Energiegenossenschaft Hohe Strompreise füllen die Kassen der BEG Vorboten der PV-Anlage bei Unterlauter sind schon zu sehen. Der hier produzierter Strom soll dann direkt an das Coburger Industrieunternehmen Kaeser (im Hintergrund) geliefert werden. // Martin Rebhan von Martin Rebhan TEILEN  26.06.2023 Coburg – Wegen positiver Zahlen fällt die jährliche Ausschüttung der BEG Coburger Land üppig aus. Im nächsten Jahr kann das ganz anders aussehen. Als einen „Quantensprung“ bezeichnete der Vorstandsvorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft Coburger Land (BEG), Christian Gunsenheimer, die Entwicklung der Genossenschaft. Bestand die Gesellschaft im vergangenen Jahr aus 85 Mitgliedern, konnte Gunsenheimer im Rahmen der jüngsten Generalversammlung vermelden, dass der BEG derzeit 500 Personen und Körperschaften angehören. Grund für den Anstieg sind die Photovoltaik (PV)-Projekte in Lautertal und Gossenberg, die nicht nur Kapital in die Genossenschaft spülten, sondern auch den enormen Anstieg der Mitglieder verursachten. Nach Worten von Christian Gunsenheimer sehen die derzeitigen Planungen vor, dass die Anlage in Lautertal Ende September ans Netz geht. Ein Bremsklotz bei der zeitlichen Umsetzung war nach seiner Darlegung die Autobahn GmbH, die sich sechs Monate mit der Frage beschäftigt habe, über welche Summe eine Rückbaubürgschaft vorgelegt werden soll. „Am Ende wurden wir aufgefordert, einen Vorschlag über die Höhe der Bürgschaft zu machen“, ließ Gunsenheimer mit leicht ungläubigem Blick wissen. Am Rande der Versammlung kam auch zur Sprache, dass wohl auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes sich mit einer Bearbeitung des Bauantrages mehr Zeit ließ, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Stromabnehmer steht fest Außergewöhnlich für die Anlage in Unterlauter ist, dass der dort erzeugte Strom nicht in das allgemeine Stromnetz eingespeist wird, sondern in der Firma Kaeser in Coburg einen direkten Abnehmer hat. Christian Gunsenheimer erläuterte, dass ein „Letter of Intent“ (Absichtserklärung) am 13. Juni unterzeichnet wurde und die finalen Verträge Ende Juli geschlossen werden sollen. Das benötigte Fremdkapital in Höhe von vier Millionen Euro wird ebenfalls durch Kaeser bereitgestellt. Die Anlage entlang der Autobahn A 73 ist für die Erzeugung von 6000 Megawattstunden Strom ausgelegt. Die Anlage in Gossenberg, die durch die Firma IBC projektiert wurde, soll ab Oktober Strom liefern. Die hier installierte Leistung wird demnach acht Megawatt betragen. Als Fremdkapital benötigt die Genossenschaft hierfür fünf Millionen Euro, das durch die VR-Bank Coburg bereitgestellt wird. Betrieben werden derzeit zwei PV-Anlagen. Die Module in Weidach lieferten im vergangenen Jahr 858.576 Kilowattstunden (kWh) Strom. Vom Dach des Gymnasiums Ernestinum flossen letztes Jahr 4010 kWh Strom in das Netz. Weitere PV-Projekte geplant Der Energiegenossenschaft winken interessante Jahre. Wie der Vorstandsvorsitzende berichtete, stehen auf der Agenda der strategischen Projektentwicklung PV-Anlagen in Lempertshausen (140 bis 200 Megawatt), Ottowind (11,5 MW Peak) und ein Markterkundungsverfahren in Coburg zur Nutzung von Dachflächen für PV-Anlagen. „Wenn wir das alles umsetzen, haben wir die nächsten zehn Jahre gut zu tun“, hielt Gunsenheimer zufrieden fest. Auch in Zahlen lässt sich das Ergebnis der Energiegenossenschaft durchaus sehen. So konnte der für die Finanzen zuständige Aufsichtsrat Günter Engel von einem Jahresüberschuss im Jahr 2022 von 77.642,38 Euro berichten. (2021: 14.812). Der Umsatz wurde von 72.968,28 Euro auf 200.575,78 Euro gesteigert. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 762.337,49 Euro, wobei die Eigenkapitalquote von 19,89 Prozent 2021 im vergangenen Jahr auf 27,15 Prozent gesteigert werden konnte. „Darauf hätte ich gerne verzichtet“ Einen bitteren Beigeschmack hatten die Zahlen allerdings. Christian Gunsenheimer verwies darauf, dass die steigenden Strompreise auch die Kassen der BEG gefüllt hätten. „Das sind Begleitumstände, auf die ich gern verzichtet hätte“, hielt der Vorstandsvorsitzende fest. Angesichts der positiven Zahlen war es nicht verwunderlich, dass die jährliche Ausschüttung üppig ausfiel. Die Versammlung folgte dem Vorschlag des Vorstandes, je 500 Euro Anteil 45 Euro Dividende (9 Prozent) auszuzahlen. Gunsenheimer machte klar, dass dies nur für Anteilseigner gilt, die zum 31.12.2022 Mitglied der Genossenschaft waren. Keinen Hehl machte er daraus, dass dies im kommenden Jahr ganz anders aussehen wird. Weil die Anlagen in Lautertal und Gossenberg erst zum Ende des Jahres Strom produzieren und damit Geld verdienen werden, komme es wahrscheinlich zu keiner Ausschüttung. Eigentlich sollte Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Weiß einen Bericht über die Arbeit des Gremiums abgeben, dem er vorsteht. Außer über die Anzahl der durchgeführten Sitzungen wurde den Anwesenden wenig über die eigentliche Arbeit erzählt.Vielmehr nahm Weiß die Gelegenheit wahr, den Klimawandel aus sozialpolitischer Sicht zu betrachten und einen Bogen zu „Putins verbrecherischem Angriffskrieg“ zu spannen. Details aus den Sitzungen wurden nicht bekannt. Im Grunde muss der Bericht, der laut Tagesordnung als „Bericht des Aufsichtsratsvorsitzenden über die Arbeit des Aufsichtsrates“ angekündigt war, als sehr kritisch angesehen werden. Einzig hob Wolfgang Weiß die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand hervor. Mehr nicht. Er verdeutlichte, dass die Arbeit des Vorstandes nicht mehr auf ehrenamtlicher Basis zu stemmen sei. Mit diesem Grund wurde hier ein Beschäftigungsverhältnis begründet. Der Versammlung versprach er: „Die zukünftigen Aufgaben werden wir mit Mut, aber ohne Leichtsinn angehen.“ Einstimmig wurden Gerold Gebhard und Michael Böhm als neue Aufsichtsratsmitglieder gewählt. Sie lösen in dem Gremium Stefan Hinterleitner und Günter Engel ab, die sich nicht zur Wiederwahl stellten. Lesen Sie auch: Versorgung In Ebersdorf fließt bald klimafreundlicher Strom Grüne Energie stand im Mittelpunkt der jüngsten Gemeinderatssitzung in Ebersdorf bei Coburg. Gesprochen wurde dabei auch darüber, wie die Bürgerinnen und Bürger finanziell davon profitieren können. Standortsuche Geplanter Mitwitzer Solarpark grenzt an Sonnefeld Eine Mehrheit des Marktgemeinderates von Mitwitz stimmt für einen Bürgersolarpark auf drei Flurstücken direkt an der Grenze zur Nachbargemeinde Sonnefeld.