Vorfall in Erlangen
Parallelen zum Mordfall „Daniel W.“?
In der Nacht zum 19. August entdeckten Passanten im Bayreuther Stadtteil Oberkonnersreuth die Leiche von Daniel W.
In der Nacht zum 19. August entdeckten Passanten im Bayreuther Stadtteil Oberkonnersreuth die Leiche von Daniel W.
News5
Christoph Hägele von Christoph Hägele Fränkischer Tag
Bayreuth – Die Festnahme eines 33-Jährigen könnte Bewegung in den Bayreuther Radweg-Mord bringen. Der Tatverdächtige hatte einen Hammer auf einen Radfahrer geworfen.

Die Ermittler der Bayreuther Soko „Radweg“ stapeln tief. Sie wollen keine falschen Hoffnungen wecken, weder bei den Angehörigen des ermordeten Daniel W. noch bei der am Mord und seiner Aufklärung interessierten Öffentlichkeit. „Stand heute ist das keine große Sache“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Aber natürlich, man werde sich den Vorfall aus Erlangen mit der gebotenen Sorgfalt anschauen. Dann sehe man weiter.

Am Dienstagabend hatten Polizeibeamte in der Erlanger Innenstadt einen 33 Jahre alten Mann festgenommen. Der Tatverdächtige soll zuvor einen Hammer auf einen Radfahrer geworfen und diesen dabei nur knapp verfehlt haben. Weil die Beamten dem 33-Jährigen einen „psychischen Ausnahmezustand“ attestierten, brachten sie ihn in einer Fachklinik unter. Dort befindet er sich bis heute.

„Aktenzeichen XY“ hilft nicht

Festgenommen wurde der 33-Jährige ausschließlich aufgrund seines mutmaßlichen Hammerwurfs. Einen Zusammenhang zwischen seiner Festnahme und dem Mord an Daniel W. besteht nicht. Auf diese beiden Feststellungen legt ein Sprecher des oberfränkischen Polizeipräsidiums großen Wert.

Dennoch schrillen bei den Begriffen „Hammer“ und „psychischer Ausnahmezustand“ in der Bayreuther Soko „Radweg“ zwangsläufig die Alarmglocken. Noch immer wissen die Ermittler nicht, wer in der Nacht auf den 19. August 2020 den 24-jährigen Daniel W. auf einem Radweg im Bayreuther Stadtteil Oberkonnersreuth ermordet hat.

Seit dieser Nacht fahndeten zeitweise über 30 Ermittler der Soko nach dem Täter. „Die Ermittler haben einige Personen überprüft“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Den Täter überführt haben sie nicht.

Auch die Unterstützung durch die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ brachte nicht den erhofften Durchbrach. Zwar gingen im Nachgang zur Sendung Ende April rund 200 Hinweise aus dem gesamten Bundesgebiet ein. „Ein heiße Spur war nicht darunter“, sagt ein Polizeisprecher.

Zu den wenigen Beweismitteln, die den Beamten noch immer Ermittlungsansätze ermöglichen, zählt der 500 Gramm schwere Kopf eines älteren Schlosserhammers. Auf diesen stießen die Ermittler am Tatort. Der dazugehörige Stiel fehlt bis heute.

Diesen Hammerkopf fanden Ermittler am Bayreuther Tatort.
Diesen Hammerkopf fanden Ermittler am Bayreuther Tatort.
PP

Fest steht, dass es sich bei dem betreffenden Hammerkopf nicht um die Tatwaffe handelt. Daniel W. wurde mit zahlreichen Messerstichen getötet.

Gleichwohl wollen die Ermittler bis heute nicht ausschließen, dass der Hammerkopf mit Tat und Täter in Verbindung steht.

Zwei Täterprofile

Im Auftrag der Bayreuther Soko hat der Profiler Alexander Horn zwei mögliche Täterprofile entwickelt.

Der Mörder von Daniel W. könnte – Hypothese 1– mit dem Mord eine lange gehegte Tötungsfantasie verwirklicht haben. Der Mörder könnte – Hypothese 2 – „im Rahmen einer psychischen Auffälligkeit“ gehandelt haben.

Zumindest bei oberflächlicher Betrachtung erfüllt der in Erlangen verhaftete 33-Jährige die beiden mutmaßlichen Tatmerkmale „Hammer“ und „psychische Auffälligkeit“. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Mittelfranken soll der 33-Jährige erst in den kommenden Tagen vernommen werden.

Bis dahin dürfte bei den Ermittlern der Bayreuther Soko zumindest die leise Hoffnung glimmen, im Mordfall „Daniel W.“ womöglich doch den entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein.

 

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