vorbilder kaum sein: der polternde Strauß auf der einen und die stets um Ausgleich bemühte Hasselfeldt auf der anderen Seite. Was den Umgang mit Menschen angeht, kommt Alois Rainer eher nach seiner älteren Schwester. „Ich habe ihn als bescheidenen und bodenständigen Politiker kennengelernt. Das doch eher brachial klingende Etikett vom schwarzen Metzger wird ihm jedenfalls nicht gerecht“, sagt der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 86-Jährige saß schon mit Alois Rainer senior zusammen im Bundestag. „Wir haben damals oft im Langen Eugen, dem Abgeordnetenhaus in Bonn, gemeinsam gefrühstückt – weil wir beide zu faul waren, uns selber ein Frühstück zu machen“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Damals entstand eine Verbindung zur Familie, die bis heute hält.Waigel: Rainer ist Pragmatiker – das tut Politik gutDass Alois Rainer junior nun doch ziemlich unverhofft Landwirtschaftsminister wird, sieht Waigel als Chance für das neue Kabinett. „Als erfolgreicher Handwerksmeister und Bürgermeister bringt er gesunden Menschenverstand und viel Erfahrung aus dem richtigen Leben mit in die Politik, das kann einer Regierung nur guttun“, sagt der frühere Bundesfinanzminister. Im neuen Amt wird Rainer zwischen Berlin, Bauern und Brüssel vermitteln müssen. Keine leichte Aufgabe, aber eine, die seinem Naturell entspricht. Durchhaltevermögen bringt der Mann jedenfalls mit. Gemeinsam mit zwei Kollegen hält er seit mehr als zwei Jahrzehnten den Rekord von 825 Metern für die längste Weißwurst der Welt.Rainer ist mehr als nur eine Antwort auf AiwangerDass die Boulevardmedien Rainer für solche Geschichten lieben, dürfte Bratwurst-Ultra Söder ganz gut schmecken. Dass der neue Minister noch vor Amtsantritt sagt, Fleisch könnte billiger werden, auch. Wer allerdings glaubt, der „schwarze Metzger“ aus Niederbayern werde zur krawalligen Antwort der CSU auf den selbst ernannten Bauernführer Hubert Aiwanger, der wird sich sicher täuschen.