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Interview mit dem Dirigenten
So magisch wird der Symphonic Mob in Bad Kissingen
Dirigent Aurélien Bello
Dirigent Aurélien Bello // Peter Adamik
Bad Kissingen – Am 12. Juli 2025 verwandelt sich der Kurgarten in einen Konzertsaal. Aurélien Bello dirigiert beim Symphonic Mob Laien und Profis. Aurélien Bello verrät, welche Kraft gemeinsames Musizieren hat.
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Ein Tag voller Musik, Emotionen und Gemeinschaft: Wenn Aurélien Bello am 12. Juli 2025 den Taktstock hebt, werden im Kurgarten Bad Kissingen Hobby- und Profimusiker Seite an Seite musizieren. Der Symphonic Mob wird so zu einem einzigartigen Erlebnis, das Mut macht, Grenzen überwindet und zeigt, wie Musik Menschen verbindet – unabhängig von Alter, Herkunft oder Können. 

Herr Bello, wann machen Sie sich auf den Weg zum Kissinger Sommer?

Aurélien Bello: Ich fahre am Freitag los.

Haben Sie schon mal ein Symphonic Mob dirigiert oder ist es eine Premiere?

Aurélien Bello: Noch nicht ganz dirigiert, aber ich hab viele Jahre die Vorproben gemacht, auch in Berlin mit dem DSO, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Dort waren es bis zu 1000 Musikerinnen und Musiker – alle Laien. Die bekommen vorher eine Probe, um sich vorzubereiten. Das erleichtert den großen Tag, an dem es nur eine kurze Probe gibt. 

Worauf freuen Sie sich am meisten beim Symphonic Mob? 

Aurélien Bello: Am meisten reizt mich die Harmonie zwischen Profis und Laien. Sie stehen oder sitzen nebeneinander, das hat eine unglaubliche Kraft und ist extrem inspirierend für alle. Die Begeisterung der Laienmusiker ist ansteckend – das kann auch uns Profis guttun. Es ist ein einmaliges Erlebnis.

Was macht den Reiz aus, mit Laien zu musizieren, die vielleicht das erste Mal in einem Orchester sitzen?

Aurélien Bello: Diese frische Begeisterung ist toll. Für Profis sind viele Werke Routine, für Laien ist es oft eine Premiere. Musik sollte immer die Kraft der Uraufführung behalten. Mit Laien kann man manchmal freier interpretieren, neue Dinge ausprobieren. 

Was würden Sie einem Anfänger oder einer Anfängerin sagen, um Mut zu machen, beim Symphonic Mob mitzuspielen?

Aurélien Bello: Es kann eigentlich nichts Schlimmes passieren, nur Gutes. Die Stimmen sind einfach genug, und die Kraft des Ensembles trägt einen mit. Auch wenn man denkt, man kann es nicht – im Moment fließt man einfach mit, wie ein Fischschwarm. Das Gefühl, dazuzugehören, ist unglaublich.

Gibt es ein Musikstück, das für Sie besonders viel Energie und gute Laune verbreitet – und das vielleicht auch beim Symphonic Mob gespielt wird?

Aurélien Bello: Ja, da sind zwei Stücke, die dieses Potenzial haben: das Vorspiel zu „Carmen“ von Bizet mit seinem mitreißenden Rhythmus und die „Farandole“ aus der „L’Arlésienne“-Suite, ein Kunstwerk der Komposition mit großer Zugkraft. Beide passen perfekt zum Motto „Frankreich“ des Kissinger Sommers.


Dirigent Aurélien Bello
Dirigent Aurélien Bello // Peter Adamik

Zur Person: Aurélien Bello, 1980 in Frankreich geboren, ist Dirigent, Komponist und Harfenist. Nach dem Studium der Harfe und Komposition war er als Orchestermusiker und Liedbegleiter tätig, bevor er sich dem Dirigieren widmete. Stationen führten ihn unter anderem nach Berlin, wo er seit rund 20 Jahren lebt und arbeitet. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent komponiert und arrangiert er regelmäßig – unter anderem für Planetarien und Ensembles. Privat legt er Wert auf Lebensqualität, kocht gerne und verbringt Zeit mit seiner Familie.


Wie würden Sie die Stimmung bei einem Symphonic Mob beschreiben?

Aurélien Bello: Es ist ein Hochgefühl, ein bisschen wie ein Zufallstreffen. Menschen, die sonst getrennt im Konzertsaal sitzen – Publikum und Musiker – spielen gemeinsam. Die Kategorien und Klassen brechen auf, das ist toll.

Gibt es als Dirigent Gesten, auf die die Teilnehmenden besonders achten müssen?

Aurélien Bello: Das meiste nehmen die Leute instinktiv auf. Man gibt den Takt und durch die Größe des Schlages die Dynamik vor. Bei so vielen Musikerinnen und Musikern muss man groß dirigieren. Vieles läuft über Körpersprache und Atmung. Es gibt universelle Zeichen, aber jeder Dirigent hat seinen eigenen Stil.

Wie bereiten Sie sich auf so eine Veranstaltung vor? Haben Sie Rituale oder Glücksbringer?

Aurélien Bello: Glücksbringer habe ich nicht. Das A und O ist, die Partitur gut zu kennen – am besten auswendig. So kann ich offen auf alles reagieren, was passiert, und Impulse geben. Dirigieren ist viel Steuern: Welche Gruppe ist gerade wichtig? Welche Stimme möchte ich mehr hören?

Geben Sie während der Probe auch Tipps?

Aurélien Bello: Ja, die Probe ist die Chance, alles gut zusammenzubringen. Da kann ich unterbrechen und erklären. Im Konzert geht das nicht mehr, da sprechen nur noch Augen und Hände.

Was wäre für Sie der optimale Ausgang des Konzerts?

Aurélien Bello: Wenn sich alle Musikerinnen und Musiker – Profis und Laien – am Ende freudig in die Arme fallen. Dann haben wir viel erreicht. Und wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer Lust bekommen, nächstes Jahr mitzumachen, ist das perfekt.

Wie lange bleiben Sie in Bad Kissingen?

Aurélien Bello: Ich gehe am Samstagabend ins Konzert des DSO, muss aber leider danach schon zurück nach Berlin fahren.

Sie sind Franzose. Gibt es etwas, das Sie vom französischen Lebensgefühl in den Symphonic Mob einbringen?

Aurélien Bello: Franzosen haben oft weniger Angst, Fehler zu machen. Das Motto „C’est pas grave“ passt gut: Es gibt Schlimmeres, und man lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Das braucht man in der Musik sowieso.

Welches Instrument würden Sie gerne einmal ausprobieren?

Aurélien Bello: Ich habe selbst Harfe gespielt, viel im Orchester. Aber ich würde gerne einmal Horn spielen – ein Instrument mit tollen Soli und einem strahlenden Klang. Da wäre ich aber wirklich Anfänger.

Symphonic Mob 2025 – Alle Infos

  • Termin: Samstag, 12. Juli 2025
  • Ort: Kurgarten Bad Kissingen
  • Beginn: 13.30 Uhr Probe, 15 Uhr Konzert 
  • Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Symphonic Mob.
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