Am Mittwoch hat es die Stadt Forchheim ein weiteres Mal ins Privatfernsehen geschafft. Diesmal mit einem etwa neunminütigen Einspieler in der RTL-Show „Mario Barth deckt auf!“, in welcher der Komiker es auf Deutschlands wohl schlimmste Fälle von Steuergeldverschwendung abgesehen hat.
Tatsächlich ging es in dem Filmchen von Skandalclown Oliver – Kampfname „Luftpumpe“ – Pocher aber gar nicht um Forchheim. Trotzdem erklärte dieser zu Beginn des mit fadem Bayern-Bashing gespickten Segments, dass sein Beitrag von einer kleinen Ortschaft handle, die etwas für die Umwelt machen wollte. Das habe letztendlich aber nicht so ganz hingehauen.
In Wirklichkeit thematisierte der mit irritierenden Kalauern sowie Gags in schlechtem Beckenbauer-Bayerisch gespickte Streifen jedoch eine Budgetverfehlung aus dem Hause von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Dieses hatte für eine Marketingaktion zum Thema Radverkehr 50 Fahrräder unterschiedlicher Bauweise für insgesamt 106.000 Euro gekauft – anstatt sie für lediglich rund 20.000 Euro kurzfristig zu mieten.
Glaubers Ministerium legt nach: Man erfülle den Goldstandard
Nachdem die Aktion vom Rechnungshof des Freistaats kritisiert worden war, kam es zu einer weiteren sowie kostspieligen Entscheidung des Ministeriums. So beschloss man, die Fahrräder dem hauseigenen Fuhrpark hinzuzufügen, was zu einer regelmäßigeren Nutzung führen sollte. Dies gelang offenbar aber nicht wirklich.
Also entschied man sich, Mitarbeitern sowie ihren Freunden und Angehörigen die Fahrräder auch in der Freizeit kostenfrei zu verleihen. Dies führte zu zusätzlichen jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von fast 79.000 Euro. Rund 20.000 Euro davon entfielen allein auf eine Beratung der eigenen Mitarbeiter zum Thema Fahrradmobilität.
Um Glauber zu dieser kuriosen Amigomentalität in seinem Haus zu befragen, entschloss „Luftpumpe“ Pocher sich dazu, den Minister bei einer Aktion in Forchheim zu überrumpeln, bei welcher der Fuhrpark ausnahmsweise mal zum Einsatz kam.
Die Reaktion des Ministers auf die Fragen des Komikers fiel ebenfalls kurios aus. Statt etwa zu beantworten, ob ein Kauf wirklich nötig gewesen sei, erklärte er, dass die Aktion in seinen Augen absolut richtig gewesen sei, da sein Ministerium nun als einziges den sogenannten Goldstandard als fahrradfreundliches Ministerium erfülle. Dabei zog er sein Sakko aus.
Auf die Frage, ob er selbst auch ein Fahrrad fahre, bejahte Glauber und betonte: „Man muss ja auch was für den Körper tun.“ Dabei zeigte er auf seinen Bauch. Meist nutze er aber sein eigenes Rad.
Da kann man sich nur noch fremdschämen
Die erneute Kritik des Bayerischen Rechnungshofes an der Verleihpraxis, welche dazu geführt habe, dass der Fuhrpark zu rund 60 Prozent für außerdienstliche Zwecke genutzt worden sei, müsse er hinnehmen. „Ich fand es eigentlich lässig“, gestand der Umweltminister. Seither habe man aufgehört.
Nach seiner Begegnung mit Thorsten Glauber sprach Pocher noch mit Sebastian Körber, der zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch Verkehrsbeauftragter der bayerischen FDP-Landtagsfraktion war. Dieser erklärte unter anderem zu der 20.000 Euro teuren Mitarbeiterberatung: „Also, ich hab so nen Fahrradkurs als kleines Kind gemacht.“ Der habe nichts gekostet und seither wisse er, wie man Fahrrad fährt.
Nach Ende des Beitrags bleibt der Zuschauer mit der Frage zurück, wofür er sich stärker fremdschämen soll: Pochers plumpes Bayernbashing oder Glaubers Ministerium, das in dem Beitrag wie ein Selbstbedienungsladen wirkte. Mit Forchheim hat all das im Grunde nichts zu tun – Pocher hat hier lediglich Thorsten Glauber abgepasst.
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