11.11. um 11 Uhr 11 bei 1,11 Grad auf dem Marktplatz. Eine kleine Zuschauerschar – im Hygieneabstand von 1,11 Metern – zählt zusammen mit den Narren des Staffelsteiner Karnevals-Klubs (SKK) den Countdown zum Beginn der 111 Tage dauernden Faschingssaison herunter.
Bis hier ist fast alles genauso wie immer bis zum Jahr 2019. Doch ab hier ist alles anders, alles neu, den Bedingungen der Pandemie angepasst: Nur zwei Obernarren stürmen das Rathaus und erzwingen von Bürgermeister Mario Schönwald (FW) die Herausgabe des Rathausschlüssels. Dann kehren sie mit dem entführten Bürgermeister auf den Marktplatz zurück. Denn dort, nicht im historischen Sitzungssaal, tagt der Elferrat in diesem Jahr.
Anna und Margit Schnapp, Sandra Döppmann, Karin Hellmuth, Matthias Graß, Jo Riemer, Markus Scharfenberg, Irmi und Jürgen Ullmann, Ingo Zillig und Markus Alin gehören zum harten Kern des SKK. Sie alle haben sich unheimlich auf diesen 11.11. gefreut. Im vergangenen Jahr waren Rathaussturm und Faschingssession der Pandemie zum Opfer gefallen.
Heuer überlegten die Staffelsteiner Narren ernsthaft, ob sie den Rathaussturm wegen der gerade wieder nach oben schießenden Inzidenzzahlen absagen sollten. Nein, wir versuchen es, sagten sie sich und legten dem Landratsamt ein Konzept mit Hygieneregeln vor: Ein rot-weißes Trassierband trennt auf dem Marktplatz den Elferrat vom Publikum.
„An 111 Tagen dürfen wir in der neuen Session unsere Masken tragen“, sagt Präsident Matthias Graß – „macht eigentlich keinen große Unterschied, denn wir tragen die ja schon seit eineinhalb Jahren.“ Dem neuen Bürgermeister Mario Schönwald, erst seit wenigen Wochen im Amt, verleihen die Elferräte unter Assistenz der aufgedonnerten Ingoline (Ingo Zillig) die Insignien seiner Macht: Als Krone erhält der Regent übers Thermenreich eine Badekappe, dazu ein „Passauf’n“-Zepter und als Reichsapfel eine Nuss – eine Anspielung auf seinen Heimatdorf Uetzing, das im „Land der Nüsse“ liegt. Der Schlachtruf „SKK – ra-ra-ra!“ ist dem neuen Bürgermeister noch nicht geläufig. Seine erste Aufgabe, eine Flasche Bier mit einem Zapfhahn anzustechen, erledigt der gelernte Handwerker jedoch mit Bravour.
Für viel Heiterkeit sorgen die vier Reinigungskräfte, die als ABFF – Anti-Bazillen-Fachfrauen – über den Marktplatz fegten. Sandra Döppmann, Karin Hellmuth, Anna und Margit Schnapp setzen die Einhaltung der Hygiene-Richtlinien mit Klobürsten und Staubwedeln durch.
Präsident Matthias Graß überreicht dem Rathauschef ein kleines Zangentor im Maßstab 1:10 und herrscht seinen Serviceroboter Babett (Margit Schnapp) fränkisch-derb an: „Bring mer moll a Bier.“ Jo Riemer verliest die zur Elferratssitzung gehörenden Statuten. Verordnet wird unter anderem, dass die Ortsbezeichnungen in Navigationsgeräten geändert werden müssen: Statt „Uetzing bei Bad Staffelstein“ in „Bad Staffelstein bei Uetzing“.
Die Abstandsregeln beachtend – Karin Hellmuth misst mit dem Zollstock die 1,11 Meter penibel nach – serviert das Team der SKK-Reinigungskräfte den Gästen köstliche Muffins, in denen Krankenhausspritzen stecken, die mit Schnaps-Vaccin gefüllt sind .
Anekdote am Rande: Als sich die SKK-Reinigungsfrauen im ehemaligen Hypo-Gebäude umkleiden, das vor kurzem noch Schnelltestzentrum gewesen ist, möchte sich ein Bürger testen lassen. Das sei nicht möglich antworten sie lachend und schenken ihm einen Muffin mit Eierlikör in der Spritze.