Duftende Tradition Wurzbüscherl zu Mariä Himmelfahrt Jedes Wurzbüscherl ist individuell. // Spitzi-Foto, adobe stock von Laura Schmidt TEILEN  07.08.2024 Bamberg – Verschiedene Heilpflanzen, die zu einem Strauß gebunden und geweiht das Böse abhalten sollen: Das sind Wurzbüscherl. Gertrud Leumer erklärt, was hinter der Tradition steckt und was alles rein muss. Kennen Sie die Tradition der Wurzbüscherl zu Mariä Himmelfahrt? Lange Zeit ist sie in Franken ein bisschen in Vergessenheit geraten, doch in der Kräutergärtnerei Mussärol in Bamberg lebt sie fort. Inhaberin Gertrud Leumer erklärt, was es damit auf sich hat. Gertrud Leumer mit einer Königskerze, deren Spitze meist in die Mitte von Wurzbüscherl eingebunden wird. // Laura Schmidt Wurzbüscherl sind Gebinde, die aus zahlreichen Heilkräutern bestehen. „Man verwendet vor allem Heilpflanzen, die Böses von Haus und Hof fernhalten sollen“, erklärt Leumer. Traditionell werden diese Kräuter zu Mariä Himmelfahrt am 15. August gesammelt, zum Wurzbüscherl gebunden, geweiht und anschließend entweder im sogenannten Herrgottswinkel oder über der Haus- oder auch der Stalltür aufgehängt – von welchem Ort man eben das Böse fernhalten will. Sehr alte Tradition Die Tradition hat ihren Ursprung in der Zeit vor der Christianisierung, wurde aber später von der Kirche übernommen. Frauen haben Kräuter, die in ihrer Umgebung wuchsen und die sie kannten, gesammelt. Entsprechend individuell waren Wurzbüscherl – und sind es heute noch. „Jeder ist etwas anders. Die Bandbreite der darin verarbeiteten Heilpflanzenarten reicht von sieben bis zu 77 .“ Gertrud Leumer selbst bindet bei Mussärol zwölf Kräuter ein, für jeden Monat des Jahres eines. Mit dabei sind unter anderem Ysop, Thymian, Bohnenkraut, Estragon, Haselnuss, Minze, Ringelblume und Oregano. Russischer Estragon ist Teil der Mussärol-Wurzbüscherl. // Was alle Wurzbüscherl in aller Regel gemeinsam haben: Eine Königskerze – alternativ Eibisch – in der Mitte. Beide Kräuter sind schleimlösend. Um sie herum werden kreisförmig, von groß nach klein von innen nach außen, die anderen Pflanzen eingebunden. „Außen kann man mit Ringelblumen oder Ysop einen farblichen Akzent setzen“, empfiehlt Leumer. Anschließend wird der Büschel mit einem Bast befestigt. Solide Pflanzenkenntnisse sind Voraussetzung Sammeln kann jeder, der sich mit Kräutern und Heilpflanzen auskennt. Solide Pflanzenkenntnisse sind vor allem dann wichtig, wenn man die Kräuter des Wurzbüscherl im Laufe des Jahres in der Küche verwenden will – sonst ist die Gefahr einer Vergiftung zu hoch. Wurzbüscherl gibt es aber auch zu kaufen, etwa bei Mussärol in Bamberg. Dort können Interessierte am 14. August auch direkt beim Binden zusehen und sich von Expertin Gertrud Leumer erklären lassen, welche Heilpflanzen eingearbeitet werden und welche Wirkung sie haben. Ihnen gefällt der Beitrag? Jede Woche geben unsere Expertinnen und Experten wertvoll Gartentipps in unserem Newsletter. Jetzt hier abonnieren. Das könnte Sie ebenfalls interessieren: Jupps Gartentipps Gewürzkräuter richtig ernten Bei der Kräuterernte kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Einige Pflanzen sind nach der Blüte noch essbar, andere nicht. Worauf Sie achten sollten. Jupps Gartentipps Harmonie im Blumenbeet: Tipps und Tricks Fränkische Gärten verführen mit ihren Farbkombinationen. Erfahren Sie hier, wie Sie durch die Auswahl der Pflanzen Ihren Garten optisch in Einklang bringen.