Versorgung
In Ebersdorf fließt bald klimafreundlicher Strom
Photovoltaik- und Windenergieanlagen lassen sich häufig hervorragend kombinieren.
Photovoltaik- und Windenergieanlagen lassen sich häufig hervorragend kombinieren.
Symbolbild, Marcus Brandt/dpa
F-Signet von Alexandra Kemnitzer Fränkischer Tag
Ebersdorf – Grüne Energie stand im Mittelpunkt der jüngsten Gemeinderatssitzung in Ebersdorf bei Coburg. Gesprochen wurde dabei auch darüber, wie die Bürgerinnen und Bürger finanziell davon profitieren können.

Einige interessierte Bürgerinnen und Bürger fanden sich zur Gemeinderatssitzung ein, denn neben dem möglichen Bau des Windparks „Prälax“ wurde erneut die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Kleingarnstadt vorgestellt. Für diese waren Abstimmungen mit dem Landratsamt notwendig, weil in dem Bereich auch eine Umgehungsstraße geplant ist.

Durch den Wegfall der 10H-Regelung müssen Windenergieanlagen (WEA) in Vorranggebieten nur noch eine Abstandregel von 1000 Metern zur nächsten Wohnbebauung einhalten und sind als privilegierte Vorhaben grundsätzlich zulässig, wenn öffentliche Belange dem nicht entgegenstehen und ihre ausreichende Erschließung gesichert ist. Der aktuelle Regionalplan Oberfranken West weist derzeit im Außenbereich der Gemeinde Ebersdorf sowie der Nachbargemeinde Sonnefeld die zwei Vorranggebiete Kleingarnstadt Nord und Großgarnstadt Ost aus. In den beiden Vorranggebieten plant die Firma Qair die Errichtung eines Windparks mit sechs Windenergieanlagen. „Es wären sogar bis zu acht möglich“, führte Projektleiterin Lilian Kruse aus.

Bevor Qair weiter plant, informierte Kruse mit Akquisiteur Robert Petzina über das Vorhaben. Das Vorranggebiet inklusive Abstandsflächen umfasst zirka 169 Hektar. Die Abstände zu den Ortsteilen betragen zwischen 1016 und 634 Meter. 65 Prozent der Flächen sind bereits vertraglich gesichert und für vier Prozent liegt die Zusage mündlich vor. 13 Prozent der Flächen entfallen auf Kommunen (Gemeinden, Stadt und Landkreis).

Wie kann man die Bürger beteiligen?

Wenn alles reibungslos läuft, sollen die Anlagen zwischen 2026 und 2027 errichtet werden und anschließend in Betrieb gehen. Aus dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) erhalten Gemeinden im Zweieinhalb-Kilometer-Radius einer Windenergieanlage 0,2 Cent über die Bundesnetzagentur pro produzierter Kilowattstunde. Über eine Laufzeit von 20 Jahren sind das jährlich zirka 75.600 Euro.

„Es wäre sehr schön, wenn es eine Bürgerenergiegesellschaft geben würde“, führte Petzina aus. Darüber könnten nämlich die Bürger beteiligt werden, denn die Genossenschaft wäre Miteigentümer. Auch andere Möglichkeiten sind denkbar. Für den örtlichen Stromanbieter könnte außerdem ein vergünstigter Tarif vereinbart werden. Eine Infoveranstaltung ist im Laufe des Sommers geplant.

Über die gesamte Laufzeit ist das Unternehmen Betreiber der Anlagen. „Wir haben bisher eine große Akzeptanz erfahren“, freut sich der Akquisiteur. Weil regionale Firmen für die Arbeiten eingebunden werden sollen, wird mit diesem Vorhaben auch die regionale Wirtschaft gestärkt. „Die Region hier ist leidgeprüft mit Windanlagen“, führte Rainer Mattern mit Blick auf die bereits bestehenden Windräder an, die von einem anderen Betreiber in der Nachbarschaft stehen und den Anliegern aufgrund ihrer Bauweise Probleme bereitet haben. Deshalb begrüßt Bürgermeister Bernd Reisenweber, dass für dieses Vorhaben andere Anlagen verbaut werden. In Kleingarnstadt will die Firma Südwerk eine Freiflächen-Photovoltaikanlage als Bürgersolarpark auf einer Projektfläche von rund 36,6 Hektar errichten.

Errichtung eines Umspannwerkes

Geschäftsführer Manuel Zeller Bosse stellte dem Gremium die Ergebnisse aus den Abstimmungen mit dem Landratsamt Coburg zur geplanten Umgehungsstraße vor. Für die Straße gibt es bisher einen Planungskorridor.  „Die Photovoltaikanlage wird nicht zu einer Verlagerung der Umgehung führen“,  versicherte Manuel Zeller Bosse. Weiter erklärte er, dass  durch diese Anlage zirka 1000 Personen mit Energie versorgt und 27.900 Tonnen  vermieden werden können. 

Vorgesehen ist die Errichtung eines eigenen Umspannwerkes. Die hierfür benötigten Leitungen führen etwa 700 Meter über Feldwege. Seitens der Bayernwerk-Netz-AG liegt die Zusage für den Netzanschlusspunkt der Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit 106.440 Modulen vor. Der Bürgersolarpark umfasst zirka 2,74 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der Gemeinde (1332 Hektar). 97,26 Prozent der Fläche bleiben somit für die Lebensmittelproduktion erhalten. Die Projektflächen werden von den Eigentümern selbst bewirtschaftet, ausgenommen ist zirka ein Hektar. Auch bei diesem Vorhaben sind verschiedene Bürgerbeteiligungsmodelle möglich.

Nach dem Aufstellungsbeschluss soll die Gründung der Bürgersolarpark Ebersdorf bei Coburg GmbH und die Sitzanmeldung in der Gemeinde erfolgen. Dadurch sind Gewerbesteuereinnahmen von 100 Prozent sichergestellt. „Photovoltaik bringt auch einen Mehrwert für die Natur“, erklärte der Geschäftsführer. Zudem ließen sich Wind- und Solarkraft gut kombinieren. Deshalb könnte auch die Energie des Windparks „Prälax“ an das Umspannwerk angebunden werden. 

„Agrovoltaik an der B 303“  

Für die 26. Änderung des Flächennutzungsplans im Bereich des vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Agrovoltaik an der B 303“  wurden die eingegangenen Stellungnahmen zur Kenntnis genommen und die geänderten Entwürfe gebilligt. Sie werden öffentlich ausgelegt. 

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