Extravagante Kostüme trägt Rachel Maclean nicht nur gerne am eigenen Körper. Schrille Outfits sind auch das künstlerische Markenzeichen der 1987 in Edinburgh geborenen Schottin, die derzeit im Erlanger Kunstpalais mit einer Ausstellung unter dem vielsagenden Titel „If it looks like a duck …“ gefeiert wird.
Politik und Gesellschaft werden bei Maclean genauso multimedial wie kritisch durch den Fleischwolf gedreht. Bekannt geworden ist die Schottin mit einem albtraumhaften Märchenfilm, der die globalen Machtstrukturen bei der Biennale in Venedig aufs Korn genommen hat. Für die Ausstellung in Erlangen hat Maclean einen packenden Spionagethriller gedreht, der mit Starbesetzung unter dem namensgebenden Titel der Schau „Duck“ zu sehen ist. Allerdings treten Marilyn Monroe und Sean Connery nicht „in echt“ auf. Die Sexikone und der Bondheld tauchen nur mit Hilfe von zahlreichen Tricks auf dem Bildschirm auf. In diesem Verwirrspiel steht neben der Wahrhaftigkeit von Identitäten auch die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten zur Debatte.
Zahlreiche Popikonen
Überhaupt stellt die Schottin gerne die Realität auf den Kopf, um die Zustände der Welt aus einer neuen Perspektive mit kritischen Augen darzustellen. Bestes Beispiel für diese Herangehensweise sind die Gemälde im nächsten Ausstellungsraum. In knalligen Farben springen dem Besucher erneut zahlreiche Popikonen ins Gesicht. Dabei treiben die grellen Porträtbilder das Spiel mit der Authentizität erneut auf die Spitze: Hier wird der Kopf von einer Filmdiva wie bei einer Collage auf einen anderen Körper gesetzt. Dort wird dem Konterfei von John F. Kennedy ein trockener Martini-Cocktail inklusive Olive stilecht in die Hand gedrückt. Und selbstverständlich sind die Porträtbilder wieder um 180 Grad gedreht.
Beim Rundgang durch die faszinierende Schau erzählt die Künstlerin kurz vor der Ausstellungseröffnung im Kunstpalais, dass der „Brexit“ sie auf die Idee mit der auf den Kopf gestellten Realität gebracht habe. Mit dem Austritt aus der Europäischen Union habe sich das Vereinigte Königreich aus nationalistischem Größenwahn für den Sprung von der Klippe entschieden, findet die Künstlerin. Diesen „politischen Wahnsinn“ habe Maclean in ihren neuen Bildern ausdrücken wollen.
Ein Kunstwerk am eigenen Körper
Unterstützt wird die künstlerische Idee von der auf den Kopf gestellten Welt von der Ausstellung selbst. Museumschefin Amely Deiss führt das „Upside-Down“-Prinzip als Kuratorin der Schau in der Ausstellung selbst kreativ weiter. Werke werden nicht „normal“ von oben an die Wand genagelt, sondern ragen scheinbar von unten an Ketten aus dem Boden. Sogar der rote Teppich mit den lustigen Ufo-Motiven gehört zum Konzept und ist Teil der Schau. Kurioserweise ist parallel zur Ausstellung auch noch eine 16-teilige Schmuckkollektion in Zusammenarbeit von Kuratorin und Künstlerin beim britischen Schmucklabel Tatty Devine mit wiederum auf dem Kopf stehenden Wort-Broschen und Statement-Halsketten entstanden.
„Rachels Macleans faszinierende und vielschichtige Kunst trifft auf den brillanten Schmuck von Tatty Devine, den Rachel und ich beide schon lange lieben“, freute sich Deiss. Sie schwärmte davon, zukünftig ein Stück von Rachels Werk am eigenen Körper zu tragen.
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