Kirchaich und Horhausen werden dieses Jahr 1000 Jahre und Breitbrunn 900 Jahre alt. Diese drei Jubiläen sind im Landkreis Haßberge durchaus eine Besonderheit.
Die älteste Gemeinde im Landkreis Haßberge, Stettfeld, hat 1978 ihr 1200-jähriges Bestehen gefeiert, bevor 1980 Knetzgau mit 1200 Jahren und 1985 die Stadt Haßfurt mit 750 jungen Jahren folgten. Basis für solch ein Jubiläum ist, dass die Jahreszahl der Erstnennung historisch belegt ist. Nur die Hinweise auf eine mögliche Besiedlung der Gegend sind keine Grundlage.
Diese schriftlichen Grundlagen sind im vergangenen Jahrhundert aufgearbeitet worden. Dabei hat die Gebietsreform eine Rolle gespielt, als kleinere Gemeinden aufgelöst, eingemeindet oder in eine Verwaltungsgemeinschaft eingegliedert wurden. In der Folge kamen die Gemeindeunterlagen ins Archiv, wo sie gesichtet und gepflegt wurden.
Früher haben Lehrer die Ereignisse in Schulchroniken festgehalten
Davor wurden Ereignisse in Schul- und Kirchenchroniken festgehalten. Die Fortschreibungen der Unterlagen übernahmen neben den Lehrern die Pfarrer oder Küster. Teilweise gehörte das Führen von Schulchroniken zu den Pflichten des Dorflehrers. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heimatgeschichte verpönt, was mit dem Nationalsozialismus zu tun hatte. Erst Mitte der 1980er Jahre trat eine Wende mit der Archivpflege auf Gemeindeebene ein, ehrenamtlich von Bürgern übernommen.
Heute Ehrenamtler und Chronisten
Als einer der ersten Kreisheimatpfleger kann der Dorfschulmeister und Ehrenbürger von Knetzgau, Paul Hinz (1911 – 2005), genannt werden, der dieses Amt von 1964 bis 1991 ausführte. Noch bis in die heutige Zeit waren Lehrer in dieser ehrenamtlichen Funktion tätig. Beste Beispiele sind Günter Lipp aus Frickendorf oder der verstorbene Christian Blenk aus Kirchaich. Aktuelle Kreisheimatpfleger sind Wolfgang Jäger (Bereich Nord), Christiane Tangermann (Ost) und Silke Blakeley (Süd). Ebenso sind die Kreisarchivpfleger Johann Reuscher (Nord), Edgar Maier (Ost) und Bernd Reinhard (Süd) tätig.
Nicht vergessen darf man die Frauen und Männer, die darüber hinaus die Geschichte für ihre Heimatorte oder Gemeinden in Büchern und Ortschroniken erforscht und aufgearbeitet haben. Stellvertretend sind das beispielsweise Rainer Wailersbacher für die Großgemeinde Knetzgau oder Norbert Kandler aus Neubrunn. Kandler konnte als Archivoberrat der Diözese Würzburg aus einem großen Fundus im Bereich der Kirchen schöpfen und damit vielen Gemeinden wertvolle Informationen vermitteln.
Wildbannurkunde 1023 ist die Geburtsurkunde von Kirchaich und Horhausen
Interessant ist, dass die Ersterwähnung der Jubiläumsorte Kirchaich und Horhausen auf dieselbe Urkunde zurückgeht. „In einer Wildbannurkunde aus dem Jahr 1023 verleiht Kaiser Heinrich II. (1014 – 1024) den Wildbann, d.h. das Jagdrecht (Gebote oder Verbote im Hinblick auf die Bejagung von wildlebenden Tieren) für das Gebiet, das sich zwischen den Siedlungen Lisberg, Eltmann, Gerolzhofen, Knetzgau, Castell, Iphofen und Scheinfeld erstreckt“, heißt es in der Kulturlandschaftsinventarisation Nördlicher Steigerwald. Diese Gebietsgrenzen des Wildbannes werden in der Verleihungsurkunde genau umrissen.
Für den Thereser Gemeindeteil Horhausen ist der Name „Horehusun“ hinterlegt und für Kirchaich spielt „Harmdeseich“ oder „Harnideseih“ eine wichtige Rolle, denn bis hierher ging der aus kaiserlicher Gunst an Würzburg vergebene Jagdbezirk. Die Grenzbeschreibung beginnt im Nordosten bei Eschenbach am Main.
Aus „Horehusun“ wird Horhausen und aus „Harmdeseich“ wird Kirchaich: Kirchaich erscheint bereits in der für die Region ältesten urkundlichen Erwähnung, als zwischen 741 und 753 der Hochedle Gumbert dem ersten Bischof von Würzburg, Burkard, Schloss und Amt Wallburg (bei Eltmann) schenkte. Die Urschrift dieser Urkunde liegt aber nicht mehr vor. Nur eine Abschrift von 1586 berichtet von dieser Schenkung. Eine menschliche Besiedlung dieser Kulturlandschaft ist frühgeschichtlich durch Funde nachweisbar. Dieses erste Vordringen dürfte entlang der Gewässer geschehen sein.
Karolingische Siedlungsperiode
Auch Horhausen ist wahrscheinlich in der karolingischen Siedlungsperiode um 800 entstanden. Der Name bildet sich aus dem althochdeutschen „horo“, was so viel wie „die Häuser am Sumpf“ bedeutet. Das Gebiet um Horhausen war seit der Mittelsteinzeit in Freilandstationen besiedelt, wovon Funde zeugen, die an den Anhöhen am Main gefunden wurden. Hügelgräber im Horhauser Unterforst deuten auf spätere Besiedlungen hin, und dabei ist ein Hügelgräberfeld der Halstattzeit nachgewiesen.
Die älteste urkundliche Erwähnung Breitbrunns stammt aus der Zeit zwischen 1112 und 1123, als die Benediktinerabtei St. Michael in Bamberg ein Gut bei „Breytenbrunnen“ erwarb.
Schon 804 werden der „Rennweg“ und die „Hochstraße bei Lußberg“ als alte Handelsstraße urkundlich erwähnt.
Weiteres Zeugnis für eine frühe Besiedlung der Gegend ist die geheimnisvolle Höhle am Veitenstein bei Lußberg, die sich in der Steinzeit als Schutz anbot. Hier wurden ein Steinbeil sowie eine Schabspitze aus dem Neolithikum (5500 – 2000 v. Chr.) gefunden.
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