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Besuchermagnet
Fotospot: Sofa im Mohnfeld lockt viele Besucher
Spenden kommen einem gemeinnützigen Zweck zugute.Forchheim & Fränkische Schweiz
Spenden kommen einem gemeinnützigen Zweck zugute. // Thomas Weichert
Signet des Fränkischen Tags von Thomas Weichert
Unterailsfeld – In der Fränkischen Schweiz zieht ein kurioses Möbelstück Schaulustige an, die sich darauf ablichten lassen. Wie die verrückte Idee zweier Nachbarinnen sich zu einem Phänomen entwickelte.

Wir schreiben das Jahr 1976, als Schlagersänger Jürgen Drews das Lied „Ein Bett im Kornfeld“ sang.

Dieser Song konnte sich damals elf Wochen lang in Folge auf Platz eins der Charts in Deutschland halten. Heute schreiben wir das Jahr 2023 und es ist wieder Sommer in einem blühendem Land mitten in der Fränkischen Schweiz – und es steht zwar kein Bett im Kornfeld, dafür aber ein Sofa.

Die Küchle-Bäckerinnen auf dem Sofa im Mohnfeld v.l. Linda Zitzmann, Erika Strobl, Tanja Strobl, Katharina Funk, Monika Zitzmann und Stefanie Stadter.Forchheim & Fränkische Schweiz
Die Küchle-Bäckerinnen auf dem Sofa im Mohnfeld v.l. Linda Zitzmann, Erika Strobl, Tanja Strobl, Katharina Funk, Monika Zitzmann und Stefanie Stadter. // Thomas Weichert

Genauer gesagt steht das Sofa seit etwa einer Woche in einem Getreidefeld vom „Winterbauern“ aus Unterailsfeld (Markt Gößweinstein) und wurde inzwischen zur Pilgerstätte für Hunderte von Menschen. Sie schießen Fotos von sich darauf, weil im Kornfeld drum herum Tausende von roten Mohnblumen leuchten. An der Staatsstraße zwischen Unterailsfeld und Oberailsfeld und dem gegenüberliegenden Parkplatz ist im Kornfeld die Hölle los, seitdem das Sofa darin steht.

Auf diesem Sofa in Unterailsfeld lassen sich aktuell ganz viele Besucher fotografieren.Forchheim & Fränkische Schweiz
Auf diesem Sofa in Unterailsfeld lassen sich aktuell ganz viele Besucher fotografieren. // Thomas Weichert

Brautpaare kommen und lassen sich auf dem Sofa ablichten, Urlaubsgäste aus ganz Deutschland, Profi- und Hobbyfotografen, Motorradgruppen, Einheimische wie Auswärtige. Teilweise kommt es sogar zu Verkehrsbehinderungen und einer Überlastung des gegenüberliegenden Rastplatzes. Unter dem Hashtag #mohnblumenfeldasföld ist das Sofa im Mohnfeld auf Instagram inzwischen der Renner. Doch wie kam das Sofa ins Mohnfeld, wer hat es dort aufgestellt und warum?

Bei einer Nachforschung kam heraus, dass das Kornfeld dem „Winterbauern“ Thorsten Hofmann aus Unterailsfeld gehört. Die hätten die Idee mit dem Sofa im Mohnfeld hatten dagegen Erika Strobl und Monika Zitzmann gehabt, erklärt die Mutter des Winterbauern bei unserer Recherche. Die beiden Damen sind Nachbarinnen des Winterbauern.

Backteam steckt hinter „Oma-Sofa“

Es ist Samstag, Mittagszeit. Die Familie Strobl Sitz auf ihrer Terrasse vor ihrem Haus, es gibt Gulasch mit Nudeln und Salat, als das Presseauto vorfährt. Das Gelächter am Essenstisch ist groß, so als hätten sie schon die Presse erwartet. Man kennt natürlich den Lokalreporter schon seit Jahrzehnten und ist gleich bereit, Auskunft zu geben. Erika Strobl, die die Idee mit dem Sofa hatte, ruft gleich ihre Nachbarin Monika Zitzmann an, deren verstorbener Oma Maria das Sofa gehört hatte und das eigentlich schon für die Sperrmüllabfuhr im Hof bereit stand. Monika Zitzmann kommt sofort und die Geschichte mit dem Sofa im Mohnfeld beginnt immer kurioser und lustiger zu werden.

So ist der Brauch

Es kommt heraus, dass eigentlich das „Asfölder Küchla-Backteam“ hinter der Aktion „Oma-Sofa“ im Mohnfeld steckt. Und das kam so: Linda Zitzmann aus Unterailfeld, eine der Küchlebäckerinnen, heiratet in der Kirche von Oberailsfeld ihren Schatz, den Hohenmisberger Steinmetz Maximilian Strobel. Und vor so einer fränkischen Hochzeit müssen zuvor natürlich fränkische Küchla gebacken werden, die dann in der Woche vor der Hochzeit an Nachbarn, Freunde und Bekannte ausgefahren werden. So ist es Brauch. Und so ein Küchlabacken fängt schon sehr früh am Morgen an und endet meist am späteren Nachmittag.

Von einer verrückten Idee zum Kult

Ein Küchla-Backteam besteht meist aus mehreren Bäckerinnen. Im speziellen Fall aus Erika und Tanja Strobl, Monika und Linda Zitzmann, Katharina Funk und Stefanie Stadter. Und nach getaner Arbeit kam Erika Strobl im wahrsten Sinne des Wortes auf die „Schnapsidee“, wie es denn wäre, wenn man das „Sperrmüllsofa“ der Oma der Nachbarin in das Mohnfeld vom Winterbauern stellen würde, weil inzwischen alle von den herrlichen Mohnblumen im Kornfeld schwärmten und immer mehr Menschen kamen, die dies als Fotomotiv wollten.

Spenden für gemeinnützigen Zweck

Gesagt, getan. Der Winterbauer hatte nichts dagegen, die Männer wurden aktiviert, das Sofa mit dem Frontlader des Traktors zum Mohnfeld gefahren und darin aufgestellt. Daneben ein Schild mit der Aufschrift „Fotopoint“ und seit kurzem auch eine Geldkassette in die man eine freiwillige Spende reinschmeißen kann, aber nicht muss. Die Spenden kommen übrigens dann einem gemeinnützigen Zweck zugute. Und so kam es, dass Omas Sofa, das danach vielleicht versteigert werden soll, nicht nur vor der Müllabfuhr gerettet wurde, sondern inzwischen Kult geworden ist.

Sofa der Oma

„Auf dem Sofa von der Oma waren noch nie so viele Leute gesessen wie in der letzten Woche“, lachen die Küchle-Bäckerinnen. Sie hätten nie damit gerechnet, dass ihre leicht verrückte Idee mit dem Sofa im Mohnfeld zu so einem Run führt, der ungebrochen anhält, solange die Mohnblumen blühen werden.

 

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