Jubiläum Diamantene Hochzeit: In tiefer Liebe seit über 60 Jahren Nach 60 Jahren Ehe noch immer in tiefer Liebe verbunden: Michael und Helga Schadeberg. // Gabi Betram von Gabi Bertram TEILEN  13.05.2024 Coburg – Michael und Helga Schadeberg aus Coburg sind auch nach 60 Jahren Ehe immer noch innig verbunden und feiern diamantene Hochzeit. Heute soll es noch einmal genauso sein wie vor 60 Jahren: Gottesdienst in der Salvatorkirche, Feier mit Familie und Freunden in der Rosenau. Der Ehe von Michael und Helga Schadeberg wird heute das diamantene Krönchen aufgesetzt. An ihren Hochzeitstag erinnern sich die beiden gern. Kurzes weißes Cocktailkleidchen, weißer Schleier, mit einem alten VW Käfer – himmelblau und mit Schokoladenmaikäfern geschmückt – fuhr das junge Paar zur Salvatorkirche zur Trauung, die Pfarrer Karl Pistorius vornahm. Dabei kannten sich der junge Vikar und die Lehramtsanwärterin noch nicht allzu lang, ein gutes halbes Jahr, sagt Helga, einfach ein schneller Entschluss, den beide bis heute nie bereut haben. Wenn die Mauer nicht gebaut worden wäre, hätten sich die beiden wohl auch nie kennengelernt. Helga ist gebürtige Coburgerin, Michael Dresdner. Er hat an den Universitäten in Leipzig und Rostock Theologie studiert, war immer ein unbequemer, weil kritischer Zeitgenosse in diesen ostdeutschen Gefilden. Ein junges, glückliches Paar: Michael und Helga Schadeberg ein Jahr nach der Hochzeit. // Privat Erste Zuflucht in Essen Als er mit einem Freund um 1961 von einem Italienurlaub zurückkam, hatte ihm der damalige sächsische Landesbischof ans Herz gelegt, in den Westen zu gehen, vielleicht die letzte Chance vorm Mauerbau. Michael Schadeberg fand zunächst Zuflucht in Essen, arbeitete, um ein bisschen Geld zu verdienen, bewarb sich bei der Rheinischen Kirche, lernte dann in Hamburg einen bayerischen Pfarrer kennen und trat in München seine erste Vikarstelle an. Von da führte ihn der Weg nach Nürnberg, Heilbronn und Coburg. Hier lernte er bei der Jugendarbeit die junge Lehramtsanwärterin Helga kennen, beide Anfang 20, beide zwischen ersten und zweitem Examen. Dass sie zusammengehörten, war ihnen schnell klar. Neue Herausforderungen Fortan suchte sich Helga Schadeberg immer dort, wo ihr Mann Pfarrer war, eine Stelle als Lehrerin – Nürnberg, Weidenberg, Deggendorf. Immer wieder nahm Michael Schadeberg neue Herausforderungen an, mit der Frau an seiner Seite, die ihn in seinem seelsorgerischen Dienst immer hilfreich zur Seite stand und ihn unterstützte. In Weidenberg im Fichtelgebirge baute Schadeberg eine Diakoniestation auf, weil ihm die Versorgung älterer Menschen auf dem Land am Herzen lag und er diese in nicht guten Händen wähnte. Auch in Deggendorf stand er Pate für eine Diakoniestation. 1995 wurde Michael Schadeberg geschäftsführender Pfarrer in der Morizkirche zu Coburg, Helga lehrte erst in Neustadt, dann an der CO I. „Wir sind jeder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt“, lacht Helga Schadeberg. 2002 war der Ruhestand angesagt, na ja, theoretisch zumindest. Denn Michael Schadeberg kümmerte sich weiter seelsorgerisch um die Bewohner im Laurentiushaus und im Faberhaus, feierte dort Gottesdienste und hatte immer ein offenes Ohr für die Menschen. In dieser Zeit wurde auch mit maßgeblicher Initiative der Schadebergs die Hospizarbeit aus der Taufe gehoben und „Lebensraum – ein Hospiz für Coburg“ gegründet. „Das ist unser Kind, wofür wir Pate standen und noch heute stehen“, sagt Helga Schadeberg. Spenden werden gesammelt, Flohmärkte organisiert, die alljährliche Coburger Sozialmeile genutzt, um für die Arbeit des Hospizvereins zu werben. Das sind die „Ur-Schadebergs“: Carlos, Esther und Christian. // Gabi Betram Nie unterkriegen lassen Helga Schadeberg ist noch immer Stiftungsvorsitzende und stellvertretende Geschäftsführerin im Verein. Da gibt es so viel zu erzählen, von der kleinen Mannschaft „Ü-80“, schmunzelt Helga, die noch lange nicht ans Aufhören denkt, vom Welthospiztag, an dem 200 rote Rosen verteilt wurden. Nie haben sich Helga und Michael Schadeberg unterkriegen lassen, immer das Positive gesehen und gemeinsam in enger Vertrautheit Herausforderungen angenommen. Und sie haben sich auch nicht davon runterziehen lassen, dass ihnen ein eigenes Kind verwehrt war. Als Helga, in dieser Zeit Lehrerin in Erlangen, einem Mädchen begegnete, das so offensichtlich in seelischen Nöten war, wurde nicht lang gezögert und Gabi wurde als Pflegetochter aufgenommen. Nicht viel später hatten die Schadebergs die Chance, ein Kind zu adoptieren. Die kleine Esther kam mit einem viertel Jahr in die Familie. Doch sie sollte nicht allein aufwachsen, und so wurde Christian adoptiert, gerade mal ein paar Tage alt und nicht gewollt. Eine weitere Zäsur setzte der Vietnamkrieg. „Die Bilder in der Zeitung von den beiden vor den Napalmbomben fliehenden Kindern hat uns nicht losgelassen“, erzählt Helga. Über Umwege nahmen die Schadebergs Kontakt zu der Organisation „Terre des hommes“, Hilfe für Kinder in Not, auf. Warum nicht Kindern helfen, die in Not sind und täglich ums Überleben kämpfen müssen. Sie bekamen die Kinderakte von einem kleinen Kolumbianer. Carlos, erinnert sich Helga, war fünf oder sechs, so genau weiß man das bei Straßenkindern in Kolumbien nicht. Mit einem Freund fuhr Michael damals mit dem Auto nach Paris, um Carlos, der mit einem Kindertransport am Flughafen ankam, abzuholen. „Der Kleine hatte schon Bilder von gesehen, kam gleich zu mir, nahm meine Hand und sagte Papa“, noch heute ist Michael Schadeberg von diesem Moment zutiefst gerührt. Esther und Christian freuten sich auf den neuen kleinen Bruder, der auch schnell Deutsch lernte. +++ Bleiben Sie mit dem Coburger Tageblatt auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++ Um mehr über das Schicksal des Kindes zu erfahren, flog Helga selbst nach Kolumbien, lernte dort in einem Kinderheim die kleine Anna kennen, körperbehindert und laut Kinderhilfsorganisation nicht zu vermitteln. Das hat Helga Herz berührt, warum sollte dieses Kind keine Chance bekommen? Doch Anna war nicht allein, hatte noch eine Schwester Irene. Kurz telefonierte Helga mit ihrem Mann, und als sie nach Hause kam, standen schon die Kinderbettchen bereit. Fünf Adoptivkinder „Irgendwie sind uns diese Kinder vor die Füße gefallen.“ Und sie fanden im Hause Schadeberg eine Familie, die in sich ruhte. „Wir sind auf unsere fünf Adoptivkinder und unsere Pflegetochter stolz. Aus allen ist etwas geworden, und wir haben schon acht Enkel und zwei Urenkel“, freuen sich die beiden, die eine, wenn auch winzige, so doch riesengroße Wunde der Welt geheilt haben. Menschlichkeit kann einfach sein. Und Liebe so groß. Michael Schadeberg ist gesundheitlich angeschlagen. Auf seine Helga kann er noch immer zählen, in jeder Minute. „Wir haben einen vollen Tag“, sagt Helga, und ihr Mann streicht ihr über die Hände: „Du“. Am Dienstag wird die diamantene Hochzeit gefeiert – wie vor 60 Jahren. Familie ist da und Freunde kommen. Michaels Bruder Thilo ist mit seiner Frau per Rad aus Holland angereist. Die Predigt in der Salvatorkirche hält Katharina Neeb, Kirchenrätin in München, die Tochter eines Freundes, die Michael getauft hat. An der Orgel sitzt Peter Stenglein. Und die Gedanken werden auf Reisen gehen, als der junge Vikar die Lehramtsanwärterin zum Altar führte. Lesen Sie auch Von Coburg nach Bulgarien Zar Ferdinand kommt in seine Heimat Schon als Zar Ferdinand I. von Bulgarien vor 76 Jahren starb, wusste er, dass er seine letzte Ruhestätte in seiner Heimat finden wollte. Bald ist es so weit. Gefühlvolle Inszenierung Premiere von "Don Giovanni": Das Beben in den Seelen Das Landestheater hat einen tief zu Herzen gehenden „Don Giovanni“ herausgebracht. Wie die zeitlose Inszenierung von Béatrice Lachaussée in der musikalischen Leitung von Mark Rohde tief in die Mozartsche Gefühlswelt eindringt. Europawahl 2024 Europa-Bus kommt nach Neustadt und Coburg Der Europa-Showtruck macht Halt in Neustadt, um über die bevorstehende Europawahl zu informieren. Dieses Jahr dürfen zum ersten Mal auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Brief nach München Coburger Pfarrer bewirbt sich als Bayern-Trainer Sascha Ebner hat am Freitag eine „Initiativbewerbung“ abgeschickt. Sein Motto: „Wenn mein Verein mich braucht, bin ich für ihn da.“ Er sieht sogar Parallelen zwischen Kabine und Gotteshaus. Clever mit dem Tageblatt Das Leben von Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha Über das Leben des ehemaligen Zars von Bulgarien und Eisenbahnliebhabers Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha, auch bekannt als "Foxy Ferdie" im Exil in Coburg.