Erinnerung
Jüdisches Leben und Kunst in Sassanfahrt
Ruth Schreiber (links)  und Museumsleiterin Annette Schäfer beim Rundgang durch die Ausstellung, an dem auch die zugeschaltete Online-Community teilnehmen konnte.
Ruth Schreiber (links) und Museumsleiterin Annette Schäfer beim Rundgang durch die Ausstellung, an dem auch die zugeschaltete Online-Community teilnehmen konnte.
Andrea Spörlein
Eine Installation der Künstlerin  Ruth Schreiber:  Masken, die mit Texten von den Briefen und Karten ihrer Großeltern bedruckt worden sind.
Eine Installation der Künstlerin Ruth Schreiber: Masken, die mit Texten von den Briefen und Karten ihrer Großeltern bedruckt worden sind.
Andrea Spörlein
F-Signet von Andrea Spörlein Fränkischer Tag
Sassanfahrt – Die neue Ausstellung im Schloss des Hirschaider Gemeindeteils verbindet eine Familiengeschichte mit den Kunstwerken einer Familiennachfahrin.

Die neue Ausstellung in Schloss Sassanfahrt, passend zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, verbindet Bilder der jüdisch-fränkischen Familie Merel mit der Auseinandersetzung der Nachfahren mit ihrer Familiengeschichte. Zudem wird mit der Zusammenführung von Kunst, Text und Film in der Ausstellung dazu angeregt, über die Gegenwart und Zukunft von Erinnerungsarbeit und Erinnerungskultur nachzudenken.

Die „Jerusalem Post“ hatte bereits im Vorfeld über die Ausstellung geschrieben. Eine Tatsache, die bei den örtlichen Verantwortlichen mit einem gewissen Stolz zur Kenntnis genommen wurde.

Bei der Eröffnung der Ausstellung sprach Rebekka Denz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Judaistik der Universität Bamberg, über das Thema Erinnerungskultur in Deutschland. Ausgehend von der jüdischen Maxime „Zachor“, zu Deutsch: „Erinnere dich“, fragte sie: Wie ist es um die Zukunft der Erinnerung bestellt?

Sie dankte in diesem Zusammenhang dem engagierten Sassanfahrter Heimatforscher Rainer Zeh. Ihm ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an die Familie Merel nicht verloren gegangen ist. Ohne seine Recherchearbeiten und sein jahrelanges Engagement wäre Sassanfahrt um „einen Baustein der Erinnerungskultur an die einstige vielfältige jüdische Geschichte in der Region ärmer“. Er hat dafür gesorgt, dass der Kontakt mit den Nachfahren von Minna und Samuel Merel nicht abgebrochen ist und nun zahlreiche Kunstwerke ihrer Enkeltochter in Sassanfahrt zu sehen sind.

Kunstwerke von Ruth Schreiber

Das zentrale Element dieser multimedialen und multidimensionalen Ausstellung sind Kunstwerke von Ruth Schreiber. Sie ist die Tochter des 2015 verstorbenen Nathan Merel, der in der NS-Zeit dank eines Kindertransports aus Bamberg nach England gerettet werden konnte. Die Werke dieser Künstlerin werden erstmals in der Region, in der Ursprungsregion ihrer Familie, gezeigt.

Die Merels lebten in den 1920/30er Jahren in Bamberg und Sassanfahrt. Die fünf Kinder Lotte, Esther, Nathan, Sophie und Jenny überlebten die Shoah durch Kindertransporte nach England oder in Kinderheimen in der Schweiz. Ihre Eltern Minna und Samuel wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Ruth Schreiber, eine international renommierte Künstlerin, die in Jerusalem lebt, war mit ihrem Mann David zur Ausstellungseröffnung nach Sassanfahrt gekommen. Sie zeigte sich bewegt und beeindruckt, wie in Sassanfahrt mit der Erinnerung an ihre Großeltern umgegangen wird, und erinnerte an die Verlegung der Stolpersteine zu deren Gedenken im Jahr 2017.

Beeindruckend

Zur großen Freude aller Anwesenden wurde bekanntgegeben, dass alle Kunstwerke von Ruth Schreiber, die in Sassanfahrt gezeigt werden, in den Besitz von Schloss Sassanfahrt übergehen. Die verschiedenen Objekte, Collagen und Installationen beeindrucken durch ihre Klarheit und Aussagekraft, wie etwa die 72 Masken, die mit Texten von Briefen und Karten ihrer Großeltern bedruckt wurden. Ihre eigenen Kinder haben für die Masken ihre Gesichter zur Verfügung gestellt. Sehr eindrucksvoll ist auch die Bronze „Tribute to my Grandparents“ von 2005.

Die Ausstellung konnte in Zusammenarbeit mit der Professur für Judaistik an der Universität Bamberg realisiert werden und wird vom Verein „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ aus Bundesmitteln und der Stiftung der Sparkasse Bamberg für Kunst, Kultur und Denkmalpflege finanziell gefördert. Die Kunst- und Kulturbühne Hirschaid fungierte als Projektträger, beteiligt sich an den Kosten und stellt die ehrenamtlichen Museumsaufsichten.

Das Ensemble „Canzonetta Daletta“ umrahmte die Ausstellungseröffnung musikalisch. Dank der Unterstützung der Evangelischen Erwachsenenbildung Bamberg wurde sie als Live-Stream übertragen. 62 Personen nahmen teil und konnten mit Ruth Schreiber und der Museumsleiterin Annette Schäfer einen Gang durch die Ausstellung machen.

Die Ausstellung kann noch bis zum 2. Januar jeweils sonntags von 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung mit der Schlossverwaltung besucht werden. Es gelten aktuell die 2G-Regeln. Die Ausstellung wird dann im Januar und im Februar im Landratsamt in Bamberg zu sehen sein.

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